MTL@TBL, Sp5: Lightning bekommen Stanley Cup

Nach dem Sieg im Stanley Cup Finale war Trainer Jon Cooper von den Tampa Bay Lightning zu einem Späßchen aufgelegt. Es ging um die Frage nach seinem persönlichen Anteil an der zweiten Meisterschaft in Folge. Er selbst habe lediglich auf der Bank gestanden und Kaugummi gekaut, die Arbeit hätten allein die Spieler erledigt, ließ er dazu verlauten. Das war natürlich eine maßlose Untertreibung. Sie ist aber ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie unprätentiös sich der Meistermacher in der Regel gibt. Dabei gehört er mit den nunmehr zwei Titelgewinnen und drei Finalteilnahmen endgültig zu den ganz Großen seiner Branche in der NHL.

Die Erfolgsgeschichte zwischen Cooper und den Lightning nahm 2010 ihren Anfang. Nach einigen erfolgreichen Jahren in diversen Minor Leagues sicherten sich die Verantwortlichen des Klubs die Dienste des Kanadiers, der auch einen US-amerikanischen Pass besitzt. Zunächst übernahm er für zwei Spielzeiten die AHL-Filiale Norfolk Admirals, mit der er 2012 den Calder Cup holte. In der Saison 2012/13 betreute er zunächst die Syracuse Crunch, das neue AHL-Farmteam von Tampa Bay. Nachdem die Lightning im März 2013 ihren Coach Guy Boucher vor die Tür gesetzt hatten, machten sie Cooper zu dessen Nachfolger.

Cooper

2015 erreichten die Lightning unter dessen Regie das Stanley Cup Finale gegen die Chicago Blackhawks. Sie verloren allerdings die Best-of-7-Serie mit 2:4. Vier Jahre später ging Tampa Bay als haushoher Titelfavorit in die Stanley Cup Playoffs. Die Mannschaft hatte in der regulären Saison mit 62 Siegen und 128 Punkten als bestes Team seit mehr als 20 Jahren die Presidents' Trophy gewonnen. Doch in der ersten Runde der Postseason unterlagen sie den Columbus Blue Jackets sang- und klanglos mit 0:4.
Das ebenso spektakuläre wie unerwartete Scheitern hatte im Nachhinein auch etwas Gutes. Wie Cooper des Öfteren betonte, schweißte es die Mannschaft noch enger zusammen. Der Trainer und die Spieler zogen darüber hinaus die richtigen Lehren aus dem Fehlschlag und setzten zu einem Siegeszug an, der ihnen zweimal nacheinander den Stanley Cup bescherte. Im September 2020 bezwangen sie in der Bubble von Edmonton die Dallas Stars mit 4:2 und rund neun Monate später die Canadiens mit 4:1.
Nach Ansicht von Cooper ist der gegenseitige Respekt der Schlüssel zum Erfolg. "Ich habe nie in der NHL gespielt. Von daher kann ich das, was die Jungs vollbracht haben, nicht vorweisen. Andererseits haben sie noch nie in der NHL gecoacht. Deshalb habe ich immer die Hoffnung, dass die Wertschätzung da ist, für das was ich tue", sagte er bei einer Pressekonferenz während der Finalserie. Als Trainer müsse man sich um seine Spieler kümmern und versuchen, im täglichen Umgang miteinander die richtige Balance zu finden. "Wenn sie sich gut fühlen, spielen sie auch gut. Wir haben das passende Umfeld dafür geschaffen", fügte er hinzu.
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Cooper ist kein Lautsprecher oder Haudrauf. Er wirkt eher wie ein Eishockey-Lehrer, der seine Mannschaft mit Bedacht führt, ohne dabei jedoch auf die nötige Kritik zu verzichten. Aber bei ihm bleibt sie in der Kabine und wird nicht nach außen getragen.
Die Spieler schätzen Cooper und seine Arbeitsweise. "Er ist selbstbewusst. Das überträgt sich auf ein Team. Er erwartet von jedem, dass er seinen Job macht und das tut, was er am besten kann", sagte Lightning Kapitän Steven Stamkos.
"Er hat eine großartige Art zu kommunizieren und vermeidet es, die Dinge unnötig kompliziert zu machen", meinte Verteidiger Ryan McDonagh. Er versuche in erster Linie positive Botschaften zu vermitteln. "Zu 90 Prozent geht es bei seinen Analysen um unsere Einstellung und Mentalität."
Cooper hat sich nach eigenen Worten seit seinem Einstieg bei den Lightning spürbar weiterentwickelt. "Die Werte, die ich vertrete, sind zwar die gleichen geblieben. Aber natürlich bin ich ein besserer und erfahrener Coach als zu Beginn", hob er hervor. Er habe sich manches von anderen Kollegen abgeschaut und zudem in der Praxis stets dazugelernt.
Als zweifacher Stanley Cup Champion muss Cooper nun niemandem mehr etwas beweisen. Seinen Platz in der NHL-Geschichte hat er sicher.