Zwei Spitzenteams im Freien
von Bernd RoeschAuf zum letzten Akt der Coors Light NHL Stadium Series 2014. In der Nacht von Freitag auf Samstag treten die Chicago Blackhawks und die Pittsburgh Penguins im Soldier Field von Chicago gegeneinander an. Es wird das fünfte NHL-Freiluftspiel in der laufenden Saison sein und erneut bildet eine Kultstätte des amerikanischen Sports den Rahmen dieser Veranstaltung. Bereits 1924 erbaut und vor zehn Jahren komplett renoviert hat die Heimstätte der Chicago Bears aus der NFL schon einige sportlichen Höhepunkte erlebt. Sie war in ihrer 90-jährigen Geschichte Austragungsort für Autorennen, Boxkämpfe, Fußball-Weltmeisterschaften, sowohl der Männer, 1994, wie auch der Frauen fünf Jahre danach.
Übermorgen bildet das weite Oval erstmals die Bühne für NHL-Eishockey. Eine ganze Stadt, eine ganze Region freut sich darauf ihre Hawks gegen ein weiteres Spitzenteam der Liga unter freiem Himmel spielen zu sehen. Auf dem Spectator Plaza des Soldier Fields wird den von nah und fern angereisten Besuchern bereits ab drei Uhr Nachmittag ein Festival mit Musik und Entertainment rund ums Eishockey geboten werden, so dass die Zeit bis zum Eröffnungsbully wie im Fluge verstreichen dürfte. Die aus Chicago stammende Band The Hot Sauce Committee wird ihren Namen gerecht werden und den Besuchern kräftig einheizen, was bei den zu erwartenden Temperaturen im hohen einstelligen Minusbereich sicherlich ganz angenehm sein dürfte.

Pittsburgh gegen Chicago, dieses anstehende Duell kann man sich durchaus auch als eine Finalbegegnung im Kampf um den Stanley Cup vorstellen, wie bereits im Jahre 1992 geschehen. Doch das ist Vergangenheit oder mit Blick auf die kommenden Finalspiele im Frühjahr Zukunftsmusik. Wie sieht es aktuell bei den Kontrahenten aus? Die Penguins sind mit 84 Punkten die unangefochtene Nummer 1 in der Eastern Conference und die Blackhawks liegen mit der gleichen Punktzahl und nur drei Zählern Rückstand gegenüber Anaheim auf dem dritten Platz im Westen.
Die Generalprobe für das anstehende Match ging sowohl für Chicago, wie auch für Pittsburgh daneben. Die Blackhawks unterlagen in ihrer ersten Partie nach den Olympischen Spielen von Sotschi im Madison Square Garden von New York den Rangers mit 1-2 Toren. In der von den Defensivkräften bestimmten Partie gelang Peter Regin erst zwölf Sekunden vor Spielende der Anschlusstreffer. Und die Pens? Sie mussten sich gestern Nacht auf heimischen Eis den Montreal Canadiens mit 5-6 nach Penaltyschießen geschlagen geben. Die Penguins lieferten sie sich einen offenen Schlagabtausch mit wechselnden Führungen, bei dem es für die Special Teams ausreichend Gelegenheit gab sich zu beweisen.
Mit Team Canada konnten sie vergangenen Sonntag noch gemeinsam Gold gewinnen und den Olympiasieg feiern. Übermorgen, wenn es um Punkte in der Liga geht, sind sie wieder Gegner, die Stürmer Patrick Sharp, Jonathan Toews sowie Verteidiger Duncan Keith auf Seiten der Hausherren und Sidney Crosby sowie Chris Kunitz bei den Penguins. Für alle ist es eine Ehrensache, diesen nächsten Höhepunkt, einer an Höhepunkten nicht armen Saison, für sich entscheiden zu wollen.

Beide Mannschaften verfügen schon über ausreichend Erfahrung mit Freiluftspielen. Chicago war sogar schon einmal Austragungsort eines selbigen. 2009 traten sie im Wrigley Field gegen die Detroit Red Wings an. Für die Penguins wird es das dritte Open Air Spiel nach den Winter Classics 2008 und 2011 sein. Richtig groß ist die Freude darauf auch von Blackhawks Rechtsaußen Patrick Kane: "Das wird ein Spaß werden. Das Wetter ist noch eine Unbekannte, doch unabhängig davon wird es für jeden eine tolle Erfahrung sein." Sowohl in der Liga, wie auch bei den Olympischen Spielen mit Team USA lief es zuletzt nicht so gut für den 25-Jährigen. In Sotschi konnte er für Team USA keinen einzigen Treffer erzielen und bei seinen letzten 19 Auftritten in der NHL seit der Jahreswende gelangen ihm gerade einmal vier Tore und sechs Assists. Von solchen Zahlen lässt er sich aber nicht beeindrucken und ist zuversichtlich, dass es auch bald wieder mit dem Punkten besser klappt, vielleicht schon am Samstag, vor einer beeindruckenden Kulisse von über 60.000 Zuschauern.
Am Freitag Abend um 19:00 Uhr Ortszeit, drei Stunden nach den Penguins, haben Kane und seine Blackhawks erstmals die Chance das Eis auf dem Rink im Soldier Field zu testen und sich an die Umgebung zu gewöhnen, bevor es dann 24 Stunden später wirklich ans Eingemachte geht. Was aber nicht zu trainieren ist, das sind die Emotionen, die einem Spieler überkommen, sobald man in das voll besetzte Stadion einläuft, die Euphorie, die von den Besuchern übergeht auf die Spieler, sobald sie die Eisfläche betreten. Ein Gefühl, das Chicagos erfahrener Cheftrainer Joel Quenneville einem jeden einmal wünscht erleben zu dürfen: "Solch eine Partie ist ein spezielles Spektakel, das es zu genießen gilt. Jeder in der Liga, ob Spieler oder Trainer, sollte das einmal mitgemacht haben."
Insoweit kann man sich sicher sein, dass sich keiner der Protagonisten eine Blöße geben will und es erneut zu einem Eishockeyspektakel unter freiem Himmel kommen wird, das sich anzusehen lohnt.