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Die Eishockey-Welt ist oft verrückt und unvorhersehbar, das gilt vor allem in den Stanley Cup Playoffs. Vor wenigen Monaten hätte kaum jemand damit gerechnet, dass die Columbus Blue Jackets die Tampa Bay Lightning schlagen, dass drei Teams nach einem Sweep unmittelbar in der nächsten Runde eliminiert werden, oder dass die St. Louis Blues überhaupt an den Playoffs teilnehmen werden. Nun stehen die Blues im Finale gegen die Boston Bruins vor dem entscheidenden siebten Spiel, dessen Sieger am Ende den Stanley Cup in die Höhe stemmen darf.

Die Blues sorgten während der zweiten Saisonhälfte und während den bisherigen Playoffs immer wieder für Überraschungen und zeigten sich oft dann von ihrer stärksten Seite, wenn sie schon angezählt waren. Es ist ein zweischneidiges Schwert für die Blues, denn zum einen wachsen sie über sich hinaus, wenn ihre Chancen auf dem Papier eher schlecht scheinen, zum anderen verschenken sie Chancen, wenn der Vorteil auf ihrer Seite liegt.
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Im dritten Spiel der Serie, ihrem ersten Heimspiel, hätten sie den Heimvorteil zur Führung nutzen können, gingen aber mit 7:2 unter. Von dieser Blamage ließen sie sich nicht beeindrucken und überzeugten mit einem 4:2-Heimsieg im vierten Spiel und drehten die Serie danach in Boston mit einem 2:1 und vermasselten Bostons Kapitän Zdeno Chara die Rückkehr nach einer Verletzung. Sie standen bereits kurz vor dem Gewinn des Titels, gaben Spiel 6 aber erneut deutlich mit 5:1 ab.
"Wir haben viel durchgemacht", gab Stürmer Ryan O'Reilly zu. Wir haben teilweise das Momentum verloren, es aber immer geschafft wieder zurückzukommen. Das haben wir stark gemacht, besonders unsere Veteranen, die in vielen Spielen die Leistungsträger waren."

BOS@STL, Sp4: O'Reilly bringt Blues mit 2. Tor in Fro

Diese Ausgangsposition in Spiel 7 kann jedoch ein Vorteil sein, zumindest wenn man nach den bisherigen Ergebnissen geht. Die Blues verloren zuletzt in der zweiten Runde in Spiel 4 und 5 gegen die Dallas Stars zwei Spiele in Folge, gegen Boston schlugen sie nach ihren Niederlagen jeweils zurück.
"Jeder würde gerne an dieser Position stehen", so Trainer Craig Berube. "Wir sind in Spiel 7 des Stanley Cup Finales, darüber sollten wir uns freuen und das tun wir auch. Das ist kein Problem, es ist eine Herausforderung und eine Chance, ein entscheidendes Spiel."
Was den Blues außerdem in die Karten spielt, ist ihre unglaubliche Auswärtsstärke. In den laufenden Playoffs traten sie zwölf Mal auswärts an und gewannen davon neun Spiele. Ein weiterer Beweis für die Einstellung der Blues: Wenn alles und jeder gegen sie stehen, dann laufen sie zu ihrer Höchstform auf.
"Auswärts kommen wir irgendwie besser in unser Spiel", bemühte sich Stürmer Pat Maroon um eine Erklärung. "Ich glaube, zu Hause denken wir vielleicht zu viel nach. Vielleicht machen wir uns da zu viel Druck, aber das ist keine Entschuldigung. Auswärts ziehen wir unser Spiel einfach durch, machen dem Gegner das Leben schwer und das gelingt uns ziemlich gut. "
Nun gilt es einmal mehr die richtige Antwort zu finden, wie es Berube und seiner Mannschaft schon so oft gelungen ist. Die Bruins dürfen sich auf ein hart umkämpftes Spiel voller erbitterter Zweikämpfe einstellen, ein Spiel das körperliche Schmerzen verursachen wird. Sein großes Geheimnis wollte Berube nach dem Training am Dienstag noch nicht verraten.
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"Der Kern der Mannschaft wird der gleiche sein", gab er sich gelassen. "Ich habe den Jungs heute gesagt, heute ist kein Spiel, also entspannt euch und genießt den Tag. Denkt nicht zu viel nach, das Spiel ist erst morgen."
Dann geht es jedoch um alles! In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um 2 Uhr MESZ (live auf NHL.tv, Sport1+, DAZN, Teleclub Sport) treffen sich die beiden Titelanwärter definitiv zum letzten Mal in diesen Playoffs zum wichtigsten Spiel ihrer Karriere.