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Eishockey ist ein Mannschaftssport - und zum Team gehören nicht nur die zwölf Stürmer, sechs Verteidiger und zwei Torhüter auf dem Aufstellungsbogen, sondern auch die sogenannten "Healthy Scratches", also Akteure, die es nicht ins Aufgebot geschafft haben. Genau diese erfüllen aber abseits des Eises eine wichtige Funktion und sind für das Klima in der Kabine unglaublich wichtig, wie Spieler und Trainer bestätigen.

Sowohl die Vegas Golden Knights als auch die Washington Capitals haben noch jede Menge Qualität auf der Tribüne sitzen. Bei den Knights sind es etwa Spieler wie Verteidiger John Merrill oder die Stürmer Oscar Lindberg, William Carrier, Tomas Hyka und Brandon Pirri. Bei den Caps sind Abwehrmann Jakub Jerabek sowie die Stürmer Alex Chiasson, Travis Boyd, Nathan Walker und Shane Gersich die namhaftesten "Healthy Scratches", die allesamt in den Playoffs zum Einsatz gekommen sind.
Während Washington in den bislang vier absolvierten Spielen im Stanley Cup Finale noch keine Änderungen vornahm, gab es bei Vegas bereits einen unverhofften Einsatz: In Spiel 4 rückte Tomas Tatar, der zuvor fünf Partien hatte zuschauen müssen, für David Perron ins Lineup. An diesem jüngsten Beispiel zeigt sich, wie wichtig es ist, dass auch die Ersatzspieler voll mitziehen.

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Gallant: "Alle sind wirklich wichtig"
"Alle sind wirklich wichtig", betont Knights-Coach Gerard Gallant. "Man weiß nie, was passiert. Jeder kann seine Chance bekommen. Wir sind eine gute Truppe - es gehören alle dazu." Diesen Eindruck vermittelt Vegas auch in der Kabine. Marc-Andre Fleury scherzt mit Merrill, der als einer der Ersatzleute noch etwas länger auf dem Eis war, und erkundigt sich nach seinem Befinden. Eine Szene, die nicht aufgesetzt wirkt, sondern vielmehr den großen Teamgeist untermalt.
"Sie sind wichtig für uns", sagt auch Viertreihen-Center Pierre-Eduard Bellemare über die "Healthy Scratches". "Wir haben eine tief besetzte Mannschaft, was gut in Spiel 4 zu sehen war, als Tomas Tatar in der Aufstellung stand. Es ist natürlich schwer für die Jungs, die nicht spielen, aber sie kommen trotzdem nach den Partien zu uns und unterhalten sich mit uns über das, was sie von der Tribüne aus gesehen haben. Es ist gut, so ein Feedback zu bekommen. Auch wenn du ein schlechtes Spiel machst, sagen sie es dir ins Gesicht. Das macht es unmöglich dich selbst zu belügen."
Einer, der seit Spiel 1 der Western-Conference-Final-Serie gegen die Winnipeg Jets nicht mehr für die Golden Knights zum Einsatz kam, ist Lindberg. Der Schwede gibt Einblicke in seine Gefühlswelt: "Du musst so oder so alles geben. Im Kraftraum und auch auf dem Eis, um mental darauf vorbereitet zu sein, zu spielen, falls etwas passiert. Du musst auch du selbst bleiben, lachen, in den Trainings mit den Teamkollegen Spaß haben und es nicht zu ernst sehen. Wir müssen uns auch gegenseitig helfen, wenn einer nicht spielt."

Trotz: "Sie müssen in den unglücklichsten Momenten einspringen"
Auch auf Seiten der Capitals hört man ähnliche Töne. "Es ist wichtig, dass diese Jungs ein Teil der Mannschaft sind. Du brauchst diese Tiefe. Es ist essenziell, diese Leute zu haben, denn sie müssen in den unglücklichsten Momenten einspringen und zeigen, was sie können. Du weißt nie, was passiert", sagt Caps-Coach Barry Trotz und erinnert an eine frühere Phase in den Playoffs, als Washington plötzlich auf drei Stammspieler verzichten musste: "Erinnert euch an die Serie gegen Pittsburgh: Kein Backstrom (Nicklas Backstrom, verletzt, d. Red.), kein Burakovsky (Andre Burakovsky, verletzt, d. Red.), kein Wilson (Tom Wilson, gesperrt, d. Red.)", zählt Trotz auf. "Dafür sind Walker und Boyd reingekommen und sie haben in einem der wichtigsten Spiele der Franchise-Geschichte phantastisch gespielt."
Einer, der in dieser Saison beide Seiten erlebt hat, ist der deutsche Goalie Philipp Grubauer. Der 26-jährige Rosenheimer ging als Starter in die Playoffs und fand sich nach zwei Spielen auf der Bank wieder. Hängen lassen war für den Torwart aber nie eine Option. "Wir sind eine Mannschaft, egal ob du spielst, oder nicht", unterstreicht Grubauer. "Jeder hält sich bereit. Es ist nicht so, dass wir hier Urlaub machen, nur weil wir nicht spielen. Wir unterstützen die Jungs in der Kabine. Selbst wenn es nur das Auffüllen einer Wasserflasche ist - dann mache ich das natürlich. In den Playoffs ist jedes Detail wichtig."