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Die 21 schnappt sich den Puck im eigenen Drittel, spielt die Scheibe vor der roten Linie links rüber zur 9, die läuft in die gegnerische Zone, dreht leicht ab, sieht, wie die 86 in den freien Raum läuft und bedient sie. Die 86 müsste aus Höhe des linken Bullykreises schießen, zieht direkt ab und -- Tröööt, Tröööt! Ein wohlbekannter Ton kündigt in der bis auf den letzten Platz besetzten Amalie Arena an, dass wieder einmal dem Heimteam ein Treffer gelungen ist.

Im Hillsborough County ist es angesagt, Spielen der Tampa Bay Lightning einen Besuch abzustatten, wenn man Eishockeykünste auf höchstem Niveau bestaunen und Siege der Hausherren feiern möchte. Die Nummer 86 war auch am Donnerstagabend beim 6:5-Overtimeerfolg über die Philadelphia Flyers nicht zu stoppen: Nikita Kucherov ließ seinem 1:1-Ausgleichstreffer im Eröffnungsdurchgang drei Assists im Mitteldrittel folgen. Er setzte fort, womit er schon vor über einem Monat begonnen hatte.

PHI@TBL: Kucherov per Onetimer gegen Neuvirth

Es ehrt Kucherov, dass er bei der Nachbetrachtung einer Partie weniger auf seine eigene Leistung schaut, sondern den Mannschaftserfolg voranstellt und sich dabei auch nicht mit Kritik zurückhält. "Das war inakzeptabel. Wir müssen das Spiel im Griff haben und die vollen 60 Minuten dabei sein. Wir müssen davon lernen", zeigte er sich trotz des Sieges gegen Philadelphia wenig begeistert von der Vorstellung, nachdem die Lightning im Schlussdrittel eine Drei-Tore-Führung noch aus der Hand gegeben hatten.
Kucherovs Punktejagd nahm ab dem 15. November richtig Fahrt auf. Auf drei Vorlagen war er beim 4:3-Auswärtserfolg gegen die Pittsburgh Penguins gekommen. Weitere fünf Spiele sollten folgen, in denen ihm mindestens drei Punkte gelangen. In seinen 20 Auftritten während dieses Zeitraums schraubte der 25-jährige Russe seine Ausbeute von 21 Scorerpunkte in 18 Spielen um 40 Zähler auf 61 in 38 Partien. Er sprang dabei von Platz 17 in der Scorerwertung auf Rang eins. Und das, obwohl die Mitte November vorne liegenden Stürmer der Colorado Avalanche, Mikko Rantanen und Nathan MacKinnon, mit jeweils 31 Scorerpunkten bei gleicher Anzahl absolvierter Spiele ebenfalls kräftig ihr Konto aufbesserten.

TBL@NJD: Kucherov auf Vorarbeit von Point zum Tor

Mit Superlativen heißt es Vorsicht walten zu lassen, doch angesichts des von Kucherov Gezeigtem, fällt es einem schwer: Seit der Jahrtausendwende gab es nur zwei Spieler, die am Ende eines Kalenderjahres mehr Punkte auswiesen als momentan Kucherov. Mario Lemieux hatte 64 Punkte bis zum Jahreswechsel 2002/03 gesammelt und Sidney Crosby deren 65 in 2010/11. Angesichts dessen, dass die Lightning bis Silvester noch zwei weitere Spiele, zuhause gegen die Montreal Canadiens am Samstag und bei den Anaheim Ducks am Montag bestreiten, sind für Kucherov sogar diese Zahlen zweier Ausnahmestürmern in der Geschichte der Penguins noch realistisch erreichbar.
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Während seiner Punkte-Serie, die mit einer Torvorlage am 6. Dezember in einem Match gegen die Boston Bruins begann, schoss Kucherov fünf Tore und bereitete 14 vor.
Vollauf begeistert war Tampas torgefährlichster Flügelstürmer vom letzten Auftritt der Lightning vor der Weihnachtspause, als er am 22. Dezember, zu Besuch bei den Edmonton Oilers, sein erstes 5-Punkte-Spiel (1 Tor, 4 Assists) hingelegt hatte. "Wir haben über die gesamte Spielzeit richtig gutes Eishockey gezeigt." Anschließend verriet Kucherov noch mit welcher Einstellung er in jede Partie geht: "Ich versuche das Spiel zu genießen und jederzeit das Richtige zu machen. Manchmal klappt es nicht, doch heute hat es funktioniert."
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So wie sich Kucherov präsentiert, ist er in dieser Saison ein ganz heißer Anwärter auf die Art Ross Trophy, die am Ende der regulären Saison dem punktbesten Spieler überreicht wird. Vergangene Spielzeit musste sich Kucherov mit dem dritten Platz hinter Connor McDavid (108 Punkte) und Claude Giroux (102) begnügen, und das obwohl er als erster Spieler der Lightning seit Vincent Lecavalier (108) und Martin St. Louis (102) in 2006/07 die 100-Punkte-Marke (39 Tore, 61 Assists) geknackt hatte. Kucherovs Punkteschnitt betrug im Vorjahr 1,25, jetzt steht sein Wert bei 1,61, was hochgerechnet bis zum Saisonende 132 Zähler ergeben würde - eine Ausbeute, die an Zeiten, zurückgehend bis Anfang, Mitte der 90er Jahre erinnert.