Matthews Tavares

In jeder Saison kristallisieren sich zu Beginn einer NHL-Runde neue Trends heraus, bedingt durch Regeländerungen, bessere Ausrüstung, schnellere und athletischere Spieler, oder einfach ein Umdenken der Trainer hinsichtlich der Spielweise. In den vergangenen Jahren fielen zum Beispiel von Jahr zu Jahr wieder mehr Tore, da die Spieler im Schnitt jünger und das Spiel immer schneller wurde. Eine Statistik, die nach den ersten Wochen der Saison 2019/20 ins Auge springt, könnte eine Folge dieser Torflut sein. Aktuell gewinnen so viele Teams nach einem Rückstand, wie seit über 30 Jahren nicht mehr.

Der Dienstag war ein Paradebeispiel für den neuen Trend. Sieben Spiele standen auf dem Programm und fünf Mal gewann am Ende das Team, das das erste Tor kassiert hatte. Lediglich die Carolina Hurricanes, die ohne Gegentor blieben, und die Calgary Flames fuhren ihre Siege von Beginn an nach Hause. Die Minnesota Wild, Winnipeg Jets, Vegas Golden Knights, Montreal Canadiens und Detroit Red Wings verspielten allesamt ihre Führungen.
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"Ich wünschte, ich hätte ein Zaubermittel, das meine Spieler alle schneller macht, aber das gibt es nicht", erklärte Brouce Boudreau, Trainer der Wild die 2:4-Niederlage gegen die Toronto Maple Leafs. "Deshalb muss man manchmal einfach kämpfen und vielleicht ein langweiliges Spiel spielen. Gegen diese schnellen Teams kann man sich nicht auf eine Konter-Schlacht einlassen."
Spieler und Trainer anderer Teams fanden unterschiedlich Gründe für den Ausgang der Spiele. "Im Eishockey ist Konstanz eines der größten Probleme", analysierte Stürmer Jonathan Marchessault von den Golden Knights, die gegen die Nashville Predators mit 2:5 unterlagen. "Es ist schwierig jeden Abend seine Leistung zu bringen. Damit kämpft man als Eishockeyspieler, wir müssen jeden Abend bereit sein und das waren wir heute nicht."
In bisher 91 Spielen lag der Sieger zwischenzeitlich zurück. 1986/87 gab es nach dieser Anzahl an Spielen das einzige Mal mehr Siege nach einem Rückstand (45). Von den 31 Teams der Liga haben diese Saison zwölf mindestens die Hälfte der Spiele gewonnen, in denen sie zurück lagen. 20 Mannschaften gewannen mindestens ein Spiel nach einem Rückstand.
Die Vancouver Canucks freuten sich hingegen als eines der wenigen Teams der Liga, das bisher kein Spiel gewinnen konnte, wenn es nach dem ersten Drittel zurück lag, über einen ersten Sieg nach Rückstand. Sie lagen nach 30 Sekunden durch ein Tor von Dylan Larkin gegen die Red Wings zurück, drehten das Spiel aber zu einem 5:1-Sieg.

DET@VAN: Pettersson schlägt den Puck aus der Luft

"Wir haben wirklich gut gespielt und zu unserem Spiel gefunden", so Stürmer Elias Pettersson, der das 3:1 der Canucks erzielt hatte. "Wir sind schneller am Puck und wir sind in jeder Situation füreinander da. Das braucht man, um in dieser Liga Spiele zu gewinnen."
Sein Torwart Ryan Miller sah neben Schnelligkeit und Teamgeist einen weiteren klaren Faktor für den Sieg. "Wir haben (im Powerplay) mehr geschossen, da war es nur eine Frage der Zeit", so der Veteran.
Die Canucks erzielten drei ihrer fünf Tore im Powerplay. "Es ist unglaublich. Manchmal muss man sein Spiel nur vereinfachen und zurück zu den Grundlagen, die ein Powerplay besser machen, das bedeutet mehr Torschüsse. Das hat heute funktioniert und das ist gut für unser Selbstvertrauen."
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Das eine Erfolgsgeheimnis gibt es sicherlich nicht, ansonsten gäbe es wohl nur noch Siege nach Rückständen. Ob es nun am Kampfgeist liegt, am einfachen Powerplay, an der Schnelligkeit der einzelnen Spieler, oder ob es schlicht und einfach Kopfsache ist, fest steht, dass kein Spiel entschieden ist, bevor nicht die Schlusssirene ertönt.
In einer Liga, die immer schneller und offensiver wird und in der immer mehr Tore fallen, ist eine Führung immer weniger Wert. Das gilt heute in der NHL mehr denn je. Für Spieler und Trainer mag das eine Horror-Vorstellung sein, doch sollte sich dieser Trend durch die Saison ziehen, dürfen wir uns auf jede Menge spannender Aufholjagden und Last-Minute-Siege freuen.