Stars und Oilers bereit für das Duell

Im Western Conference Finale der Stanley Cup Playoffs 2024 stehen sich ab Donnerstag (8:30 p.m. EDT; Freitag, 2:30 Uhr MESZ; NHL.tv) die Dallas Stars und Edmonton Oilers gegenüber. In der regulären Saison gingen zwei von drei Aufeinandertreffen an die Texaner. NHL.com/de schaut in einer Analyse auf diese Best-of-7-Serie voraus.

Der Weg ins Eastern Conference Finale

Die Stars schalteten bislang die letzten beiden Stanley Cup Champions aus: In der ersten Runde die Vegas Golden Knights (4-3), den Meister von 2023, in der zweiten Runde die Colorado Avalanche (4-2), den Champion von 2022. Dallas hat damit bereits zwei heiße Mitfavoriten geschlagen und dürfte voll auf Betriebstemperatur sein.

Die Oilers hatten in der ersten Runde kaum Probleme mit den Los Angeles Kings (4-1), standen dafür in der zweiten Runde gegen die Vancouver Canucks bereits am Rande der Elimination, drehten aber einen 0-1-, 1-2 und 2-3-Rückstand in der Serie und setzten sich am Ende in einem alles-entscheidenden Spiel 7 durch (4-3). Edmonton (zwölf) bestritt damit ein Spiel weniger als Dallas (13) im bisherigen Playoff-Verlauf.

Stürmer

Die Stars kommen auf 2,92 Tore/Spiel was Rang sieben unter allen Playoffs-Mannschaften bedeutet. Das Dark Horse, also die ultimative Entdeckung, ist Mittelstürmer Wyatt Johnston (7-4-11), der als Top-Torjäger voran geht und nach der Verletzung des bislang eher enttäuschenden Nummer-1-Centers Roope Hintz (2-4-6) sogar in die erste Sturmreihe befördert wurde. Hintz ist wird wegen einer Oberkörperverletzung jeden Tag neu bewertet, könnte in Spiel 1 aber zurückkehren. Der zweite Senkrechtstarter hinter dem 21-jährigen Johnston ist der gleichaltrige Logan Stankoven (3-3-6). Zusammen mit Routinier Jamie Benn (34; 3-5-8) komponierte Trainer Peter DeBoer eine schlagkräftige Scoring-Linie. Die meisten Punkte unter den Stürmern sammelte Jason Robertson (3-9-12). Hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben sind bislang Joe Pavelski (1-3-4) und Mason Marchment (1-2-3), die jedoch auch eine Menge Potenzial mitbringen.

Das Prunkstück der Oilers ist die Offensive, die mit durchschnittlich 3,83 Toren/Spiel die zweitmeisten Treffer produzierte. Die vier Top-Scorer in den Stanley Cup Playoffs 2024 spielen alle in Edmonton. Allen voran der Deutsche Leon Draisaitl (8-16-24), gefolgt Superstar Connor McDavid (2-19-21), Offensivverteidiger Evan Bouchard (5-15-20) und Stürmer Ryan Nugent-Hopkins (4-12-16). An der Spitze der Playoff-Torjägerliste steht Power Forward Zach Hyman (11-2-13). Auch wenn die Oilers durchaus über Tiefe im Angriff verfügen, tragen die Top-6-Reihen die Scoring-Last beinahe komplett. Adam Henrique verletzte sich bereits in Spiel 5 gegen L.A. und kehrte seitdem nicht wieder zurück. Auf den noch punkt- und torlosen Corey Perry verzichtete Trainer Kris Knoblauch in den letzten beiden Partien sogar freiwillig und brachte stattdessen Sam Carrick.

Verteidiger

Die Defensive ist die große Stärke der Stars: Dallas kassierte durchschnittlich gerade einmal 3,38 Gegentore/Spiel, was den drittbesten Playoff-Wert (zusammen mit den Boston Bruins) bedeutet. Herausragend präsentierte sich bislang Abwehrchef Miro Heiskanen (5-8-13), der für fünf der insgesamt sieben Verteidiger-Tore der Texaner verantwortlich zeichnete. Mit Spielern wie Thomas Harley, Esa Lindell, Chris Tanev, Ryan Suter und Nils Lundqvist verfügen die Stars über eine Menge Shutdown-Fähigkeiten, gegen die es jedes Team in der Liga schwer haben dürfte.

COL@DAL R2, GM5: Robertson bedient Heiskanen bei einem Powerplay-Tor

Bei Edmonton galt die Defensive lange als Achillesferse, diese Baustelle aber haben die Oilers in den Playoffs geschlossen. Das belegen im Schnitt 2,75 Gegentore/Spiel. Der bereit genannte Bouchard (5-15-20) dürfte sich ein spannendes Duell mit Heiskanen liefern. Doch auch hinter ihrem Top-Verteidiger haben die Kanadier weitere torgefährliche Abwehrspieler in ihren Reihen: Mattias Ekholm (3-3-6), Cody Ceci (2-1-3), Brett Kulak (1-3-4), Darnell Nurse (0-2-2) und Vincent Desharnais (0-1-1) sorgten für elf Verteidiger-Tore und 36 -Punkte – jeweils Bestwerte in den Playoffs 2024.

Torhüter

Dallas-Torwart Jake Oettinger wird mit Lob von Mitspielern, Trainern und Journalisten überschüttet. Mit Recht: Der 25-jährige US-Amerikaner gewann acht seiner 13 Starts mit einem Gegentorschnitt von 2,09, einer Fangquote von 91,8 Prozent und gab sogar noch einen Assist. Oettingers große Stärke ist seine Ruhe. Auch unter Dauerbeschuss oder in kritischen Momenten hat der 1,95 Meter große Schlussmann seine Nerven immer im Griff und bleibt in der Position, was gegnerische Stürmer verunsichert und ihm zu tollen Paraden verhilft.  

Durchaus eine kritische Figur ist Oilers-Torwart Stuart Skinner. Der in Edmonton geborene Goalie spielte eine starke reguläre Saison und war auch verlässlich in der ersten Playoff-Runde. In der Serie gegen die Vancouver Canucks aber klappte in den ersten drei Partien nur wenig. In Spiel 3 wurde der Kanadier gezogen und musste in den Spielen 4 und 5 mit der Backup-Rolle Vorlieb nehmen, während der Playoff-unerfahrene Calvin Pickard startete. Als die Oilers mit dem Rücken zur Wand standen aber vertraute Knoblauch wieder auf Skinner und wurde belohnt: Der Local Hero hielt zwei überlebenswichtige Siege fest. Skinner kommt insgesamt auf 2,87 Gegentore/Spiel, 88,1 Prozent Fangquote und einen Shutout. Zum Kreis der Elite-Torhüter zählt der 25-Jährige aufgrund mangelnder Konstanz noch nicht.

Special Teams

Zählt man die Prozentzahlen von Powerplay und Penalty Killing zusammen, sollte sich ein Wert von über 100 ergeben, um von starken Special Teams sprechen zu können. Die Stars kommen hier auf 98,2, haben also noch eine Menge Steigerungspotenzial. Zwar liefert das PP (29 Prozent Erfolgsquote, 4.) dank Heiskanen (drei Tore), Robertson und Johnston (je zwei Tore) recht zuverlässig ab, doch ist im PK (69,2 Prozent Erfolgsquote, 11.) Sand im Getriebe.

Enorm dominant präsentierten sich dagegen die Oilers in Sachen Special Teams und kommen auf einen herausragenden Wert von 128,9. Sowohl in Überzahl (37,5 Prozent) als auch in Unterzahl (91,4 Prozent) kann Edmonton den besten Wert in den Playoffs vorweisen. Im Powerplay ist Leon Draisaitl (sechs Tore) der Zielspieler. Der 28-jährige Kölner lauert bevorzugt in der „Rock Star Zone“ im rechten Faceoffkreis und donnert von dort fulminante Direktabnahmen aufs Tor. Das wissen zwar längst auch alle Gegner, doch bleibt das Oilers-PP durch viele Positionswechsel und starke Individualisten schwer ausrechenbar. So ist das 1-3-1-System mit Bouchard (Point), Nugent-Hopkins (Flanke links), McDavid (Bumper), Draisaitl (Flanke rechts) und Hyman (Net) nur selten eindeutig erkennbar.

Verschiedene Blickwinkel auf Draisaitls Tor in Spiel 4

Schlüsselspieler

Dallas hatte für acht Siegtreffer sechs unterschiedliche Siegtorschützen. Angeführt wird dieses erstaunlich breite Feld von Johnston und Tyler Seguin (je zwei Game Winning Goals). Aufgrund seiner Tor- und Punkte-Ausbeute ist Johnston als Schlüsselspieler anzuführen. Immerhin traf er in allen Situationen, egal ob bei 5-gegen-5, im Powerplay, in Unterzahl oder in der Overtime.

Bei Edmonton ist Bouchard mit drei Game Winning Goals, davon eines in der Overtime, der Mann für die wichtigen Tore. Das Series Clinching Goal gegen Vancouver erzielte Nugent-Hopkins, auch McDavid und Hyman (zwei GWG) können Spiele im Alleingang entscheiden. Der ultimative Unterschiedsspieler aber ist Draisaitl (zwei GWG), der in ausnahmslos jedem Playoff-Spiel punktete.

Stars gewinnen, wenn…
…sie es schaffen, Edmontons Offensivwucht zu bremsen und vorne effektiv bleiben.

Oilers gewinnen, wenn…
…wenn ihr Torwart konstant gute Leistungen abrufen kann und die Defensive das tief-besetzte Dallas über 60 Minuten aufhalten kann.

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