Wild schieben Playoffqualifikation auf
von Bernd RoeschDen Minnesota Wild fehlen noch zwei Punkte um zum siebten Mal in ihrer Franchisegeschichte, zum vierten Mal in Folge, in die Stanley Cup Playoffs der Western Conference einzuziehen - zwei Punkte, die sie entweder selbst einfahren oder zwei Punkte, die die Colorado Avalanche in ihren verbleibenden drei Spielen noch abgeben müssen.
Der Endspurt im Rennen um die zweite Wildcard gestaltet sich äußerst kurios, er geht eher im Schneckentempo vonstatten. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die zwei Konkurrenten kein Playoffticket ergattern möchten.
Heute Nacht mussten sich die Wild den Winnipeg Jets, vor der Partie nach Punkten die drittschlechteste Mannschaft der Liga, deutlich mit 1-5 Toren geschlagen geben. Es war Minnesotas dritte Niederlage in Folge. Dass sie ihre Playoffhoffnungen noch nicht begraben mussten, liegt einzig daran, dass auch die Avalanche keinen Deut besser spielen. Das Team von Patrick Roy konnte seit drei Partien nicht mehr punkten, verlor sogar fünf seiner letzten sechs Auftritte.
Den Spielern der Wild ist durchaus bewusst, dass es so nicht weitergehen kann. Nach der gestrigen Partie übten sie kräftig Selbstkritik und suchten nach Lösungen. "Wir waren heute nicht gut genug", kommentierte Ryan Suter kurz und bündig das Spielgeschehen und fügte hinzu, dass er es nicht verstehe, warum sie so wenig Kampfgeist gezeigt haben.

Die erste halbe Stunde der Partie hatten die Gäste aus St. Paul völlig verschlafen. Sie wurden von den Jets regelrecht überrannt und konnten kaum eigene Torchancen kreieren. Erst das 0-2 durch Chris Thorburn zur Mitte des zweiten Durchgangs war so etwas Ahnliches wie ein Weckruf. Zur zweiten Drittelpause stellte Minnesotas Coach John Torchetti erneut seine Reihen um: Mikael Granlund stürmte nun wieder an der Seite von Zach Parise und Mikko Koivu in der ersten Reihe. Diese Maßnahme versprach nicht nur, sondern hatte auch Erfolg. Granlund ließ knapp 13 Minuten vor Spielende mit seinem Anschlusstor wieder Hoffnung auf eine Spielwende aufkeimen. Nur 86 Sekunden später machten diese die Jets vollends zunichte.
Torchetti war über die Einstellung seiner Mannschaft keineswegs erfreut: "Einige Spieler von uns müssen noch eine Schippe drauflegen. Wir hatten nur ein volles Überzahlspiel in der gesamten Partie, das sagt schon alles aus. Wir sind zurzeit einfach nicht bissig genug." Torchetti ließ auch gleich wissen, was er von manch einem seiner Verteidiger erwartet: "Marco [Sandella] muss präsenter werden. Er ist ein großer, wuchtiger Kerl und diesen Körpervorteil muss er einsetzen." Auch Matt Dumba nahm Torchetti nicht von der Kritik aus. Der 21-jährige Verteidiger brachte es in dieser Saison zwar schon auf 26 Scorerpunkte (10 Tore, 16 Assists) und stellte damit eine persönliche Bestmarke auf, sein Defensivverhalten sei aber noch verbesserungswürdig, da er immer zu viel versuche, meinte Torchetti.
In der Defensive vermissten die Wild Jared Spurgeon. Der erfahrene Verteidiger fiel aufgrund einer Verletzung im unteren Körperbereich aus und ist day-to-day. Auch der österreichische Flügelstürmer Thomas Vanek konnte verletzungsbedingt nicht mitwirken. Unabhängig davon, ob die beiden, zweifelsfrei wichtigen Spieler den Wild in den noch verbleibenden zwei Saisonpartien, am Dienstag gegen die San Jose Sharks und am Samstag gegen die Calgary Flames, zur Verfügung stehen, Koivu und Schlussmann Devan Dubnyk geloben Besserung und sind voller Zuversicht.
"Wir müssen aus unseren Fehlern lernen und uns besser vorbereiten. Das ist das Entscheidende. Ich mache mir keine Sorgen über unsere Situation. Wir werden darüber sprechen, wie wir besser werden können. Man kann ein Spiel gewinnen oder auch einmal verlieren, doch die Art und Weise, wie wir momentan spielen, ist nicht akzeptabel", sagte ihr finnischer Teamkapitän nach der Partie.
Dubnyk blickte noch ein Stück weiter in die Zukunft: "Wir haben noch zwei Spiele, um uns zu qualifizieren und ich bin mir sicher, dass wir es schaffen werden, doch wenn wir in den Playoffs so auftreten [wie in Winnipeg] dann gehen wir in den Playoffs unter."
Sollten die Wild das letzte Playoffticket ergattern, wartet auf sie in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs das punktbeste Team der Western Conference. Es steht noch nicht fest ob es die Dallas Stars oder die St. Louis Blues sein werden, doch um gegen einen dieser beiden in einer Best-of-seven Serie zu bestehen, müssen die Wild über sich hinauswachsen.