NJD  Jonas Siegenthaler

Jonas Siegenthaler sagt, er werde stolz sein, bei den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 für die Schweiz zu spielen. Zugleich hofft er, dass seine Teilnahme junge Eishockeyspieler in Thailand inspiriert. In einem Land, das er als seine zweite Heimat bezeichnet.

Siegenthaler, Sohn einer thailändischen Mutter und eines Schweizer Vaters, veranstaltete im Juni 2024 ein Nachwuchscamp in Chiang Mai, der zweitgrößten Stadt Thailands, das fast 100 junge Spieler anzog.

„Es ist wirklich etwas Besonderes, den Kindern zu zeigen, was man erreichen kann“, sagte der Verteidiger der New Jersey Devils, der als erster NHL-Spieler mit thailändischen Wurzeln gilt. „Weil ich dieses Camp veranstaltet habe, werden sie mich wahrscheinlich auch bei den Olympischen Winterspielen verfolgen.“

Jonas Thai Camp 3A

„Man weiß ja nie, vielleicht nimmt Thailand in 20 Jahren selbst an den Olympischen Spielen teil“, so der Verteidiger weiter. „Das ist mein Ziel.“

Eishockey befindet sich in Thailand im Aufschwung. Das Land mit seinen 71,6 Millionen Einwohnern ist seit 1989 Mitglied der IIHF und verfügt laut selbiger über acht Eishallen, 538 Juniorenspieler, 104 Spielerinnen und 90 männliche Spieler. Die Hauptstadt Bangkok wird im Dezember die Südostasienspiele austragen, bei denen auch Eishockey für Männer und Frauen auf dem Programm steht.

Siegenthaler sagt, er habe schon als Kind in Zürich davon geträumt, eines Tages bei Olympia zu spielen. Nun steht der 28-Jährige kurz davor, diesen Traum zu verwirklichen. Am 16. Juni wurde er als einer von sechs NHL-Spielern in das vorläufige Olympia-Aufgebot der Schweiz berufen. Neben ihm stehen auch seine Devils-Teamkollegen Nico Hischier und Timo Meier im Kader, dazu Kevin Fiala (Los Angeles Kings), Nino Niederreiter (Winnipeg Jets) und Roman Josi (Nashville Predators).

„Jonas ist für uns ein ganz zentraler Bestandteil in der Defensive“, sagte Nationaltrainer Patrick Fischer. „Er spielt viele Minuten, startet oft im eigenen Drittel, ist stark bei Unterzahlsituationen und bildet das defensive Gegenstück zu Roman Josi, der offensiv aus der Abwehr heraus das Spiel antreibt. Jonas bringt Ruhe und Erfahrung in unser Defensivspiel und seine Persönlichkeit spiegelt genau das wider.“

Siegenthaler Switzerland 5

Als Assistenzkapitän der Schweizer Mannschaft, die 2025 bei der Weltmeisterschaft die Silbermedaille gewann, hat Siegenthaler bislang an fünf Weltmeisterschaften und drei Junioren-WMs teilgenommen. In der laufenden Saison hat er in sieben Spielen für New Jersey eine Vorlage verbucht. Im Vorjahr war er aufgrund von Verletzungen auf 55 Hauptrundenspiele begrenzt, sammelte dabei neun Punkte (zwei Tore, sieben Assists) und blockte dennoch mit 92 Schüssen den vierthöchsten Wert im Team.

Insgesamt steht er bei 67 Punkten (zehn Tore, 57 Assists) in 374 NHL-Partien für die Washington Capitals und Devils sowie drei Punkten (ein Tor, zwei Assists) in 25 Stanley Cup Playoff Spielen.

Siegenthaler freut sich auf Olympia und besonders darauf, Seite an Seite mit Hischier und Meier zu spielen. Doch seine Vorfreude ist auch mit Ehrgeiz verbunden. Er sagt, die Schweiz wolle in Mailand und Cortina mehr erreichen, als nur dabei zu sein.
„Wir sind nicht einfach nur glücklich, hier zu sein. Wir spielen, um etwas zu erreichen“, betonte er. „Wenn man die Olympischen Spiele 2006 mit der heutigen Schweiz vergleicht, sind das fast zwei verschiedene Welten.“

Vor knapp 20 Jahren sorgte die Schweiz, damals mit 7,4 Millionen Einwohnern, bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin für eine Sensation, als sie Kanada in der Vorrunde mit 2:0 besiegte.

Torhüter Martin Gerber parierte dabei 49 Schüsse, und der frühere NHL-Stürmer Paul Di Pietro erzielte beide Treffer gegen eine kanadische Mannschaft, die unter anderem mit späteren Mitgliedern der Hockey Hall of Fame wie Rob Blake, Martin Brodeur, Jarome Iginla, Roberto Luongo, Chris Pronger und Joe Sakic antrat.

Siegenthaler Switzerland 1

„Das war einer dieser Abende, an denen einfach alles passt und man einen heißen Torhüter braucht. Im Eishockey kann so etwas passieren“, erinnerte sich Fischer, der damals selbst als Stürmer für die Schweiz spielte und später 27 NHL-Spiele für die Phoenix Coyotes (2006/07) absolvierte. „Ich glaube, diese Zeiten sind vorbei. Wir brauchen keinen überragenden Torhüter und kein Glück mehr bei jedem Abpraller. Wir können mit Kanada jederzeit mithalten, wenn wir konstant und stark auftreten.“

Seitdem hat sich die Schweiz zu einem konstant gefährlichen Gegner entwickelt: Sie gewann Silber bei vier Weltmeisterschaften (2025, 2024, 2018, 2013) und lieferte sich im WM-Finale 2025 am 25. Mai ein torloses Duell mit den USA, bevor Tage Thompson (Buffalo Sabres) in der Verlängerung traf. Im Halbfinale 2024 hatten die Schweizer Kanada im Penaltyschießen mit 3:2 bezwungen.

„Wir haben einige richtig gute Spieler hervorgebracht“, sagte Siegenthaler. „Wenn man uns mit Kanada vergleicht, sind wir als Land zwar immer noch klein, aber ich denke, wir können inzwischen absolut mithalten.“

Siegenthaler plant, im kommenden Sommer erneut ein Eishockeycamp in Thailand auszurichten und hofft, dort vielleicht olympisches Edelmetall präsentieren zu können.

„Wenn wir eine olympische Medaille gewinnen, werde ich sie ganz sicher mitbringen“, sagte er.

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