SJS@ARI: Meier fälscht die Scheibe rein

Manchmal entspricht der Ausgang eines Eishockeyspiels nicht der Wahrnehmung der Beteiligten. Zum Saisonauftakt hatten die San Jose Sharks 4:3 nach Verlängerung bei den Arizona Coyotes gewonnen. Die zweite Partie - ebenfalls in Arizona - verloren die Sharks 3:5. Und doch war Sharks-Coach Bob Boughner nicht komplett unzufrieden mit der Leistung seines Teams.

"Ich denke, wir haben als Mannschaft besser gespielt als noch in der ersten Partie. Wir hatten mehr Struktur in unserem Spiel", befand der ehemalige NHL-Verteidiger, der für die Buffalo Sabres, Nashville Predators, Pittsburgh Penguins, Calgary Flames, Carolina Hurricanes und Colorado Avalanche spielte. Die Coyotes hätten in den entscheidenden Momenten einfach nur etwas mehr Scheibenglück gehabt. Vor allem die Stürmer hätten als Gruppe besser agiert. "Die Chemie hat schon besser gestimmt. Leider hat es nicht zum Sieg gereicht", konstatierte Boughner. Und auch Sharks-Kapitän Logan Couture befand, dass die Leistung in einigen Bereichen besser gewesen sei als zum Saisonstart. "Speziell im Powerplay."
Einer dieser Stürmer, bei denen es im zweiten Spiel der Sharks schon wesentlich besser lief, war der Schweizer Timo Meier. War der Stürmer aus Herisau in der ersten Partie noch ohne Scorerpunkt vom Eis gegangen, so war er diesmal an allen drei Treffern der Gäste beteiligt. Ein Tor schoss er selbst, die anderen beiden bereitete er vor.

Meier toppt zum dritten Mal die Marke von 20 Toren

Besonders gefreut wird seinen Trainer dabei haben, dass die beiden Assists im Powerplay zustande gekommen sind. Vor allem das erste Überzahltor der Sharks, die zwischenzeitliche 1:0-Führung der Gäste, war fast schon was für ein Lehrvideo. Meiers Schuss wurde von Ryan Donato unhaltbar für Antti Raanta im Coyotes-Tor abgefälscht. Und auch beim zweiten Tor in numerischer Überlegenheit profitierte Meier davon, dass Tomas Hertl den Puck unhaltbar abfälschte. Damit kamen die Sharks auf eine Überzahlquote von 50 Prozent in diesem Spiel. Das 3:5 von Hertl fiel allerdings erst 51 Sekunden vor dem Ende. Diese Hypothek war für die Gäste aus Nord-Kalifornien zu groß.
"Es ist immer schön zu sehen, wenn das Powerplay funktioniert", meinte Meier nach dem Spiel. Die Mannschaft habe sich in Überzahl gesteigert. "Schon im ersten Spiel hatten wir ein Powerplaytor. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Das Überzahlspiel ist ein enorm wichtiger Teil des Spiels." Besser habe diesmal vor allem funktioniert, die Scheibe in Richtung Tor zu bringen und vor dem gegnerischen Kasten dann für Verkehr zu sorgen und so dem Torwart die Sicht zu nehmen. "Ryans Tor war dafür ein perfektes Beispiel." Der Sturmkollege habe es dem Coyotes-Keeper echt schwer gemacht. "Und dann hat er die Scheibe perfekt abgefälscht. So kommt man zu Toren."
Das Lob gab der Torschütze artig zurück: "Das war ein super Schuss von Timo. Ich war in der richtigen Position, um den Puck abzufälschen", sagte Donato. Ein Powerplaytor - das kam bei dem US-Amerikaner im Trikot der Minnesota Wild nicht vor. Jetzt freue er sich, dass er Teil des Teams bei den Sharks sei und auch Chancen bekomme, in Überzahl zu zeigen, was er drauf habe. Zuvor datierte sein letztes Powerplaytor aus der Saison 2018/19. Damals - vor dem Wechsel mitten in der Runde zu den Wild - trug Donato noch das Trikot der Boston Bruins.
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Meier hat in dieser Saison nach zwei Spielen bereits zwei Scorerpunkte im Powerplay auf seinem Konto. In der vergangenen Saison hatte er in 70 Partien insgesamt nur neun Scorerpunkte (zwei Tore, sieben Vorlagen) in Überzahl verbuchen können. Geht es in diesem Takt weiter, den der Schweizer angeschlagen hat, knackt er die Marke schon bald. Die Chancen dazu stehen gut. Denn mit seinen 24 Jahren ist Meier schon in seiner fünften NHL-Saison. Er hat ein weiteres Jahr Erfahrung gesammelt und scheint nun bereit für größere Aufgaben - auch in den Special Teams. In den ersten beiden Partien gegen Arizona bekam er in Überzahl jeweils gut drei Minuten Eiszeit. Das zeigt, dass ihm auch der Coach vertraut und ihm eine noch gewichtigere Rolle als in der Vergangenheit zutraut. An den Fähigkeiten als Stürmer gibt es bei Meier ohnehin keine Zweifel. Die hat er mit zweimal über 20 und einmal 30 Toren in den vergangenen drei Spielzeiten nachhaltig unter Beweis gestellt.
Auch mit dem ersten Saisontor hat es für Meier im zweiten Saisonspiel geklappt. Es passte zu dieser Partie, dass auch der Puck nicht direkt den Weg ins Tor fand. Eigentlich wollte der Schweizer den besser postierten Kevin Labanc anspielen. Doch der kam gar nicht erst an die Scheibe. Coyotes-Verteidiger Jacob Chychrun lenkte mit seinem rechten Schlittschuh den Puck vorbei an Raanta ins Netz zum zwischenzeitlichen 2:2.

FLA@SJS: Meier trifft mit Rückhand im kurzen Eck

Für einen Punktgewinn hat es bei den Sharks diesmal trotzdem nicht gereicht. Neben dem schon angesprochenen Scheibenglück für die Gastgeber war die Schwäche am Bullypunkt ein Faktor, der gegen die Sharks sprach. Die Coyotes gewannen 60 Prozent aller Anspiele. "Das ist definitiv noch eine Schwäche von uns", bestätigte Boughner. Bereits zum Saisonauftakt hatten die Coyotes mit 55 Prozent die Mehrzahl der Bullys für sich entschieden. Und trotzdem wäre für die Sharks wohl noch was drin gewesen, meinte der Kapitän: "Wir hatten unsere Chancen. Wir haben dann aber zu viele zugelassen. Natürlich will man immer das perfekte Spiel zeigen. Aber das ist kaum möglich", sagte Couture.
Perfekt wird wahrscheinlich auch die nächste Partie der Sharks nicht sein. Sie gastieren am 18. Januar (8 p.m. ET; FS-MW, NBCSCA, Di. 2 Uhr MEZ) bei den St. Louis Blues. Aber sie haben die Gewissheit, dass sie sich auf Meier und das Überzahlspiel verlassen können.