Am Freitag unterlagen die Minnesota Wild daheim gegen die Dallas Stars mit 1:4. Die Best-of-7-Serie endete dadurch nach sechs Begegnungen mit einem 4:2-Sieg der Texaner. Für Minnesota bedeutete dies ein weiteres allzu frühes Ende einer NHL-Saison. Seit 2015 gelang es dem Team nicht mehr in die zweite Runde der Stanley Cup Playoffs einzuziehen. NHL.com/de analysiert die Gründe für das Aus der Wild.

Gute Ausgangslage verspielt
Nach den ersten drei Begegnungen standen die Chancen auf ein Weiterkommen für Minnesota noch gut. Einem 3:2 n. V. in Spiel eins ließ Minnesota einen 5:1-Erfolg im dritten Kräftemessen folgen und der Außenseiter führte in dieser Serie mit 2:1 Siegen. Selbst beim torreichen 3:7 in Spiel 2 der Serie lieferte die Offensive Minnesotas einige Gründe für Optimismus und grundsätzliche Zufriedenheit.
Die gute Ausgangslage verflüchtigte sich im weiteren Verlauf der Postseason ebenso wie die Treffsicherheit der Wild-Akteure auf dem Eis. Die Spiele vier bis sechs gingen mit 3:2, 4:0 und 4:1 jeweils an die Stars. Zwei davon fanden vor der begeisterungsfähigen Anhängerschaft der Wild statt. Die mangelhafte Offensivleistung Minnesotas machte am Ende den Unterschied im Duell gegen Dallas.
"Das ist im Moment schwer zu erklären. Es ist noch so frisch und sehr frustrierend", sagte Kapitän Jared Spurgeon nach dem Ausscheiden. "Wir hatten in der Serie einige Momente, in denen wir Spiele hätten gewinnen können, aber wir haben das dann nicht geschafft. Das ist etwas, worauf wir uns nächstes Jahr und die nächsten Jahre konzentrieren müssen. Wenn wir diese Chancen bekommen, müssen wir sie auch nutzen. Es ist einfach jedes Jahr frustrierend, wenn es so endet."
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Torhütervergleich ging an die Stars
In einer engen Serie machen die Torhüter häufig den entscheidenden Unterschied. Das war auch beim Vergleich zwischen den Wild und den Stars so. Am Ende war es Dallas-Goalie Jake Oettinger, der der Held dieser Vergleiche wurde. Er überragte in den Spielen fünf und sechs, trieb die Angreifer der Wild schier zur Verzweiflung.
Oettinger zeigte im Serienfinale am Freitag 22 Saves für die Gäste, nachdem er in deren Heimspiel zuvor beim wichtigen 4:0 von Minnesota gar nicht zu bezwingen war. Nach den ersten sechs Einsätzen dieser Postseason steht für ihn eine Fangquote von durchschnittlich 92,9 Prozent in den Statistiken. Da konnten Filip Gustavsson (2,33 Gegentore im Schnitt, 92,1 Prozent Fangquote) und Routinier Marc-Andre Fleury (5,48 GAA und 81,1 Prozent Fangquote) auf Seiten der Wild in dieser Serie auf Dauer nicht mithalten. Gutavsson, der erstmals in seiner NHL-Karriere in vier Playoff-Spielen hintereinander eingesetzt wurde, hielt im sechsten Spiel 23 Torschüsse. Fleury, der beim 3:7 in Spiel 2 eingesetzt wurde, durfte auch im finalen Spielabschnitt am Freitag ran, konnte im Schlussabschnitt aber das Aus seines Teams nicht mehr verhindern.

MIN@DAL, Sp5: Oettinger stoppt alle 27 in Spiel 5

Heimschwäche der Wild hielt an
Trotz der traditionell herausragenden Unterstützung ihrer Fans gelingt es den Wild auf eigenem Eis zu selten, den Heimvorteil zu nutzen. Die finale Niederlage der Saison 2023 verschlechterte die Ausbeute der Wild in Playoff-Heimspielen auf 5-14, seit sie im Jahre 2015 durch einen Sieg gegen die St. Louis Blues in der ersten Runde der K.o.-Phase letztmalig in die zweite Runde einziehen konnten. Auch in diesem Frühjahr gingen von den drei Auftritten vor den eigenen Fans zwei verloren. Da ist es natürlich schwer, sich in einer Serie gegen einen starken Gegner erfolgreich durchzusetzen.
Trainer Dean Evason sah dennoch auch positive Ansätze: "Ich bin stolz auf die Art und Weise, wie die Jungs das ganze Jahr über aufgetreten sind. Ich liebe die Gruppe. Ich liebe unsere Teammentalität und die Art und Weise, wie wir das ganze Jahr über füreinander eingetreten sind, wie hart wir gekämpft haben. Es ist im Moment sehr schwer. Dies ist eine sehr schwierige Liga. Ich bin stolz auf unser Team und auf das, wofür es steht."
Müdes Powerplay war Stimmungskiller
Im sechsten und letzten Vergleich mit Dallas gelang es Minnesota endlich, besser der Strafbank fernzubleiben. Das war wichtig, denn nach fünf Begegnungen nutzten die Stars neun ihrer 22 Überzahlspiele zu einem Treffer. Am Ende brachte den Hausherren ihre erlangte Disziplin wenig, denn bei eigener Überzahl strahlte das Team zu wenig Gefahr aus. Keines ihrer beiden Powerplays konnte in Spiel 6 genutzt werden, und auch insgesamt sah die Erfolgsquote in dieser Disziplin mau aus. Lediglich vier von 22 Möglichkeiten führten zu Toren. So konnte nur schwer Momentum aufgebaut werden. Den Fans gefiel dies gar nicht. Deutlich wahrnehmbare Buh-Rufe am Freitag waren die Folge.
Kaprizov mit Ladehemmung
Stürmer Kirill Kaprizov, der am Mittwoch 26 Jahre alt wurde, hat in den sechs Spielen der K.o.-Phase für die Wild nur ein Tor erzielt, nachdem er in der regulären Saison mit 75 Punkten (40 Tore, 35 Assists) in 67 Spielen überzeugt hatte. Das führte schon vor Spiel 6 zu deutlich wahrnehmbarer Kritik an seinen Leistungen in der Postseason. Er selber gab sich vor dem letzten Auftritt der Spielzeit dessen vollauf bewusst: "Ich denke, ich trage definitiv eine gewisse Verantwortung dafür, besser zu spielen", ließ er verlauten. "Natürlich habe ich das Gefühl, dass ich mehr leisten muss. Aber ich will mich nicht damit aufhalten und nicht darüber nachdenken. Das wird es nicht besser machen."

MIN@VAN: Kaprizov bringt Wild früh im 1. Drittel in

Besser wurde es dann auch in Spiel 6 nicht. Nachdem er im Vorjahr in den Playoffs gegen die Blues noch ein Aktivposten Minnesotas war (7 Tore, 1 Assist in sechs Begegnungen), konnte er eine ähnlich tragende Rolle in diesem Jahr nicht einnehmen. Ihm gelang lediglich im ersten Spiel gegen Dallas ein Tor. Danach wurde seine Durchschlagskraft im Angriff der Wild schmerzlich vermisst.
Rossis Verantwortung dürfte wachsen
In den Stanley Cup Playoffs spielte der Österreicher Marco Rossi bei den Wild in diesem Jahr noch keine Rolle. Er kam in der Hauptrunde immerhin 19 Mal zum Einsatz, nachdem es in der Saison davor lediglich zu zwei Auftritten auf der ganz großen Eishockeybühne reichte. Überwiegend kam Rossi noch immer im AHL-Farmteam, den Iowa Wild, zum Einsatz. Nachdem er im Laufe der gerade beendeten Spielzeit häufig gute Kritiken bekam, auch vom Trainerstab auf NHL- und AHL-Ebene gelobt wurde, dürfte die Bedeutung des Erstrundenpicks (Nummer 9) aus dem NHL Draft 2020 in Zukunft weiter zunehmen.