Die größte Aufmerksamkeit bei einem NHL Draft gehört traditionsgemäß jenen Talenten, die in der ersten Runde gezogen werden. Ihnen trauen die Verantwortlichen der Teams am ehesten zu, dass sie den Sprung in den NHL-Kader entweder sofort oder zumindest in einem kurzen Zeitraum schaffen. Doch bei einem Draft geht es um weit mehr als das Hier und Jetzt. Die Klubs verfolgen bei der Auswahl der Nachwuchskräfte vielmehr Strategien, die längerfristig angelegt sind und die gesamte Organisation stärken sollen. So gesehen dient der weit größere Teil der Spieler, die in Dallas in insgesamt sieben Runden gedrafted werden, als Anleihe für die Zukunft.
Die neuesten Nachrichten aus der NHL auf Twitter bekommst Du bei [@NHLde]
Nach einhelliger Expertenmeinung verfügt ein gutes Drittel der 31 von der NHL Central Scouting ermittelten Erstrundenpicks über das Niveau, um bereits jetzt in der NHL mitmischen zu können. Das gilt unter anderem für Verteidiger Rasmus Dahlin - der vermutlich als Erster aufgerufen wird - sowie die Angreifer Andrei Svechnikov, Brady Tkachuk, Filip Zadina oder Jesperi Kotkaniemi. Die Wahrscheinlichkeit, dass die sehr früh ausgewählten Akteure tatsächlich im Oktober in der NHL auflaufen, ist hoch. Das hat mit der Idee zu tun, die dem Draft zugrunde liegt. Zunächst haben jene Teams das Zugriffsrecht, die in der Liga zuletzt schwächer abschnitten. Sie halten naturgemäß Ausschau nach Verstärkungen, die ihnen sofort weiterhelfen, anstatt wie Spitzenteams eher in die Tiefe des Kaders zu investieren.
Die breite Masse der Akteure, die am Freitag und Samstag gedrafted wird, muss sich jedoch zunächst in den diversen Farmteams beweisen. Doch auch das ist von den Klubs genauso beabsichtigt. Sie wollen ihre Filialen mit vielen leistungsstarken Talenten bestücken, um auf diese Weise die gesamte Organisation zukunftsfest zu machen. In den Farmteams soll ein gesunder interner Wettbewerb entstehen, bei dem sich die Besten durchsetzen und für höhere Weihen in der NHL empfehlen.
Wie sehr sich dieses Vorgehen bewährt, zeigt ein aktueller Blick in die Minor Leagues. Dort haben in der vergangenen Saison einige nach ihrem Draft geparkte Spieler auf sich aufmerksam gemacht. Ihre Chancen, in der kommenden Spielzeit einen Platz im NHL-Aufgebot ihres Teams zu ergattern, sind dadurch enorm gestiegen.
In der AHL beispielsweise zählte Daniel Sprong dieses Jahr zu den herausragenden Akteuren. Die Pittsburgh Penguins hatten ihn beim NHL Draft 2015 an Gesamtposition 46 ausgewählt. Er war zu Beginn der Saison 2017/18 fest in die Organisation des fünffachen Stanley-Cup-Champions aufgenommen worden. In dessen Farmteam Wilkes-Barre/Scranton Penguins glänzte der Rechtsaußen aus den Niederlanden mit 29 Toren in 58 Spielen. Der Lohn für seine hervorragenden Darbietungen war die Berufung ins AHL All-Rookie Team. In der NHL kam Sprong bei den Penguins seit seinem Draft vor drei Jahren bislang auf 26 Einsätze mit fünf Punkten (vier Tore, ein Assist).