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Vierkampf um die Krone im Westen

von Bernd Roesch

Nach dem NHL All-Star Game beginnt jedes Jahr die ganz heiße Saisonphase im Kampf um die Playoffränge. Am Montag haben wir schon einen Blick darauf geworfen, wie knapp es in der Eastern Conference zugeht. Und wie sieht es in der Western Conference aus? Im Westen sorgt nicht nur das Rennen um die begehrten Plätze, inclusive der zwei Wildcards, für Spannung, sondern auch die Frage, welche Mannschaft die Spielzeit als punktbestes Team dieser Conference abschließen wird.

Um den ersten Platz zeichnet sich ein Vierkampf zwischen den Teams auf den Plätzen 1-3 in der Central Division und dem Tabellenführer der Pacific Division ab. Die Chicago Blackhawks, Dallas Stars, St. Louis Blues und die Los Angeles Kings trennen aktuell nur sieben Punkte.

Lange Zeit lagen die Stars souverän in der Central Division vorne, und konnten sich sogar Hoffnungen auf den Gewinn der Presidents' Trophy als punktbestes Team der Liga machen, doch bei den Texanern läuft es seit Wochen nicht mehr so rund wie in den ersten zwei Monaten: Im Januar verloren sie acht von elf Partien (3-6-2), und damit auch die Tabellenführung in der Central. Nach Punkten pro Spiel (1,35) haben die Stars zwar noch die beste Ausgangsposition im Westen, ob ihre zwei letzten knappen Siege gegen Calgary und in Winnipeg tatsächlich eine Trendwende einläuteten, wird sich zeigen. Viel wird davon abhängen, ob ihre Topscorer Jamie Benn und Tyler Seguin, die in den letzten zwölf Auftritten seit Neujahr nur jeweils viermal ins Schwarze getroffen hatten, wieder zu Höchstform auflaufen können. Jason Spezza war in diesem Zeitraum mit elf Scorerpunkten Dallas bester Scorer.

Das Momentum liegt bei den Blackhawks, die mittlerweile drei Punkte Vorsprung gegenüber den Stars ausweisen. Der amtierende Stanley Cup Champion hat zwar bereits drei Spiele mehr absolviert als Dallas, konnte aber über die Jahreswende überzeugen und leistete sich dabei keinen Ausrutscher. Von Ende Dezember bis zum 19. Januar gelang es den Blackhawks, mit zwölf Siegen in Folge, sogar einen neuen Franchiserekord aufzustellen. In ihren letzten vier Partien vor der All-Star Pause hatten die Blackhawks Ladehemmung: Die Tore von Artem Anisimov, er hatte bei der 1-2 Niederlage in Tampa getroffen, Andrew Shaw und Artemi Panarin reichten nur zu zwei Punkten im Spiel gegen die St. Louis Blues, dem dritten Aspiranten auf die Spitzenposition im Westen.

Die Blues haben aktuell nur den dritten Tabellenplatz inne und vermeintlich die schlechteste Ausgangslage, die Saison als beste Mannschaft des Westens abzuschließen. Auch die bittere 0-2 Niederlage am Sonntag vor einer Woche in Chicago, also bei einem direkten Konkurrenten, dürfte geschmerzt haben. Drei Zähler beträgt der Rückstand der Blues auf den vor ihnen platzierten Stars und sogar deren sechs auf die Blackhawks, die bereits ein Spiel mehr auf dem Konto haben. Die Mannschaft von Ken Hitchcock verfügt durchaus über die Qualität diesen Rückstand aufholen zu können. Über die gesamte Spielzeit hinweg bis jetzt zeigten sie die konstanteste Leistung - nur zu Beginn des Neuen Jahres hatten sie mit vier Niederlagen hintereinander einen kleinen Durchhänger (0-1-3). Von den darauffolgenden neun Auftritten verloren sie jedoch nur zwei in der regulären Spielzeit und konnten sechsmal das Eis als Sieger verlassen. Die mannschaftliche Geschlossenheit und die Unberechenbarkeit prägt das Spiel der Blues: Gleich zehn verschiedene Spieler zeichneten sich in den neun Partien als Torschützen aus, allen voran der erst 22-Jährige Ty Rattie mit drei Treffern, und nicht, wie man vielleicht hätte erwarten können, St. Louis russischer Topscorer Vladimir Tarasenko, der sich in dieser Zeitspanne nur einmal in die Torschützenliste eintragen konnte.

Den Los Angeles Kings dürfte, mit neun Zählern Vorsprung auf die zweitplatzierten San Jose Sharks und deren zwölf auf die punktgleichen Teams aus Arizona und Anaheim, der Titel in der Pacific Division nicht mehr zu nehmen sein. Außenseiterchancen können den Kings sogar bei ihrem Streben nach dem ersten Platz in der Conference eingeräumt werden. Sieben Punkte liegen sie hinter den Blackhawks, haben aber auch noch vier Spiele mehr in der Hinterhand. Der zweifache Stanley Cup Champion dominiert vor allem in den Partien gegen Teams aus seiner Division: Von bisher 17 Aufeinandertreffen gewannen die Kings elf. Noch weitere elfmal treten die Kings gegen Divisionskonkurrenten an, könnten dabei kräftig punkten und weiter Boden auf Chicago gutmachen. In ihren letzten neun Spielen schossen die Kalifornier achtmal drei oder mehr Tore, wobei Vincent Lecavalier, Kings Neuzugang aus Philadelphia, sich mit fünf Treffern als ihr bester Torschütze herauskristallisierte. Man darf also unumwunden von einer Verstärkung sprechen.

So könnte es durchaus sein, dass sich am Ende der abgewandelte Spruch bewahrheitet: "Wenn Drei sich streiten freut sich der Vierte."

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