"Die Unterstützung des 'siebten Mannes' verliert zunehmend an Bedeutung." Das mag mit zunehmender Professionalisierung des Leistungssports gelten, für den ein oder anderen Klub spielt jedoch der Heimvorteil wie eh und je eine gewichtige Rolle. Bei keinem Team in der NHL ist die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtserfolgen so groß wie bei den Philadelphia Flyers. Sie haben als einziges der punktbesten zehn Teams in der Eastern Conference auswärts mehr Partien in der regulären Spielzeit verloren als gewonnen (13-15-3). Im Conference-Klassement belegen die Flyers mit 73 Punkten den fünften Platz, in der Auswärtstabelle stehen sie auf Platz zwölf, ligaweit sogar nur an 22. Stelle.

Den jüngsten Nachweis ihrer Heimstärke lieferten die Mannen von Coach Alain Vigneault am Dienstagabend ab: Mit 5:1 deklassierten sie die Columbus Blue Jackets. Die Flyers zeigten ihren Gästen schnell, wer das Sagen im Wells Fargo Center hat. Knapp dreieinhalb Minuten waren absolviert, als Kevin Hayes die Halle erstmals zum Brodeln brachte. 62 Sekunden später schloss Sean Couturier einen Alleingang mit einem Schuss durch die Beine von Elvis Merzlikins ab, erhöhte auf 2:0 und die Luft brannte.
Vigneault fasste das Erfolgsrezept kurz und bündig zusammen: "Wir konnten ein paar unserer Gelegenheiten nutzen. Letztendlich muss man Kapital daraus schlagen, und das ist uns gelungen. Man muss zum Tor ziehen. Wir haben das umgesetzt und die Pucks fanden ihren Weg ins Gehäuse."
Als die Sirene zum Pausentee bat, hätten die Blue Jackets bereits ihre Taschen packen können. Die Wahrscheinlichkeit ging gegen Null, dass sie in der Partie etwas reißen würden. Die New York Islanders waren in dieser Saison die Einzigen, die nach einem Rückstand zur ersten Drittelpause aus Philadelphia noch etwas Zählbares mitnehmen konnten - sie gewannen 4:3 nach Penaltyschießen.
Wenn die Flyers zuhause einmal vorne liegen, dann lassen sie sich äußerst selten noch Punkte entführen, zuletzt am 16. November im Spiel gegen die Islanders und am 23. November beim 2:3 n. P. gegen die Calgary Flames. Philadelphias beeindruckende Heimbilanz lautet 9-0-1 bei Führung nach dem ersten Durchgang und 14-0-2 nach dem Mittelabschnitt.

20 Heimsiege wie die Flyers (20-5-4; 75,9 %) konnten bisher nur die Tampa Bay Lightning (20-7-2; 72,4 %), die Pittsburgh Penguins (22-5-4; 77,4 %) und die Boston Bruins (21-2-9; 79,7 %) einheimsen. Wer an torreichen Eishockeypartien des Heimteams seinen Gefallen findet, der sollte eine Reise nach Philadelphia in Erwägung ziehen und sich ein Spiel der Flyers ansehen.
Im Durchschnitt erzielten die Flyers 3,55 Tore pro Heimspiel. Damit teilen sie sich mit den Vancouver Canucks (3,55) ligaweit den vierten Platz hinter den Lightning (4,03), Avalanche (3,69) und Panthers (3,67). Während diese Konkurrenten vor heimischer Kulisse auch gerne einmal das ein oder andere Tor zu viel zulassen, beeindrucken die Flyers zusätzlich durch ihre kompakt stehende Defensive. Sie ließen ligaweit die wenigsten Gegentore zu, sowohl absolut (60) als auch im Schnitt pro Spiel (2,07).
Den Flyers dürfte beim Versuch, sich für die Stanley Cup Playoffs zu qualifizieren, ihre Heimdominanz in die Karten spielen. Nur ein Punkt beträgt ihr Vorsprung gegenüber dem ersten Nicht-Playoffplatz, deren fünf sind es auf die zehntplatzierten Panthers, die jedoch noch ein Spiel in der Hinterhand haben. Es könnte sich ebenso auszahlen, dass die Flyers in zwölf ihrer verbleibenden 22 Saisonpartien zuhause antreten dürfen.
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Das gewohnte Umfeld treibt sie zu Höchstleistungen an. Angespornt von den eigenen Fans halten sie mit den Besten der Liga mit und an Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit mangelt es ihnen in der Tat nicht.
"Wir müssen nur unser Spiel durchziehen. Wenn es uns auf die richtige Art und Weise gelingt, dann schaffen wir es in die Playoffs", ist sich Flyers-Stürmer Couturier sicher.
Am Donnerstag findet das Rematch gegen die Blue Jackets in der Nationwide Arena von Columbus statt (Fr. 1 Uhr MEZ; NHL.tv). In den Tagen danach treten die Flyers drei weitere Male daheim an. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie bis zum Monatsende ihren dritten Platz in der Metropolitan Division gefestigt haben.