Zehn besondere Freiluftspiele
von Bernd RoeschVielleicht erinnern auch Sie sich daran, wie Sie nach der Schule ihre Schlittschuhe und den Schläger gepackt, eine warme Mütze und Handschuhe angezogen und auch den heißen Tee in der Thermoskanne nicht vergessen haben - was des Öfteren passieren sollte, da man es gar nicht mehr erwarten konnte, möglichst schnell auf dem zugefrorenen Weiher zu kommen, wo einen schon die Freunde erwarteten.
Zwei Paar Winterstiefel dienten als Tore und das Match konnte beginnen.
In den meist kurzen Pausen diente die Böschung als Sitzgelegenheit, der Tee wärmte von innen und die von zuhause mitgebrachten Plätzchen – sie lagen in der Tasche mit der Thermoskanne - füllten einen den leeren Kohlenhydratspeicher auf.
Erinnerungen in dieser Art brachten die Verantwortlichen der NHL auf die Idee offizielle Ligaspiele unter dem Namen Heritage Classic, Winter Classic und Stadium Series im Freien abzuhalten - Eishockeyspiele, die für viele Geschichten sorgen sollten.

Das Erste
Am 22. November 2003 war es endlich so weit, die Idee wurde realisiert:
Mit den Montreal Canadiens und den Edmonton Oilers trugen zwei Teams aus dem Mutterland des Eishockeys das erste NHL-Outdoor Game, ein Heritage Classic, aus.
Das Commonwealth Stadium in Edmonton, Alberta bildete mit 57.167 Zuschauern die beeindruckende Kulisse für das innerkanadische Duell.
Ein eisiger Wind wehte bei zweistelligen Minusgraden durch das Stadion.
Die Spieler trugen zum Schutz gegen die beißende Kälte Sturmmasken und Montreals Schlussmann kreierte sogar einen neuen Modetrend.
Jose Theodore hatte sich auf seinen Torwarthelm eine Canadiens Pudelmütze aufgesetzt, die nach dieser Partie zu einem Verkaufsschlager in den Fanshops werden sollte.
Die Canadiens gewannen die Partie mit 4-3 Toren, wobei Richard Zednik sowohl das erste Tor im Spiel, als auch das Siegtor erzielen konnte.
Das Knappe
Vier Jahre nach dem Heritage Classic bestritten die Pittsburgh Penguins und die Buffalo Sabres am 1. Januar 2008 im Ralph Wilson Stadium von Orchard Park mit einer NHL-Rekordkulisse von 71.217 Zuschauern das erste Profi-Eishockeyspiel auf us-amerikanischem Boden unter freiem Himmel.
Die Temperaturen um den Gefrierpunkt waren beim Winter Classic zwar deutlich moderater als in Edmonton, doch auch bei dieser Veranstaltung spielte das Wetter Kapriolen: Ständiger Schneefall machte es den Protagonisten nicht leicht die Scheibe zu kontrollieren. Die Gäste aus Pittsburgh erwischten einen Traumstart:
Nach bereits 21 Sekunden, das Eis war noch frisch zubereitet, hatte sie Colby Armstrong 1-0 in Front geschossen. Buffalos Ausgleichstreffer zum 1-1 fiel kurz nach der ersten Pause.
Die Bedingungen wurden immer schwieriger und keine Mannschaft konnte sich in den verbleibenden gut 40 Spielminuten incl. Verlängerung einen Vorteil verschaffen.
Die Entscheidung musste also im Penaltyschießen fallen, bei dem Pittsburghs junger Kapitän Sidney Crosby in der dritten Runde den spielentscheidenden Versuch gegen Ryan Miller zum 2-1 Endstand verwandeln konnte.

Die Rivalität
Detroit Red Wings gegen Chicago Blackhawks: Das Aufeinandertreffen zwischen diesen beiden 'Original Six' Teams birgt schon als normale Saisonpartie für viel Gesprächsstoff. Am 1. Januar 2009 begegneten sie sich im Rahmen des zweiten Winter Classics im Wrigley Field von Chicago zum 701. Mal.
Mit Trikots im Stil der 20er und 30er Jahre begaben sich die Kontrahenten aufs Eis und lieferten sich von Beginn an einen offenen Schlagabtausch vor über 40.000 Zuschauern.
Nach dem ersten Drittel stand es bereits 3-1 für die Hausherren, wobei Martin Havlat mit einem Tor und zwei Assists an allen drei Treffern der Blackhawks beteiligt war. Anschließend drehten jedoch die Red Wings auf und antworteten mit fünf Treffern in Folge zur 6-3 Führung.
Den Schlusspunkt zum 6-4 Endstand setzte mit Duncan Keith erneut ein Blackhawk. Die Hälfte der insgesamt zehn Tore fielen bei Überzahl.
Der Heimsieg
Am Neujahrstag 2010 fand das Winter Classic Game erneut bei einem Traditionsteam statt.
Für die NHL war es der größte Saisonevent, da es aufgrund der Olympischen Winterspiele in Vancouver 2010 kein NHL All Star Game in dieser Saison gab.
Die Boston Bruins erwarteten vor über 38.000 Zuschauern im Fenway Park von Boston die Philadelphia Flyers - die keinesfalls gewillt waren Gastgeschenke zu verteilen.
Die Kontrahenten begegneten sich auf Augenhöhe.
Nach gut 12 Minuten kam es zum ersten Fight in einem NHL Outdoor Game, als Bostons Shawn Thornton und Philadelphias Daniel Carcillo im ersten Drittel die Handschuhe fallen ließen.
Nach 60 Minuten stand es 1-1 Unentschieden und es ging in die Verlängerung. In der Overtime gelang dem Deutschen Marco Sturm das 2-1 Siegtor für die Bruins. Es war der erste Heimsieg im vierten Freiluftspiel.
Das Meistbesuchte
Sechs Jahre lang sollte der beim ersten Winter Classic Game aufgestellte Zuschauerrekord Bestand halten, dann traten die Toronto Maple Leafs und die Detroit Red Wings am 1. Januar 2014 im Michigan Stadium von Ann Arbor an.
Zum ersten Mal nahm eine kanadische Mannschaft an einem Winter Classic teil, und über 107.000 Zuschauer wollten diese Partie live vor Ort verfolgen.
Nach einem torlosen ersten Spielabschnitt gingen zunächst die Hausherren mit 1-0 in Front, daraufhin antworteten die Maple Leafs mit zwei Treffern, zu denen jeweils Dion Phaneuf die Vorarbeit leistete. 5 1/2 Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit ließ Justin Abdelkader die Red Wings jubeln und es ging in die Verlängerung.
Für die Entscheidung zum 3-2 Endstand sorgte Tyler Bozak in der dritten Runde des Shootout.

Das Wärmste
Eishockey im Freien war am 25. Januar 2014 nichts Neues mehr, der Spielort aber sehr wohl. Unter der Sonne im Süden Kaliforniens trafen sich im Dodger Stadium von L.A. die Lokalrivalen zu einer Eishockeypartie bei zweistelligen Plusgraden.
Der Eismeister verrichtete gute Arbeit und somit konnte das erste Spiel der Stadium Series vor 54.000 Zuschauern zwischen den Anaheim Ducks und Los Angeles Kings stattfinden.
Mit von der Partie war auch ein Schweizer, der sogar zum Matchwinner avancierte.
Anaheims Schlussmann Jonas Hiller konnte beim 3-0 Erfolg seiner Ducks alle 36 Torschüsse der Hausherren abwehren.
Für die frühe Führung der Gäste hatten Corey Perry und Matt Beleskey gesorgt. Den Endstand stellte Andrew Cogliano mit einem Empty Netter her.
Das Torreiche
Nur einen Tag nach dem Spiel in Los Angeles wurde die Stadium Series im, mit über 50.000 Besuchern gefüllten, ehrwürdigen Yankee Stadium in New York fortgesetzt.
Kurioserweise empfingen mitten in New York die New Jersey Devils als Gastgeber die in Manhattan ansässigen New York Rangers. Nichts zu lachen gab es für die Torhüter nachdem sich die Kontrahenten einen offenen Schlagabtausch lieferten.
Die Devils lagen nach gut 16 Minuten bereits mit 3-1 in Front, dann läutete Marc Staal noch vor der ersten Pause mit dem Anschlusstreffer die erfolgreiche Aufholjagd der Blueshirts ein.
Die Rangers zogen im Mittelabschnitt durch weitere vier Tore auf 6-3 davon und nachdem die Devils ihren Widerstand längst aufgegeben hatten, konnte Derek Stepan zehn Minuten vor Spielende mit einem verwandelten Penalty den 7-3 Endstand herstellen.
Das Westlichste
Danach kommt der Ozean und sonst nichts mehr - zumindest keine NHL-Franchise.
Das dritte Heritage Classic fand, wie üblich zwischen zwei kanadischen Teams, am 2. März 2014 im BC Place von Vancouver statt.
Es war das erste Outdoor Spiel, das in einem Stadion ausgetragen wurde, das über ein Dach verfügt, das geschlossen werden kann. Aufgrund der ungünstigen Wetterverhältnisse die am Spieltag vorherrschten entschied man sich das Spiel unter geschlossenem Dach auszutragen. Vor gut 54.000 Zuschauern endete die Partie zwischen den Ottawa Senators und Vancouver Canucks 4-2 zugunsten der Gäste aus dem Osten.
Eine frühe 2-0 Führung der Canucks hatten die Senators noch vor der ersten Pause mit zwei Treffern innerhalb von 132 Sekunden ausgleichen können.
Cody Ceci gelang nach einer guten halben Stunde das 3-2 und Colin Greening machte mit einem Empty Netter den Sieg der Senators perfekt.

Das Diesjährige
Noch in Erinnerung sein dürfte vielen Eishockeyfans das diesjährige Winter Classic.
Mit den Montreal Canadiens und Boston Bruins traten zwei Divisionsrivalen im Gillette Stadium von Foxborough an. 67.246 Zuschauer wollten die Partie zwischen den zwei 'Original Six' Teams vor Ort verfolgen.
Die Begegnung entwickelte sich zu einer klaren Angelegenheit für die Frankokanadier, die bereits nach 74 Sekunden durch David Desharnais mit 1-0 in Front gingen. Am Ende lautete das Ergebnis 5-1 für die Gäste. Das einzige Tor der Bruins schoss Matt Beleskey zum 1-3 Zwischenstand.
Canadiens Stürmer Brendan Gallagher erzielte im ersten Spiel nach seiner Verletzungspause ein Tor und einen Assist.
Das Kuriose
Zur Rubrik Kuriositäten zählt das Vorbereitungsspiel der Detroit Red Wings am 2. Februar 1954. Die Red Wings bestritten eine Partie unter freiem Himmel im Gefängnis von Upper Peninsula, Michigan gegen die Marquette Prison Pirates, eine Inhaftiertenauswahl. Detroits damaliger Manager Jack Adams war auf die Idee gekommen, nachdem er das Gefängnis besucht hatte.
Adams spendete gebrauchte Eishockeyausrüstungen an die Insassen, damit diese vorab auch schön trainieren konnten.
Genutzt hat es ihnen gegen die Detroiter Profis, die unter anderem mit Gordie Howe angetreten waren, wenig.
Nach dem ersten Drittel stand es 18-0 für die Red Wings.
Daraufhin entschied man sich den Spielstand nicht mehr weiter zu erfassen. Von Adams ist der Spruch überliefert, dass er sich zwar sehr freue hier im Norden ein Farmteam zu haben, es jedoch ein Problem gebe einen Spieler von dieser Mannschaft zu verpflichten.