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Die San Jose Sharks stehen kurz davor, in das Conference-Halbfinale der Stanley Cup Playoffs 2018 einzuziehen. Die Fins brauchen fürs Weiterkommen nur noch einen Sieg gegen die Anaheim Ducks. Am Mittwochabend (10:30 p.m. ET; GOLF, SN1, TVAS2, NBCSCA, PRIME) könnte Team Teal sogar einen Sweep gegen den kalifornischen Rivalen perfekt machen und die Serie mit 4:0 für sich entscheiden. Während sich die Haie im Powerplay bissig zeigten und für viel Gefahr aus der Tiefe sorgten, droht dieTruppe aus Orange County für Undiszipliniertheiten teuer bezahlen zu müssen.

An Selbstvertrauen dürfte es in San Jose nicht mangeln: Durch den 8:1-Blowout in Spiel 3 stellten die Sharks einen neuen Franchise-Rekord für die meisten Tore in einer Playoff-Partie auf. Goalie Martin Jones erreichte zudem mit 45 Saves (97,8 Prozent Fangquote) eine persönliche Endrunden-Bestmarke.
Einen Selbstläufer auf heimischem Eis in der SAP Arena in Spiel 4 erwarten die Nord-Kalifornier dennoch nicht: "Wir wissen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Teams zu eliminieren ist immer schwierig." Das Eishockey-Sprichwort, wonach der vierte Sieg immer der schwierigste ist, haben sich die Jungs aus der Bay-Area also zu Herzen genommen. In ihrer Franchise-Geschichte brachte San Jose vier von fünf Serien mit einer 3:0-Führung auch erfolgreich zu Ende. Einzige Ausnahme ist das 3:4 gegen die Los Angeles Kings in den Playoffs 2014.

San Jose: Tempo, Tiefe, Torgefahr
Die Sharks begeistern bislang mit jeder Menge Tempo und setzen dem Gegner mit intelligenten Pässen und Spielzügen zu. Dabei ragt die Top-Reihe um Joonas Donskoi, Joe Pavelski und Evander Kane mit insgesamt schon zwölf Scorerpunkten (fünf Tore, sieben Assists) heraus, doch generieren die Haie auch Gefahr aus der Tiefe: Mit Kane (drei Treffer), Logan Couture, Marcus Sorensen, Tomas Hertl (alle je zwei), Pavelski, Donskoi, Timo Meier, Eric Fehr und Brent Burns (je ein Tor) haben schon neun verschiedene Schützen getroffen. 15 von 18 eingesetzten Spielern haben mindestens schon einen Scorerpunkt gesammelt.
Der Schweizer Meier (21) glänzt in der jungen (im Schnitt 22 Jahre alt) und bislang gut funktionierenden dritten Sturmreihe (insgesamt sechs Scorerpunkte) neben Chris Tierney (23) und Kevin Labanc (22) mit drei Scorerpunkten (ein Tor, zwei Assists) in drei Partien. Auch die vierte Linie um Senkrechtstarter Marcus Sorensen (zwei Treffer, eine Vorlage) kommt mit Eric Fehr und Melker Karlsson auf dieselbe Anzahl an Scorerpunkten.
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Brandgefährlich ist zudem das Powerplay: In Spiel 3 kam San Jose auf eine Erfolgsquote von 50 Prozent (4/8). In den bisherigen Playoffs haben die Fins die meisten Überzahl-Treffer aller teilnehmenden Mannschaften erzielt (sechs) und kommen auf einen Wert von 35,3 Prozent. Insgesamt schon 14 Tore (4,67 Treffer/Spiel) bedeutet den gefährlichste Offensive in der Endrunde (zusammen mit den Boston Bruins).
Anaheim: Überfordert und undiszipliniert
Umso erstaunlicher, dass Anaheim dem Gegner derart viele Powerplay-Möglichkeiten ermöglicht. "Schwer zu vergessen" sei Anaheims Auftritt für Ducks-Coach Randy Carlyle, der seine Mannschaft "sehr undiszipliniert und sehr enttäuschend" gesehen hatte. "Wenn du so viele Strafen nimmst, hast du keine Chance. Ich nenne das egoistische Strafen." Besonders im Schlussdrittel, als die Gäste bereits aussichtslos zurücklagen, entlud sich der Frust in vielen unsauberen Aktionen mit Stockschlägen und Stockchecks. 28 Strafminuten sammelten die Enten am Ende - alleine Kapitän Ryan Getzlaf kassierte deren 16 und musste gar vorzeitig zum Duschen.
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Dabei hatten die Ducks mit 46:36 Schüssen das deutlich bessere Schussverhältnis. Diese Zahlen aber wusste Sharks-Goalie Jones richtig einzuordnen: "Sie wollten viele Scheiben zum Tor bringen. Aber die Anzahl der Schüsse sollte uns nicht beunruhigen, denn wir hatten qualitativ deutlich bessere Möglichkeiten. Wir hatten ein paar gute Spielzüge, Alleingänge und das Powerplay war richtig gut." Genau davon bot Anaheim, das mit San Joses Tempo überfordert schien, zu wenig. "Es ist peinlich. Es ist nicht gut genug", ärgerte sich Verteidiger Josh Manson. "Diese Wiederholungsfehler haben uns wehgetan. Wir haben uns nicht richtig gegenseitig abgesichert, zu viele Alleingänge zugelassen und sie haben angefangen, Tore zu schießen", meinte Getzlaf. Vor allem im Mittelabschnitt kamen die Ducks wie schon in den zwei Spielen davor unter die Räder (insgesamt 1:8 Tore). "Wir konnten die Blutung im zweiten Drittel nicht stoppen", musste Abwehrmann Francois Beauchemin zugeben.

Ducks droht der Sweep - Burns verletzt - Thornton vor Comeback?
Nun droht Anaheim der Sweep, also eine 0:4-Serienniederlage. Auf die leichte Schulter aber will San Jose das vierte Aufeinandertreffen nicht nehmen. "Ich erwarte, dass sie alles rausknallen werden, was sie haben. Sie werden um ihr Leben und ihre Saison spielen. Es wird ein schweres Spiel, denn sie werden erneut mit Härte aus der Kabine kommen", warnt Sharks-Center Logan Couture.
Sorgen bereitet den Fins zudem die derzeit noch unbekannte Verletzung von Top-Verteidiger Brent Burns, der die letzte Hälfte des dritten Durchgangs aussetzte. Dafür kündigt sich ein Comeback an: Mittelstürmer Joe Thornton, der aufgrund einer Knie-OP seit dem 23. Januar kein NHL-Spiel mehr bestritten hatte, legte im Training bereits das "No-Contact"-Trikot ab und wirkte beim Warmup vor Spiel 3 mit. Eine Rückkehr des 38-jährigen Routiniers steht also unmittelbar bevor.