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Zurück zu alten Erfolgen?

von Stefan Herget

Das Jahr 2003 war ein Wendepunkt in der Geschichte der Colorado Avalanche. Kaum jemand hatte für möglich gehalten, dass mit dem überraschenden Aus in der ersten Runde der Playoffs gegen die Minnesota Wild in der Verlängerung des siebten Spieles eine neue Ära in Denver eingeläutet würde. Startorhüter Patrick Roy, seines Zeichens mitverantwortlich für die Stanley Cup Siege der Franchise in 1996 und 2001 und sechs Qualifikationen für mindestens das Conference Finale in den sieben Jahren von 1996 bis 2002, trat vom aktivem Sport zurück. Die Dominanz der Avs, die diese Zahlen ausdrücken, war Geschichte. Es folgten ab 2003 nur noch sechs Qualifikationen für die Playoffs und dort war drei Mal in der ersten Runde und drei Mal in der zweiten Runde Schluss.

Elf Jahre später war nach drei Spielzeiten darben Daseins in den Niederungen der Tabelle wieder Endstation in der ersten Runde der Playoffs, erneut gegen die Wild in sieben Spielen in der Verlängerung. Ein Treppenwitz der Geschichte. Einer der wichtigsten Protagonisten war Roy, der seit 2013 die Mannschaft trainiert. Diese Niederlage könnte jetzt ebenso ein Wendepunkt sein, allerdings in die andere Richtung, denn ein mit jungen Talenten gespicktes Team hatte soeben in der regulären Saison fast sensationell vor dem Titelverteidiger Chicago Blackhawks und den hoch eingeschätzten St. Louis Blues die Meisterschaft in der Central Division gewonnen.

"Es war ein sehr lehrreiches Jahr für unser junges Team", sagte Roy nur ein paar Tage nach dem Ausscheiden. "Wir werden gestärkt aus der Situation hervorgehen. Auch wenn das Ende natürlich schmerzte, haben wir viel gelernt, was uns stärker werden lässt." Das Management tat zum Beginn der Wechselfrist sein übriges, um den Worten noch Taten in der Form von mehr Tiefe und Erfahrung für den Kader folgen zu lassen.

Zuerst wurden Verteidiger Brad Stuart von den San Jose Sharks und Stürmer Daniel Briere von den Montreal Canadiens verpflichtet. "Brad Stuart in der Verteidigung verschafft uns notwendige Stabilität", erzählte Roy der Presse. "Er wird viele Minuten spielen und kann mit Eric Johnson das Top-Verteidigungspaar bilden." Etwas unsicherer war er sich bei der zukünftigen Rolle für Briere, aber der 36-jährige Kanadier dürfte als Außenstürmer gut zu Center John Mitchell und Jamie McGinn passen.

"Die Verpflichtung gibt uns Flexibilität", sagt der für den Spielbetrieb zuständige Vizepräsident Joe Sakic über Briere und sieht einen Vorteil, dass dieser sich im letzten Jahr seines Vertrages befindet. "Er ist ein Spieler der besonderen Momente, ein Wettstreiter und wir glauben, besonders durch seinen Ein-Jahres-Vertrag, dass er viel in unsere Kabine einbringen wird."

Nicht minder überzeugt, dass er mit den gleichen Qualitäten ausgestattet ist, sind Roy und Sakic von Jarome Iginla. Der 37-jährige Kanadier unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag, den sich die Avs immerhin 16 Millionen US-Dollar kosten lassen. Iginla kommt mit der Empfehlung von 30 Toren bei den Boston Bruins und kann in der Tat der jungen Mannschaft mit seiner Erfahrung ein Führungsspieler und Leithammel sein.

"Das Hinzufügen von Iginla ist sehr wichtig für uns", betont Roy. "Ich glaube er wird unseren jungen Spielern helfen weiter zu wachsen. Es ist extrem wichtig." Sakic ist nicht minder überzeugt, auch wenn er eingesteht, dass sich der Spieler im Herbst seiner Karriere befindet. "Er ist nicht mehr auf dem Höhepunkt, aber er hat immer noch viel übrig", erklärt Sakic, der mit Iginla 2002 bei der Olympiade zusammen Gold für Team Canada geholt hatte. "Ich glaube er hat mir vertraut, als wir gesprochen haben, wir waren sehr vertraut miteinander. Ich glaube er mag die Richtung, die das Team einschlägt. Er möchte versuchen, einen Stanley Cup zu gewinnen und er glaubt an die Gruppe, die wir haben."

Vergeblich hatte Iginla in den beiden letzten Jahren mit den Pittsburgh Penguins und den Boston Bruins einen Anlauf auf die begehrte Trophäe mit jeweils kurzzeitigen Verträgen genommen, nachdem er zuvor fester Bestandteil der Calgary Flames war und dort nur 2004 das Finale erreichte, aber den Tampa Bay Lightning in sieben Spielen knapp unterlag. Nun der neue Versuch mit einem aufstrebenden Team in den nächsten drei Jahren seine glanzvolle Karriere von bisher 560 Toren in 19 Spielzeiten noch zu krönen.

Vielleicht verhelfen die Avanalche dann erneut einem ganz Großen des NHL-Eishockeys zu einem Cupgewinn. Erinnert sei an 2001, als bei Verteidigerlegende Ray Bourque die Tränen flossen, als er zum Ende seiner beeindruckenden Laufbahn, die er überwiegend bei den Bruins verbrachte, bei Colorado doch noch den Pokal in die Höhe stemmen durfte. Wie bei Bourque würden dem sympathischen Iginla genauso viele neutrale Eishockeyfans in aller Welt diesen Triumph gönnen.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Avalanche mit Paul Stastny einen wichtigen Spieler an die St. Louis Blues verloren haben. Der 28-jährige US-Amerikaner verließ Denver nach acht Jahren ohne Groll und entschied sich seine Karriere im heimischen St. Louis fortzusetzen, wo er herstammt. "Wir haben alles probiert", verdeutlicht Sakic. "Aber es war das Recht von Paul den Markt zu testen und wir konnten nicht mitgehen, was St. Louis ihm anbot. Ich wünsche Paul nur das Beste in St. Louis, aber nur nicht gegen uns."

Sehen werden sich die Divisionskontrahenten oft genug. Das Rennen in der Central Division wird in der kommenden Saison weitaus spannender. Da sind nicht nur die Favoriten aus Chicago und St. Louis, sondern Colorado mit seinen talentierten Spielern wie Matt Duchene, Gabriel Landeskog und Nathan MacKinnon, aber auch die Minnesota Wild, die mit Spielern wie Thomas Vanek weiter aufgerüstet haben, ebenso wie die Dallas Stars, die sehr engagiert am Spielermarkt agierten. Schon der Kampf um die Qualifikation für die Playoffs dürfte also ein ganz harter werden in der "Zentrale".

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