USA GER WJC 12.27

Die deutsche Auswahl verpasste am zweiten Tag der U20-Weltmeisterschaft mit einer 3:6-Niederlage gegen die USA eine Sensation, die bei zweimaliger Führung lange Zeit in der Luft lag. Die Mannschaft trat nicht wie ein Aufsteiger auf, sondern wie ein Gegner auf Augenhöhe, der um mehr als nur den Klassenerhalt spielen will. Dominik Bokk, der in der ersten Runde des NHL Draft 2018 von den St. Louis Blues gewählt wurde und Moritz Seider, den sich die Detroit Red Wings dieses Jahr in der ersten Runde sicherten, überzeugten genauso wie das 17-jährige DEL-Trio aus Jason Peterka (Red Bull München), Tim Stützle (Adler Mannheim) und Lukas Reichel (Eisbären Berlin), die als aussichtsreiche Kandidaten für den kommenden Draft gelten.

Bereits der Beginn des Spiels sollte die erwartete Rollenverteilung komplett auf den Kopf stellen. Nach 86 Sekunden kassierte Oliver Wahlstrom zwei Minuten wegen Beinstellens und verschaffte den deutschen Junioren ein frühes Powerplay. In Überzahl spielte der Mannheimer Stützle einen traumhaften Querpass vor dem Gehäuse von US-Torwart Dustin Wolf auf den Münchner Peterka, der Wolf nach 2:32 Minuten aus spitzem Winkel keine Chance ließ.

Die Mannschaft von Bundestrainer Tobias Abstreiter spielte auch nach dem frühen Tor munter mit, erarbeitete sich Spielanteile und Chancen und verschaffte sich mit harten Checks Respekt. Dennoch gelang den USA in der achten Minute der Ausgleich durch Jordan Harris. Das Spiel blieb weiter offen, beide Teams tauschten Chancen aus. Weniger als eineinhalb Minuten vor der ersten Pause kam dann der Schock für Deutschland. Zac Jones traf wie zuvor Harris mit einem Präzisionsschuss in das rechte Kreuzeck.
Wer nach der Führung der US-Boys jedoch eine klare Angelegenheit erwartete, sollte schnell eines Besseren belehrt werden. Das Team der Außenseiter gab sich nicht auf, überzeugte weiterhin mit schönem Eishockey und belohnte sich bald selbst. Während Trevor Zegras in der 23. Minute für die USA auf der Strafbank saß, feuerte Kapitän Seider den Puck an die Bande hinter dem Tor und erneut Peterka staubte im Powerplay ab. Nach 28:36 Minuten ließ Dominik Bokk, der bei den Carolina Hurricanes unter Vertrag steht und an Rögle BK in der Schwedischen SHL ausgeliehen ist, erneut auf eine Sensation hoffen. Nach seinen Vorlagen zu den ersten beiden Toren der Deutschen traf er selbst zur zweiten Führung für Abstreiters Mannschaft.

"Das Momentum wechselt in einem Spiel immer wieder", erklärte US-Stürmer Curtis Hall und erinnerte sich an die bittere 4:6-Niederlage gegen Kanada am Abend zuvor. "Gestern Abend lagen wir gegen Kanada 2:0 vorne, daher wissen wir, dass alles möglich ist. Heute sind wir dran geblieben und waren geduldig."
Die Amerikaner blieben jedoch ruhig und warteten auf ihre Chancen. In der 35. Minute glich Shane Pinto aus. 89 Sekunden vor Ende des Drittels traf Hall zur 4:3-Führung. Besonders sehenswert war dabei nicht sein Abschluss, sondern die Vorlage von Zegras, der hinter dem Tor aus der Drehung direkt vor das Tor ablegte.
"In den ersten beiden Dritteln hätten wir besser spielen können", räumte Stürmer Bobby Brink ein. "Im dritten Drittel haben wir das Spiel einfach gehalten, haben in der Offensive gespielt, sind hinter ihre Abwehr gekommen. Sie hatten einen guten Start, wir nicht, aber im dritten Drittel haben wir hinter dem Tor gut gearbeitet, hatten Zug zum Tor und haben uns so Chancen erarbeitet."
Im dritten Drittel sorgten die Amerikaner am Ende jedoch mit einem Doppelschlag für klare Verhältnisse. Brink erhöhte den Vorsprung in der 48. Minute auf zwei Tore, Wahlstrom sorgte in der 51. Minute für das Endergebnis.
"Am Ende haben wir ein wenig aufgegeben und das ist sicher nicht unsere Art", gab Stützle zu und erklärte damit den Ausgang des Spiels. "Aber ich denke, dass wir in den ersten beiden Dritteln eine großartige Arbeitshaltung gezeigt haben. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir haben hier eine geniale Truppe."
Am Ende kamen für die deutsche Nationalmannschaft im ersten Spiel der U20-WM zwar keine Punkte heraus, den Respekt ihrer Gegner dürften sich die deutschen Jungs aber allemal verdient haben. Das Team trat mutig, kreativ und effizient auf und zeigte sich als gefährlicher Gegner, der auf höchstem Niveau mithalten kann. In dieser Form könnte mit ein wenig Glück die Überraschung gegen einen der großen Gegner gelingen. Die nächste Chance zu einem Überraschungssieg steht am Samstagnachmittag um 15 Uhr (live auf Magenta Sport) an, wenn das Duell mit dem Gastgeber, der Tschechischen Republik, ansteht.
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Slowakei erfüllt die Pflicht gegen Kasachstan mit viel Mühe
Die Slowakei erarbeitete sich am Nachmittag einen knappen 3:1-Pflichtsieg gegen den Außenseiter aus Kasachstan. Nach 24 torlosen Minuten brachte Oliver Okuliar die Slowaken in Führung, die Kasachen antworteten jedoch fünf Minuten später in Person von Maxim Musorov mit dem Ausgleich. Erst in der 58. Minute brachte Daniel Tkac die Entscheidung für die Favoriten, Robert Dzugan legte sieben Sekunden vor der Schlusssirene zum Endstand nach.