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In der Rubrik "NHL Pulse" beleuchtet NHL.com/de an jedem Montag aktuelle Themen, Diskussionen und Entwicklungen der Saison 2018/19, die im Hintergrund des Spielgeschehens liegen.
Heute geht es um die idealen Voraussetzungen für erfolgreiche Stanley Cup Playoffs.

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Alle 31 NHL-Teams müssen in der letzten Woche der Saison 2018/19 noch drei oder vier Spiele absolvieren. Am 10. April starten dann die von Millionen Eishockeyfans sehnlichst erwarteten Stanley Cup Playoffs mit den 16 qualifizierten Teams.
Zehn Mannschaften haben ihre Teilnahme schon fest gesichert, sechs weitere Klubs werden bis zum 6. April noch gesucht, die ihren Traum vom Titelgewinn fortsetzen dürfen.
Die Voraussetzungen unter denen die Qualifikanten in die erste Runde gehen, die im Modus Best-of-7 ausgetragen wird, unterscheiden sich gewaltig.
Manche Klubs sind schon seit etlichen Tagen vom Druck befreit und dürfen sich bereits auf die KO-Spiele freuen, andere müssen voraussichtlich bis zum allerletzten Spieltag um ihre Beteiligung zittern, so eng wie sich die Situation in den beiden Conferences darstellt.
Hierbei stellt sich die grundsätzliche Frage, welche Ausgangssituation die ideale ist, um erfolgreiche Playoffs zu absolvieren? Was ist besser für einen möglichst langen Playoff-Lauf, neben bestmöglicher Gesundheit des gesamten Kaders und der sprichwörtlichen 'Gunst der Stunde'?

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Einer vergleichsweise sehr entspannten letzten Hauptrunden-Woche können zum Beispiel die Tampa Bay Lightning und die Calgary Flames entgegensehen. Beide Mannschaften stehen inzwischen als Sieger ihrer Conference fest..
Bis zum Start der Playoffs dürfen bei diesen Teams insgeheim die Wunden der harten Monate einer langen Saison gepflegt und angegriffene Kraftreserven wieder etwas aufgeladen werden. Die Endergebnisse der ausstehenden Spiele haben für beide Organisationen nur noch untergeordnete, statistische Bedeutung.
Das ist ein Zustand, der auf den ersten Blick sicherlich erstrebenswert ist. Selbstverständlich ist es zunächst einmal gut, wenn ein sportliches Zwischenziel frühestmöglich erreicht werden konnte. Das gibt naturgemäß allen Beteiligten viel Selbstvertrauen, sorgt für entsprechenden Respekt seitens der Konkurrenz und erlaubt es, sich in der verbleibenden Zeit klammheimlich etwas zu schonen. Auch wenn das so offiziell wohl kaum ein Verantwortlicher öffentlich einräumen würde.
Ganz anders stellt sich die Situation bei den Dallas Stars, Colorado Avalanche, Arizona Coyotes, Minnesota Wild im Westen oder bei den Toronto Maple Leafs, Columbus Blue Jackets, Carolina Hurricanes und Montreal Canadiens in der Eastern Conference dar.
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Keines dieser Teams kann sich zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt sicher sein, nach dem Vorrunden-Ende weiterhin am Wettstreit um den Cup teilnehmen zu dürfen.
Die Spieler dieser Mannschaften sind von einem entspannten Austrudeln lassen der Hauptrunde meilenweit entfernt. Gut möglich, dass bei diesen Klubs einmal mehr erst der letzte Spieltag über Wohl und Wehe einer langen, 82 Spiele umfassenden Runde entscheidet.
Spieler zu schonen, Verletzungen geruhsam ausheilen zu lassen, die Wunden zu pflegen, das alles ist für diese Teams schlicht unmöglich. Ganz im Gegenteil: Hier droht im Erfolgsfalle, ein Einzug in die Playoffs mit deutlich aufgebrauchten Kraftreserven und angeschlagenen Spielern.
Das sind nicht die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start in die angestrebten Playoffs. Andererseits bleiben diese Mannschaften mit Sicherheit bis zum finalen Moment voll im Rhythmus, sind bis zur allerletzten Spielminute der Saison konzentriert und motiviert bis in die Haarspitzen.
Was am Ende wirklich die ideale Ausgangslage für erfolgreiche Playoffs ist, lässt sich schlicht nicht vorhersagen. In der über 100-jährige Ligageschichte gab es unterschiedliche Beispiele und Wege zum maximalen sportlichen Erfolg.

2013_StanleyCup_Blackhawks_team_photo

Häufig hat sich der Ligaprimus einer regulären Spielzeit auch den begehrten Stanley Cup gesichert. Zuletzt waren es die Chicagoo Blackhawks in der Saison 2012/13 gewesen, die sich als Gewinner der Presidents' Trophy zusätzlich die Championship zum Abschluss der KO-Runde holten. Im SC-Finale gegen die Boston Bruins setzte sich Chicago damals mit 4:2-Siegen durch und feierte den fünften seiner bisherigen sechs Titel seiner Franchise-Historie.
Selbst für das andere Extrem gibt es einige gute Beispiele aus den vergangenen Jahren. Sowohl die Edmonton Oilers im Jahr 2006 als auch die Los Angeles Kings 2012 zogen jeweils als achtplatziertes Team der Western Conference, sozusagen auf den allerletzten Drücker in die KO-Runde ein.
Die Oilers schafften es im Frühsommer 2006 immerhin bis in das große Finale, in dem sie gegen die Hurricanes unglücklich nach sieben Spielen unterlagen.
Die Kings schafften 2012 den großen sportlichen Wurf. Sie besiegten als an Nummer 8 im Westen gesetztes Team die New Jersey Devils mit 4:2 und holten dadurch erstmals den begehrten Cup nach Los Angeles.

Brown Cup

Diese wenigen Beispiele zeigen bereits, dass es in der NHL schlicht kein Patentrezept gibt, wie man erfolgreiche Playoffs bestreitet.
Allen Siegerteams war stets nur eines gemeinsam: Es lief in den entscheidenden Monaten April bis Juni optimal, als es galt die Konkurrenz in Reihe auszuschalten.
Eine Prognose für den Playoff-Ausgang auf Basis der Saisonplatzierung zu stellen, ist nicht möglich.
Aber seien wir mal ehrlich, genau das macht die ganze Angelegenheit doch so schön für uns alle.