Gelegenheiten dazu gab es. Nicht viele, aber die eine oder andere haarige Situation in den Playoffs musste der Goalie überstehen. Und manch ein anderer Rookie wäre mit der Belastung vielleicht gar nicht fertig geworden. Da wären zum Beispiel die Partien 3 und 4 der ersten Playoff-Runde gegen die Winnipeg Jets. Beide Spiele fanden im Enterprise Center von St. Louis statt. Beide Spiele verloren die Blues. Und beim 3:6 in Spiel 3 hatte auch Binnington, den die Blues 2011 im Draft in der dritten Runde an 87. Stelle gezogen hatten, ein paar Wackler drin. Er fand in Spiel 4 wieder zu seiner Normalform zurück, konnte aber die 1:2-Niederlage nach Verlängerung nicht verhindern. In den darauffolgenden Duellen gab er den Blues immer die Gelegenheit, Spiele zu gewinnen - was sie auch taten.
In der zweiten Playoff-Runde gegen die Dallas Stars lagen die Blues schon 2:3 zurück. 1:2 hatten sie Spiel 5 zu Hause verloren, waren von den eigenen Fans mit Buh-Rufen verabschiedet worden. Von einem Routinier könnte man erwarten, dass ihn das nicht belastet. Einem Rookie würde man verzeihen, wenn ihn das mitnimmt. Doch Binnington hielt auch hier dem Druck stand und führte sein Team zu zwei weiteren Siegen und dem Einzug ins Conference Finale. Und dort? Dort musste er in der ersten Partie beim 3:6 gegen die San Jose Sharks fünfmal hinter sich greifen. Bei Gegentreffer Nummer sechs hatte er seinen Kasten für einen sechsten Feldspieler verlassen. Seine Fangquote von 79,2 Prozent war für einen NHL-Torwart indiskutabel. 24 Schüsse kamen auf seinen Kasten, nur 19 wehrte er ab.
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Doch in Spiel 2 machte Binnington erneut das, was er in seiner kurzen NHL-Laufbahn bislang am besten konnte: Zweifler zum Verstummen bringen. Denn in der folgenden Partie hielt er mit grandiosen Paraden die Blues im Spiel, gab ihnen eine reelle Siegchance, und St. Louis nutzte sie. Den spektakulärsten Save zeigte er 90 Sekunden vor dem Ende, als er gegen den Schweizer Timo Meier mit Maske, Schulter und Schoner klärte.
"Binnington ist mental sehr stabil. Deshalb fängt er sich auch immer wieder", meinte Blues-Kapitän Ryan O'Reilly nach Spiel 2 gegen die Sharks. "Er ist sehr selbstbewusst und einer der Hauptgründe, warum wir diese Partie gewonnen haben." Binnington habe eine unglaubliche Leistung geboten. "Er hat einige sehr wichtige Paraden gezeigt", lobte O'Reilly.
Die Fähigkeit, nach einem weniger guten Spiel wieder zurückzukommen, hat Binnington nach Meinung seines Trainers nicht erst in den Playoffs offenbart. "Er macht das schon das ganze Jahr lang", meinte Craig Berube nach Spiel 2 in San Jose. Nach jedem Rückschlag habe er im nächsten Spiel wieder seine gewohnte Form gezeigt. "Er hat immer die richtige Antwort gefunden."