Pastrnak

Für die Boston Bruins war das Glück am Freitagabend zum Greifen nahe. Mit seinem Unterzahltor in der 47. Spielminute zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung kippte Center Patrice Bergeron den Schalter endgültig um. Bis zu diesem Zeitpunkt erlebten die Bruins im vierten Spiel der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs in der Eastern Conference gegen die Tampa Bay Lightning ein Wechselbad der Gefühle. Erst gerieten sie mit zwei Toren ins Hintertreffen, dann kämpften sie sich mit einer aufopferungsvollen Mannschaftsleistung wieder zurück ins Spiel.

Erst markierte David Pastrnak den Anschlusstreffer, dann ließ Bergeron zwei Tore folgen. Die Mannschaft von Headcoach Bruce Cassidy agierte wie losgelöst, nachdem sie den Vorsprung der Lightning egalisiert hatte und im TD Garden keimte Hoffnung auf.
Bis Tampa Bays Stürmer Steven Stamkos den Puck nach einem unnötigen Scheibenverlust von Bostons Hintermannschaft ansatzlos zum 3:3-Ausgleich in die Maschen jagte und Bostons Traum zerplatzen ließ. In der folgenden Overtime hatte dann Dan Girardi das Glück gepachtet und lenkte den Puck zum 4:3-Endstand für die Gäste in die Maschen.
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"Wir kämpften uns zurück", erzählte Bostons junger Verteidiger Charlie McAvoy. "Wir lagen mit zwei Toren hinten. Das war nicht der Zwischenstand, den wir uns gewünscht hatten, aber so war es eben. Dann entbrannte das Feuer. Die Jungs hier in der Kabine bewiesen ein großes Herz. Wir kämpften uns zurück und wir fühlten uns so, als ob wir in einer guten Position seien. Dass uns das Spiel dann noch entglitten ist, stinkt mir gewaltig."
Letztendlich ist den Bruins nicht nur das vierte Spiel, sondern die gesamte Best-of-7-Serie entglitten. Sie verpassten es, auf ihrem Sensationserfolg zum Auftakt, als sie die Lightning vor eigenem Publikum mit 6:2 vorführten, aufzubauen und gaben stattdessen drei Partien in Folge ab.
All die Erfolge der vergangenen Wochen zählen für Boston jetzt nicht mehr. Am Sonntag gehen sie mit einem Rückstand von 1:3 Siegen in die fünfte Partie gegen Tampa Bay. Die Amalie Arena wird um 3:00 p.m. ET (21:00 Uhr MESZ, live auf NBC, CBC, TVAS) dafür brennen, dass Boston in den Sommerurlaub geschickt wird.
Die Bruins wollen das verhindern. Sie haben nur noch den Sieg im Kopf.
"Wir müssen jetzt erbarmungsloses Eishockey spielen", gab Bergeron eine Kampfansage ab.

Die Aufgabe wird jedoch nicht einfach werden, da ihnen womöglich ein Topverteidiger fehlen wird. Torey Krug, der in Spiel 4 noch die Vorarbeit zu zwei Toren geleistet hatte, verletzte sich im dritten Spielabschnitt.
"Er krachte in die Bande", erläuterte Trainer Cassidy. "Alex Killorn hatte irgendwie den Schläger an ihm. Für Torey gab es keinen Ausweg mehr. Er konnte nur noch direkt in die Bande fahren. Da muss er wohl die Bodenhaftung verloren haben. Alles sieht nach einer Verletzung am unteren Körperbereich aus. Wir werden das noch genauer analysieren. Leider konnte er das Spiel nicht beenden. Wir werden sehen, wie es morgen aussieht."
Krug verließ den TD Garden auf Krücken. Sein Fuß war geschient. Im Lager der Bruins schwanden im Laufe des Samstags die Hoffnungen auf eine baldige Genesung.
"Er wird immernoch untersucht, aber kurzfristig sieht es nicht gut für ihn aus", erklärte Cassidy."
"Jetzt stehen wir mit dem Rücken zur Wand. Wir müssen jetzt einfach weiterspielen", erklärte McAvoy. "Wir können in dieser Phase einfach an nichts anderes mehr denken. Es lief wirklich sehr unglücklich, aber wir können unser Glück jetzt nicht in die Hände von anderen Leuten legen. Wir müssen einfach weiter Eishockeyspielen. Also werden wir mit der Erwartungshaltung nach Tampa gehen, dass wir ein Eishockeyspiel gewinnen wollen."
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In der langen Eishockey-Geschichte Bostons konnte noch keine Bruins-Mannschaft einen 3:1 (oder 3:0) Rückstand in einer Best-of-7-Serie drehen, doch für Führungsspieler Bergeron zählt die Vergangenheit nicht viel. Er ist der Meinung, dass in Tampa alles möglich ist.
"Ich habe schon oft über die Unverwüstlichkeit dieser Mannschaft gesprochen. Jetzt ist die Zeit gekommen, diese unter Beweis zu stellen", erklärte Bergeron. Toronto zeigte uns, wie schwer es ist, den vierten Sieg zu holen. Also werden wir jetzt da raus gehen und um ein weiteres Spiel kämpfen. Noch ist nichts verloren."