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Bei den Vegas Golden Knights war man sich vor Beginn der Finalserie um den Stanley Cup gegen die Washington Capitals im Klaren, dass diese Auseinandersetzung kein Spaziergang werden würde. Dazu waren die Leistungen der US-Hauptstädter in den Runden zuvor einfach zu beeindruckend gewesen. Hinzu kam, dass die Caps mit einer enormen Auswärtsstärke aufwarteten. Deshalb hielt sich auch die Enttäuschung im Lager der Gastgeber nach der 2:3-Heimniederlage vom Mittwoch, die die Best-of-Seven-Serie auf den Zwischenstand von 1:1 stellte, in Grenzen. Rasch richtete sich das Augenmerk der Golden Knights auf das am Samstag anstehende Spiel 3, das als erste von zwei Partien in Folge in der Capital One Arena in Washington stattfinden wird (2 Uhr MESZ, in der Nacht von Samstag auf Sonntag).

Ein Blick in die über einhundertjährige NHL-Geschichte besagt, dass das höher gesetzte Team seit 1939 (Einführung des Formats Best of Seven) in über 70 Prozent der Fälle (19 von 27) am Ende die Oberhand behielt, wenn es in einer Finalserie nach den ersten beiden Spielen 1:1 hieß. Die Vorzeichen stehen daher nicht schlecht für das Team aus Nevada. Bereits in Runde 2 der Stanley Cup Playoffs hatten sich die Golden Knights nach einem Sieg und einer Niederlage daheim zum Auftakt gegen die San Jose Sharks noch mit 4:2 in der Serie durchgesetzt.
"In Spiel 2 gegen Washington haben wir einfach nicht unseren gewohnten Druck entfalten können", sagte der Schweizer Verteidiger Luca Sbisa unmittelbar nach der zweiten Heimpleite in der noch jungen Playoff-Geschichte der Knights. "Unserem Selbstvertrauen tut das aber keinen Abbruch. Solche Situationen haben wir schon erfolgreich gemeistert."
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Knackpunkt am Mittwoch war in erster Linie der herausragend aufgelegte Gästetorhüter Braden Holtby, der die Stürmer der Golden Knights ein ums andere Mal zur Verzweiflung trieb. Gekonnt ließ er die Schlussoffensive der Gastgeber, bei der sie in den finalen 20 Spielminuten 15:6 Torschüsse produzierten, im Sande verlaufen.
"Chancen hatten wir eigentlich genug", bilanzierte Vegas-Coach Gerard Gallant. "39 Torschüsse sollten im Regelfall zum Sieg reichen. Doch Holtby hat herausragend gehalten. Er machte diesmal den Unterschied aus." Am Ende verbesserten sich die Caps vor allem durch dessen Hilfe auf eine Auswärtsbilanz von 9:3 in den laufenden Playoffs. Keine Überraschung also, dass Washington eines der beiden Auftaktspiele der Serie in Las Vegas für sich entscheiden konnte.

Was die Golden Knights vor der kommenden Aufgabe zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass sich die Hauptstädter auf eigenem Eis in den Playoffs durchaus verwundbar zeigten. In Runde 2 gegen die Tampa Bay Lightning gingen ihre ersten beiden Heimspiele verloren. Das hat man im Lager der Golden Knights aufmerksam registriert.
"Es sind Playoffs. Da macht es grundsätzlich gar keinen großen Unterschied ob man daheim oder auswärts spielt, denke ich. Wir spielen ohnehin immer mit einem ähnlichen Ansatz. Beide Teams werden höchstwahrscheinlich zudem ihre körperbetonte Art beibehalten und es wird auch in den zukünftigen Begegnungen recht eng und umkämpft zugehen", befand Gallant am Donnerstagabend in einem Mediengespräch. Und er ergänzte mit einem Lächeln im Gesicht: "Wenn Du am Ende den Stanley Cup gewinnen willst, dann ist das niemals einfach. Das ist doch jedem klar."
Um in der Capital One Arena zu bestehen, müssen die Golden Knights jedoch an ihre überragende Vorstellung mit ihrem Hochgeschwindigkeitshockey aus Spiel 1 der Finalserie anknüpfen. Am Mittwoch gelang es Washington über weite Strecken erfolgreich, der Vegas-Offensive den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ihr Angriffsspiel war kein Vergleich zu jenem, das sie noch am Montag ausgezeichnet hatte, als Vegas ein wirklich wildes Spiel mit mehrfachen Führungswechseln mit 6:4 für sich entscheiden konnte.

In der US-Hauptstadt ist die Ausgangslage am Samstag eine ganz andere. Der Druck, das Spiel machen zu müssen, um am Ende erstmalig in der Franchise-Geschichte in einer Stanley Cup Finalserie in Führung zu gehen, liegt zunächst ganz auf Seiten der Capitals. Ein Umstand, der den Golden Knights für ihr gefährliches Umkehrspiel entgegenkommen dürfte. Das hatten sie bereits im Conference-Finale gegen die Winnipeg Jets bei ihren zwei Auswärtssiegen erfolgreich zelebriert.
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Vegas-Verteidiger Nate Schmidt ist daher guter Dinge. "Eine Serie gewinnt oder verliert eine Mannschaft nicht in zwei Spielen. Wir sind bereit, um jetzt auswärts unser bestes Spiel abzuliefern." Das wird auch erforderlich sein, wenn die Golden Knights mindestens eines der beiden Spiele in Washington für sich entscheiden wollen, um zumindest mit einem noch immer unentschiedenen Serienstand in Spiel 5 wieder vor eigenem Publikum antreten zu können.