Tim Stuetzle

Die deutsche U20 hat bei der IIHF Junioren-Weltmeisterschaft 2021 in Kanada für eine große Überraschung gesorgt. Sie belegte in Gruppe A den dritten Platz und qualifizierte sich erstmals in der Geschichte des Turniers fürs Viertelfinale. Ebenfalls in der Runde der besten Acht vertreten sind die Titelfavoriten Kanada, USA, Finnland, Schweden und Russland sowie die Außenseiter Tschechien und Slowakei. Das Viertelfinale wird am Samstag im Rogers Place von Edmonton ausgetragen (alle Begegnungen live und kostenfrei auf MagentaSport.de).
Dabei kommt es zu folgenden vier Begegnungen:

Russland - Deutschland
Die deutsche Auswahl geht keineswegs chancenlos in das Duell mit dem russischen Team (Sa. 18 Uhr MEZ). Wenn sie ihre Torchancen weiterhin so konsequent nutzt wie in der Vorrunde, könnte sie für einen weiteren Coup sorgen. In Sachen Schusseffizienz lag Deutschland nach der Gruppenphase auf Platz 2 im Gesamtklassement. 94 Schüsse gab das DEB-Team auf den gegnerischen Kasten ab. 14,89 Prozent davon landeten im Netz. Besser als die Deutschen waren nur die Kanadier mit 20,75 Prozent Schusseffizienz.
Überhaupt ist die Abteilung Attacke das Prunkstück der deutschen Junioren bei diesem Turnier. In vier Spielen erzielten sie 14 Treffer. Tim Stützle (fünf Tore, fünf Assists) und John-Jason Peterka (vier Tore, sechs Assists) stehen mit jeweils zehn Punkten nach der Gruppenphase auf den Plätzen drei und vier der Scorerwertung. Unmittelbar dahinter auf Position fünf folgt Florian Elias (drei Tore, fünf Vorlagen) mit acht Zählern.

Überzeugend war auch das Powerplay mit einer Erfolgsquote von 38,10 Prozent. Da bedeutete Rang drei nach der Vorrunde hinter den USA (40,0) und Finnland (38,46).
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Luft nach oben besteht in der Defensive. 28 Gegentore ließ die deutsche Mannschaft zu. Nur Österreich musste mehr Treffer (29) einstecken. Allerdings gilt es zu bedenken, dass Deutschland beim 3:5 gegen Finnland und beim 2:16 stark ersatzgeschwächt war, da etliche Spieler wegen Corona noch unter Quarantäne standen.
Mit drei Siegen (einer davon in der Verlängerung) und einer Niederlage ging Russland als Zweiter der Gruppe B durchs Ziel. Die Mannschaft präsentierte sich sehr ausgeglichen. Für ihre 16 Tore zeichneten elf unterschiedliche Schützen verantwortlich. Teaminterner Topscorer ist Rodion Amirov mit sechs Punkten (zwei Tore, vier Assists). Extrem gut organisiert sind die Russen im Penalty Killing. Im bisherigen Turnierverlauf überstanden sie 91,67 Prozent aller Unterzahlsituationen schadlos (Rang 2).
Finnland - Schweden
Das skandinavische Derby hätte auch ein hervorragendes Halbfinale abgegeben. Dass es nun schon eine Runde früher dazu kommt (Sa. 21:30 Uhr MEZ), liegt in erster Linie an den Schweden. Nach einem souveränen Start in die WM mit zwei Siegen handelten sie sich zwei Niederlagen ein und fielen dadurch auf den dritten Platz in der Gruppe B zurück.
Die schwedische Auswahl muss sich dringend steigern, wenn sie ihren finnischen Kontrahenten ausschalten und bei der Titelvergabe ein ernstes Wort mitreden möchte. Bei der Schusseffizienz (8,28 Prozent, Platz 6) und im Powerplay (33,33 Prozent, Platz 5) sind die Schweden nur Mittelmaß. Im Penalty Killing (60,0 Prozent, Platz 8) zählten sie sogar bloß zum unteren Drittel. Schwedens gefährlichster Stürmer ist Noel Gunler mit fünf Punkten (vier Tore, ein Assist).

Die Finnen mussten sich als Zweiter der Gruppe A nur den scheinbar übermächtigen Kanadiern beugen (1:4). Ansonsten präsentierte sich das Team wie aus einem Guss. Mit acht Gegentoren stellten sie die drittbeste Abwehr. Platz zwei steht im Powerplay zu Buche (38,46 Prozent). Im Penalty Killing (86,67 Prozent) belegten sie Rang drei.
In der Offensive ragten Topi Niemola (zwei Tore, fünf Assists) und Anton Lundell (drei Tore, drei Assists) heraus. 16 Mal schlugen die Finnen in der Vorrunde insgesamt zu.
Kanada - Tschechien
Die Kanadier gehen als haushoher Favorit in die Begegnung gegen die Tschechen (So. 1 Uhr MEZ). Sie gewannen alle vier Spiele in der Gruppe A und haben als einziges Team noch eine blütenweiße Weste. Sie schossen mit Abstand die meisten Tore (33) und kassierten die wenigsten Gegentreffer (4). Selbst der verletzungsbedingte Ausfall von Kapitän und Center Kirby Dach konnte dem Team nichts anhaben.
Kanada zeigte bislang keine wirklichen Schwächen. Kleinere Nachlässigkeiten schlichen sich beim Powerplay (33,33 Prozent, Platz 5) und im Penalty Killing (73,33 Prozent, Platz 5) ein. Alle vier Gegentore musste der WM-Gastgeber bei eigener Unterzahl hinnehmen. Im Spiel 5 gegen 5 ist das Team nur schwer aus den Angeln zu heben, zumal mit Levi Devon (95,08 Prozent Fangquote, Platz 1) ein exzellenter Schlussmann zwischen den Pfosten steht. Erfolgreichster Scorer der Kanadier ist Dylan Cozens mit elf Punkten (sechs Tore, fünf Assists).

Bei den Tschechen drückte der Schuh im Spiel nach vorne. In den ersten drei Spielen gelangen der Mannschaft lediglich drei Tore. Beim 7:0 im letzten Auftritt stellte sie zumindest unter Beweis, dass sie das Toreschießen nicht völlig verlernt hat. Dennoch gilt das Match gegen Kanada für den Vierten der Gruppe B als eine schier unüberwindliche Hürde. Martin Lang führt das interne Scorer-Ranking bei Tschechien mit vier Punkten (drei Tore, ein Assist) an.
USA - Slowakei
Mit einem 4:0-Sieg im letzten Spiel gegen Schweden sicherten sich die USA in der Gruppe B den Platz an der Sonne. Im nächsten Match (So. 4:30 Uhr MEZ) bekommen sie es mit der Slowakei zu tun, die in der Gruppe A als Vierter das Ticket fürs Viertelfinale löste.
Alles andere als ein Erfolg der US-Amerikaner wäre eine Sensation. Sie wussten in der Vorrunde mit ihrem offensiven Spiel zu überzeugen. Mit 25 Toren waren sie nach Kanada das zweiterfolgreichste Team vor dem gegnerischen Gehäuse. Mit Trevor Zegras verfügen sie über einen brandgefährlichen Angreifer. Mit 13 Punkten (sechs Tore, sieben Assists) führt er derzeit die Scorerwertung des WM-Turniers an. Die Abwehrleistung mit nur fünf Gegentreffern (Platz 2 hinter Kanada) stimmte ebenfalls.

In den Special Teams konnte niemand den USA das Wasser reichen. Sowohl im Powerplay (40,0 Prozent) als auch im Penalty Killing (100,0 Prozent) stehen sie unangefochten an der Spitze.
Kampflos werden sich die Slowaken sicherlich nicht ergeben. Sie müssten aber über sich hinauswachsen und vor allem vor dem Tor schlagkräftiger werden, wenn sie den USA ein Bein stellen wollen. In ihren vier Gruppenspielen hatten sie gerade einmal fünf Treffer zu verzeichnen. Diese gingen auf das Konto von Michal Mrazik (zwei Tore), Roman Faith, Oleksii Myklukha und Martin Chromiak.