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Wenn es fast ausweglos aussieht, dann müssen die Alten zeigen wie's geht. Gerne wäre man am Donnerstagabend Mäuschen in der Kabine der Washington Capitals gewesen.

Nach einer indiskutablen Vorstellung im Pepsi Center von Denver lagen die Capitals gegen die Colorado Avalanche mit 0:2 im Hintertreffen, und sie hätten sich nicht über einen höheren Rückstand beschweren dürfen, angesichts der einseitigen Chancenverteilung zu Gunsten ihrer Gastgeber. Einhergehend mit dem Versuch ihres Kapitäns Alex Ovechkin, seine zwei, ihm noch auf die 700 fehlenden Tore zu erzielen, haben die Mannen von Coach Todd Reirden den Erfolgspfad verlassen.
Nach der 3:7-Heimpleite gegen die Philadelphia Flyers am Samstag und der 3:5-Heimniederlage gegen die New York Islanders am Montag, gerieten die Capitals in Gefahr, zum Auftakt ihrer Auswärtstour das dritte Spiel hintereinander zu verlieren. Avalanches Stürmer Andre Burakovsky in der 3. und Mikko Rantanen bei einem Powerplay in der 17. Minute hatten die Capitals in den Krisenmodus geschossen.
Es war an der Zeit, dass sich einer ein Herz nimmt und Tacheles redet. Den wahrlich nicht leichten Part übernahm Nicklas Backstrom. "Wenn er das Wort ergreift, dann hört ihm jeder zu. Er sagt die ganze Zeit nicht viel, das ist einer der Gründe, warum es so viel bedeutet, wenn er spricht. Wenn er etwas sagt, dann ist es an der Zeit zuzuhören. Deshalb ist er seit jeher das Rückgrat unseres Teams und darum folgen ihm alle", verriet Washingtons-Schlussmann Braden Holtby nach der Partie.

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Backstrom begann seine NHL-Karriere vor zwölf Jahren in Washington. Die Ansprache des Routiniers verfehlte nicht seine Wirkung. Die Capitals kamen wie verwandelt aus der Umkleide und drehten die Partie noch zu ihren Gunsten. Mit 3:2-Toren entführten sie beide Punkte aus der Mile High City.
"Ich denke, es war nicht akzeptabel. So wie wir in letzter Zeit spielen, ist es nicht zufriedenstellend. Wir haben über Details und solche Dinge gesprochen, und wir gehen ins erste Drittel raus und wir sind noch nicht da. Ich bin der Meinung, dass man sich in dieser Liga zu jeder Zeit bewusst sein muss, was man da draußen macht. Ich glaube, wir haben dann doch noch ziemlich gut geantwortet und uns in das Spiel hineingearbeitet", zog Backstrom aufgrund der gewonnenen zwei Punkte ein positives Fazit.
Der schwedische Stürmer war wie Ovechkin und Oshie nicht nur verbal präsent, sie ließen ihren Worten auch Taten auf dem Eis folgen. Mit seinem Anschlusstreffer bei Überzahl zur Mitte des zweiten Durchgangs läutete Backlund die erfolgreiche Aufholjagd ein. Im dritten Drittel wurden die Avalanche vollends überrumpelt. 19 Mal schossen ihre Gäste aus der US-Hauptstadt im Schlussabschnitt auf das von Philipp Grubauer gehütete Gehäuse, deren dreimal Ovechkin.
In den letzten gut sieben Spielminuten drehten Tom Wilson und T.J. Oshie mit ihren Toren die Partie. Center Lars Eller war ebenso an zwei von Washingtons drei Treffern beteiligt wie Verteidiger John Carlson. Mit Backstrom (32 Jahre), Ovechkin (34), Oshie (33), Eller und Carlson (jeweils 30) war es die Ü30-Fraktion der Capitals, die sich ihrer Verantwortung bewusst wurde. Sie rissen als Vorbilder die jüngeren Spieler im Team mit, wie zum Beispiel den 23-jährigen Prager Jakub Vrana.

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"Im Laufe der Partie bekam ich das Gefühl, dass wir zu unserem Spiel fanden und in allen Bereichen besser wurden", täuschte sich Reirden nicht. "Offensichtlich haben sich viele Jungs gesteigert, und wir haben viel besser als Mannschaft funktioniert. Nach zwei guten Trainingstagen zeigten wir heute Abend eine stärkere mannschaftliche Geschlossenheit und wir waren aufeinander abgestimmt. Zurückkommen und zu gewinnen, das ist ein besonders wichtiger Sieg, um eine solche Reise zu beginnen", freute sich Washingtons Übungsleiter.
Bereits zum achten Mal in der laufenden Saison gewannen die Capitals noch eine Partie, in der sie bereits mit mindestens zwei Toren hinten gelegen waren. Nur in der Spielzeit 2009/10 hatten sie noch ein Comeback dieser Art mehr verbucht. Den NHL-Rekord von zwölf Siegen nach einem Rückstand von mindestens zwei Toren stellten in der Saison 1983/84 die Edmonton Oilers auf, die Hartford Whalers machten es den Westkanadiern 1985/86 gleich.
Den Capitals wäre es sicher lieber, wenn sie ihre verbleibenden Spiele gewinnen würden, ohne diese 36 Jahre alte Bestmarke zu knacken. Das ist deutlich nervenschonender, und es muss in der Kabine gar nicht erst laut werden.