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Dass die Los Angeles Kings von den insgesamt 16 für die Stanley Cup Playoffs qualifizierten Franchise der NHL als allererstes ausscheiden würden, das hätten sicherlich nur die allerwenigsten Fans und Experten erwartet. Doch genauso ist es am Dienstagabend gekommen.

Die Kings unterlagen in Spiel 4 ihrer Erstrundenbegegnung in der Western Conference erneut mit einem Tor Unterschied, zum zweiten Mal in der Serie mit 0:1, und verloren somit gegen die Vegas Golden Knights klar mit 0:4.
Damit beginnt in Los Angeles abermals eine für die Spieler der Kings unerwünscht lange Sommerpause. Für den Titelträger der Jahre 2012 und 2014 in diesen Stunden eine nur schwer zu schluckende Pille.
Das große Wundenlecken hat in Kalifornien inzwischen eingesetzt, denn richtig zu erklären vermochte sich diese Packung gegen das Expansionsteam der Liga, das erstmalig in einer Playoffrunde antrat, bei den vergleichsweise routinierten und erfahrenen Kings niemand.
Der letzte Sweep zu Gunsten des sportlichen Gegners in der KO-Phase unterlief Los Angeles übrigens im Jahr 2000, als sie im damaligen Western Conference-Finale den Detroit Red Wings ebenso glatt mit 0:4 in der Serie unterlagen.

Viel frustrierender als die reine Niederlage empfanden viele im Umfeld der Kings jedoch die Tatsache, dass dem eigenen Team in allen vier Begegnungen zusammen lediglich kümmerliche drei Treffer gelangen. Dies ist ein neuer Negativrekord in der langen Franchise-Geschichte der Kalifornier.
Drei eigene Tore sind in Summe natürlich zu wenig, um den Gegner in einer so hochkarätigen Serie im Eishockey auszuschalten und ist rein rechnerisch schon gar nicht möglich. Da half es fast schon logischer Weise wenig, dass sich das Team einmal mehr auf ihren Torwart Jonathan Quick vollauf verlassen konnten.
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Quick verbuchte mit einem Gegentorschnitt von 1,55 und einer Fangquote von 94,7% jedenfalls gewohnt gute Werte. Das Pech des Goalies war allerdings, dass sein Gegenüber Marc-Andre Fleury ihn in dieser Hinsicht sogar noch übertraf und die Angreifer der Kings mit seinen Leistungen schier zur Verzweiflung trieb.
Bedenklich ist insbesondere, dass die Kings seit dem letzten Stanley Cup-Erfolg im Jahre 2014 inzwischen eine magere Playoff-Bilanz von 1-8 aufweisen und dabei alle ihre fünf Heimspiele in den letzten vier Jahren abgegeben haben. So wie in der gerade beendeten Serie gegen Vegas, waren die Spiele dabei schon traditionell eng. Sieben der acht Partien wurden durch ein einziges Tor Unterschied entschieden.
"Darum geht es eben in den Playoffs. Die Spiele sind immer eng", beklagte Anze Kopitar nach dem Aus am Dienstag. "Als die Serie los ging, da galten die Knights als sehr offensivstark. Jetzt hatten wir jedoch eine recht torarme Serie."
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Doch richtig Trost spenden konnte diese Tatsache den Verlierern natürlich nicht. Allenfalls ist es ein Hinweis darauf, dass die Leistung der Kings gar nicht so schlecht war, wie es das reine Serienergebnis einem glauben machen könnte.
Coach John Stevens wusste nach dem Ausscheiden zunächst gar nicht so recht, woran es denn eigentlich gelegen hatte, dass es für sein Team nicht zu mehr reichte: "Wir haben uns von Spiel zu Spiel verbessert. In Spiel 2 mussten wir auf Drew Doughty verzichten. Das war schon ein großer Nachteil. Das erste Heimspiel war in Ordnung. Diesmal waren wir noch etwas stärker. Das war sicherlich unser bestes Spiel der Serie. Wir hatten unsere Chancen in den Spielen, aber Fleury war wirklich sehr gut. Unsere Chancenverwertung hätte am Ende des Tages eben besser sein müssen."
Zunächst fiel es ihm schwer den Blick nach vorne zu richten: "Ich habe den Jungs erst einmal gar nicht viel gesagt. Die Stimmung ist natürlich entsprechend schlecht gewesen. Wir müssen das erst verarbeiten und reflektieren. Ich kann der Mannschaft keine großen Vorwürfe machen."
Wenn der erste Schmerz vergangen sein wird, dann werden die Kings vermutlich erkennen, dass ihr eingeschlagener Weg grundsätzlich nicht ganz verkehrt ist. Nach dem kompletten Verpassen der Playoffs im Vorjahr, dem Trainerwechsel hin zu Stevens, zeigten die Kings im Laufe des jetzt für sie unerfreulich früh beendeten Eishockeyjahres viele gute Ansätze.
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Viele der zuletzt noch kritisierten Akteure im Kader steigerten sich nach einer arg enttäuschenden Spielzeit in 2016/17 deutlich, konnten eine zumindest ordentliche, wenn auch sicherlich keine überragende Runde abliefern, so dass die Kings diesmal zumindest wieder an den Playoffs teilnehmen durften.
Darauf lässt sich schon wieder optimistisch aufbauen. Die Richtung, in die sich das Team entwickelt hat, stimmt grundsätzlich wieder, wie auch die große Enttäuschung der Gegenwart beweist. Das Team hat Potenzial zum Erfolg. Wäre das nämlich nicht der Fall, dann wäre die Trauer heute nicht dermaßen groß in Los Angeles und Umgebung.
Jetzt gilt es für das Franchise neue Kräfte zu sammeln und das Team rund um Top-Goalie Quick, mit einer schon jetzt soliden Abwehr, in der Offensive gezielt zu verbessern. In diesem Zug wird auch die Zukunft des deutschen Stürmers Tobias Rieder zu klären sein, der im kommenden Juli zum restricted Free Agent wird und bisher nicht die, bei seinem Wechsel Ende Februar von den Arizona Coyotes anvisierte, erhoffte Verstärkung war. Aber vielleicht klappt es gerade mit ihm im kommenden Frühjahr wieder etwas besser in den Playoffs.