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64 oftmals hochspannende Spiele sind bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2021 in Riga geboten worden. Die deutsche Nationalmannschaft löste mit einer starken Vorrunde, einem Comeback-Sieg gegen die Schweiz im Viertelfinale und einem starken Auftritt mit einer knappen 1:2-Niederlage gegen Finnland im Halbfinale eine Welle der Begeisterung aus.

Die Eishockey-Euphorie im Land erinnerte an 2018, als die DEB-Auswahl bei den Olympischen Winterspielen überraschend die Silbermedaille gewann, oder an 2010, als sie bei der Heim-WM am Ende ebenfalls auf dem vierten Platz landete.
DEB-Präsident Franz Reindl zeigte sich begeistert vom WM-Auftritt der Deutschen. "Mit welcher Leidenschaft, mit welcher Einsatzbereitschaft, mit welchem Zusammenhalt und welcher großen spielerischen Qualität sich unser Team präsentiert hat, kann alle beim DEB nur stolz machen. Nicht nur Eishockey-Deutschland hat dieses Team ins Herz geschlossen, auch darüber hinaus hat die Nationalmannschaft große Sympathien erworben und unseren Sport herausragend vertreten", sagte er.
Die Schweiz hingegen blickt mit gemischten Gefühlen auf die WM zurück. Mit dem Einzug ins Viertelfinale wurde zwar nach einer starken Gruppenphase das Minimalziel erreicht. Zu mehr reichte es aber nicht, weil die "Nati" gegen Deutschland einen 2:0-Vorsprung aus der Hand gab und ausschied.
Fünf Aspekte bleiben von der WM besonders in Erinnerung.
Deutschland setzt positive Entwicklung fort
Das Konzept des DEB sieht vor, dass Deutschland bis 2026 zu den Top-Nationen aufgeschlossen hat und regelmäßig um WM-Medaillen spielt. Die guten Vorstellungen bei diesem Turnier haben gezeigt, dass sich das deutsche Team auf einem sehr guten Weg befindet, um dieses Ziel zu erreichen

Obwohl mit Leon Draisaitl, Tim Stützle und Torwart Philipp Grubauer die aktuell stärksten deutschen NHL-Vertreter gefehlt haben, spielte die DEB-Auswahl begeisterndes Eishockey und bezwang in der Gruppenphase sogar den späteren Weltmeister Kanada.
DEB-Sportdirektor Christian Künast führt das erfolgreiche Turnier auf dem Zusammenhalt der Gruppe zusammen. "Ich war in vielen Mannschaft, ob als Trainer oder Spieler, und habe selten so eine Aufopferung füreinander erlebt wie hier", sagte er und fügte hinzu: "Neben all diesen Tugenden ist auch angekommen, dass wir sehr gut Eishockey spielen können."
Schweizer Nationalcoach hadert mit Viertelfinal-Aus
Patrick Fischer, der Nationaltrainer der Schweiz, benötigte einige Tage Zeit, um das Viertelfinal-Aus gegen Deutschland zu verarbeiten. Er hatte laut eigener Aussage "mit Nachwehen zu kämpfen, denn es war ganz klar eine verpasste Chance." Mit der Gruppenphase, die die Schweiz auf Platz 2 beendete, war der Trainer zufrieden.
Die Schuld dafür, dass die Eidgenossen im Viertelfinale gegen Deutschland einen 2:0-Vorsprung hergaben, suchte Fischer in erster Linie bei sich selbst. "Beim TV-Break zehn Minuten vor Schluss habe ich versucht, die Spieler aufzuwecken und sie zu animieren, vorwärts zu spielen. Vielleicht habe ich die falschen Worte gewählt, vielleicht hätte ich sie beruhigen sollen, denn ich merkte, dass sie nervös sind", sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Trotz dieser Niederlage hinterließ die Schweiz einen guten Eindruck. Das gilt auch für die drei NHL-Stürmer Nico Hischier (6 Punkte), Timo Meier (6) und Philipp Kurashev (5). Mit Verteidiger Jonas Siegenthaler stand ein weiterer Akteur aus der Schweizer NHL-Riege im Kader.
Vier junge Deutsche empfehlen sich für die NHL
Mit ihren Leistungen bei der WM haben sich vier junge deutsche Spieler nachdrücklich für die NHL empfohlen. Dazu zählen die beiden 19 Jahre alten Stürmer Lukas Reichel und John-Jason Peterka.
Reichel, der beim NHL Draft 2020 an Position 17 von den Chicago Blackhawks ausgewählt wurde, war mit sechs Punkten (zwei Tore, vier Assists) der drittbeste Scorer der deutschen Mannschaft. Peterka, Draftpick Nummer 34 der Buffalo Sabres von 2020, erzielte einen Treffer. Beide hoffen, dass sie bei ihren Klubs einen Entry-Level-Vertrag für die kommende Saison unterschreiben können.

Eine bärenstarke WM spielte Moritz Seider. Der Blueliner wurde folgerichtig zum besten Verteidiger der WM und ins All-Star Team gewählt. Der 20-Jährige hat gute Chancen, in der nächsten Saison für die Detroit Red Wings aufzulaufen. Sie hatten ihn beim NHL Draft 2019 an sechster Stelle gezogen.
Der 22-jährige Leon Gawanke, der noch ein Jahr bei den Winnipeg Jets unter Vertrag steht und vergangene Saison in der AHL bei den Manitoba Moose zum Einsatz kam, lauert ebenfalls auf seine Chance. "Ich werde versuchen, mich in die NHL-Mannschaft zu kämpfen. Ich hatte kein einfaches Jahr. Aber wenn ich einen guten Sommer habe und ein bisschen Rückenwind von der WM mitnehme, kann ich vielleicht im Trainingscamp ein Zeichen setzen", betonte er. Mit dem späten 2:2-Ausgleich in der letzten Minute gegen die Schweiz gelang ihm ein spektakulärer Treffer.
Stützles Teamkollege Brown wird Top-Scorer
In der NHL spielt Connor Brown zusammen mit Tim Stützle für die Ottawa Senators und war dort der zweitbeste Scorer seiner Mannschaft (35 Punkte). Bei der WM gelangen dem Kanadier zwei Tore und 14 Assists, womit er zum Top-Scorer des Turniers avancierte.
Brown steht noch für die kommenden beiden Spielzeiten in Ottawa unter Vertrag und könnte gemeinsam mit Stützle dafür sorgen, dass die Senators sich wieder zu einem starken Team entwickeln.
Der Brite Kirk ist die Entdeckung
Großbritannien ist derzeit alles andere als eine Eishockey-Hochburg. Mit Liam Kirk haben sie allerdings ein Top-Talent in ihren Reihen. Er schoss bei der WM sieben Tore und führte am Ende gemeinsam mit dem Kanadier Andrew Mangiapane die Torschützenliste an.
Die Arizona Coyotes hatten den inzwischen 21-Jährigen beim NHL Draft 2018 in der 7. Runde ausgewählt. Daraufhin spielte er drei Jahre für die Peterborough Petes in der OHL, ehe er aufgrund der Coronavirus-Pandemie nach Europa zurückkehrte und unter anderem für seinen Heimatverein Sheffield Steelers in England auflief. Mit seinen Leistungen bei der WM dürfte der Traum von der NHL ein Stück näher gerückt sein.