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Fünfundzwanzig Jahre nach Wayne Gretzkys letzter NHL-Saison sind sein Vermächtnis und seine Statistiken noch immer eine Klasse für sich. In dieser Saison wird NHL.com/de deshalb am letzten Sonntag eines jeden Monats während der regulären Saison von ehemaligen und aktuellen Stars erfahren, was ‚The Great One‘ für das Spiel bedeutet hat und wie er die Liga auch heute noch beeinflusst.

In dieser Ausgabe: Sein letztes NHL-Spiel

In den vergangenen Ausgaben dieser Serie haben wir uns mit den herausragenden Statistiken beschäftigt, die Gretzky in seiner aktiven Zeit abgeliefert hat, und die Ära, die er als Spieler geprägt hat, etwas näher beleuchtet. Zudem haben wir uns bei aktuellen und ehemaligen NHL-Spielern umgehört, was sie über Gretzky denken. In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit seinem letzten NHL-Spiel, das am 18. April 1999, also heute vor 25 Jahren im Madison Square Garden von New York, stattfand.

An genau diesem Tag im Jahre 1999 bestritt der in den Augen vieler größte Eishockeyspieler aller Zeiten sein letztes Spiel in der Liga, und zwar für die New York Rangers. Es war eine 1:2-Niederlage nach Verlängerung gegen die Pittsburgh Penguins, doch das interessierte nach dem Spiel nur am Rande. Gretzky erzielte in seinem persönlichen Finale zwar kein Tor, aber er gab einen Assist und stellte seine Karriereleistung damit auf 2.857 Punkte. Eine Zahl, die für Freunde dieser Sportart bis heute von Bedeutung ist.

Die Nummer 99 wird nicht mehr vergeben

Der damals 38-jährige Gretzky hatte sein nahendes Karriere-Aus erst zwei Tage zuvor offiziell gemacht, da er keine lange und vielbeachtete Abschiedstournee durch die Arenen der Liga machen wollte. Das Nachmittagsspiel der Rangers gegen die Penguins fand vor vollem Haus im Garden statt, wo einige der größten Spieler der NHL-Geschichte anwesend waren, darunter Phil Esposito, Mark Messier, Mario Lemieux und Glen Sather. 

Vor dem Eröffnungs-Bully gab es eine Videobotschaft von Gordie Howe zu sehen, und NHL Commissioner Gary Bettman erntete viel Jubel von den Rängen, als er ankündigte, dass  Gretzkys Spieler-Nummer 99 in der gesamten NHL zukünftig nicht mehr vergeben werden würde. Die Rangers trugen zur Feier des Tages extra ihre blauen Trikots anstelle der damals sonst üblichen weißen Heimtrikots. Der äußere Rahmen war also bereitet für ein Ereignis, das weltweite Beachtung fand.

Gretzky baut seine Führung im Ranking der meisten Hattricks aus

22 Schläger für ein Spiel

Gretzkys finaler Assist kam bei einem Powerplay-Tor im zweiten Drittel zustande, als Gretzky zu Mathieu Schneider passte, der Brian Leetch bediente, der dann das Tor für die Rangers erzielte. Ein besonderer Aspekt des Tages war zudem, dass Gretzky bei jeder seiner 22 Wechsel im Spiel einen anderen Schläger benutzte, was bedeutet, dass es 22 benutzte Schläger für Sammler und Liebhaber von diesem letzten Spiel geben würde. Gretzky führte in der finalen Statistik alle aktiven Stürmer des Spiels mit 22:30 Minuten Eiszeit an, ein eigener Treffer blieb ihm jedoch verwehrt. Er behielt sein Rangers-Trikot noch mindestens eine Stunde lang nach Spielende an und stellte sich in seinem Jersey auch noch den Fragen der Presse. Es war einer der denkwürdigsten Tage in der Geschichte des Madison Square Garden und der Rangers.

Wie bedeutend dieser Tag vor 25 Jahren in den Erinnerungen vieler Beteiligter noch bis heute ist, das durften wir von NHL.com/de in den vergangenen Wochen und Monaten erfahren, als wir uns bei einigen prominenten Zeitzeugen zu diesem Thema umgehört haben. 

Jagr realisierte erst später, „was für ein bedeutendes Spiel das war“

Jaromir Jagr, der an diesem Tag den Siegtreffer für die Penguins in der Verlängerung erzielte, erinnerte sich: „In diesem Moment bist du als beteiligter Aktiver bereit, ein Spiel zu spielen, und du denkst nicht daran, dass dieses Spiel das Abschiedsspiel von Wayne Gretzky ist. Für uns Penguins war es das letzte reguläre Saisonspiel, und wir haben uns auf die Playoffs vorbereitet. Erst nach einiger Zeit beginnt man zu realisieren, was für ein bedeutendes Spiel das war.“ 

Unter den Zuschauern in der Halle war unter anderem auch Torhüterlegende Martin Brodeur, der Gretzkys Abschied als Fan beobachtete. „Als NHL-Spieler in einer NHL-Eishalle jemand anderem beim Spielen zuzusehen, ist schon etwas seltsam“, räumte Brodeur uns gegenüber aus heutiger Perspektive ein. „Aber es war halt ein historischer Moment, den ich mir nicht entgehen lassen wollte. Und weil wir an dem Tag nicht selber gespielt haben, hat mich einer meiner Freunde in seine Suite eingeladen. Ich saß einfach nur da und sah ehrfürchtig zu, wie er sein letztes Spiel machte. Es war wirklich cool, dabei zu sein und wahrscheinlich war es auch das einzige Spiel in meinem Leben, bei dem ich die Rangers angefeuert habe, weil ich wollte, dass er sein letztes Spiel in der Liga gewinnt“, scherzte Brodeur mit einem Augenzwinkern.

Gretzkys ehemaliger Kollege Paul Coffey, der damals für die Carolina Hurricanes aktiv war und sein Finale auf Gretzkys ausdrücklichen Wunsch hin besuchte, erinnerte sich mit viel Wehmut an diesen besonderen Tag. „Ja, ich kann mich an Waynes letztes Spiel in New York erinnern“, sagte er. „Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man Spaß hat. Wir reden ständig über diese Zeit. Es war ein unglaublicher Nachmittag voller Emotionen.“

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Marc Savard: „Es war etwas Besonderes“

Marc Savard, der damals für die Rangers 19:40 Minuten auf dem Eis im MSG stand, zeigte sich ebenfalls emotional bei der Erinnerung an das Spiel. „Es war etwas Besonderes. Ich glaube, wir waren das Spiel davor in Ottawa, und die pausenlosen Rufe für ihn waren beeindruckend. Dann kamen wir nach Hause und wussten, dass es sein letztes Spiel sein würde... Ich glaube, er hatte hundert Schläger für das Spiel vorbereitet, um sie an alle zu schenken. Ich weiß, dass ich einen bekommen habe. Sie haben sogar extra seine Nummer in den Schaft dieser Schläger eingraviert. Ich habe meinen noch immer zu Hause. Er hat mit jedem von ihnen das Eis berührt, sei es beim Aufwärmen oder im Spiel, also war es etwas ganz Besonderes, dieses Erinnerungsstück von ihm zu bekommen.

Penguins-Legende Tom Barrasso, der damals für Pittsburgh das Tor hütete, gab den Spielverderber und verhinderte einen Treffer von Gretzky bei dieser Gelegenheit. „Ich weiß noch, dass ich wirklich nicht wollte, dass er in seinem letzten Spiel ein Tor schießt“, räumte Barrasso freimütig ein. „Und ich weiß noch, dass ich ihn auch nicht gewinnen lassen wollte. Das hat funktioniert. An das Spiel selbst habe ich nicht wirklich viele Erinnerung. Das Lustigste für uns war, dass wir eigentlich direkt nach dem Spiel abreisen sollten. Unser Flugzeug hatte aber eine Panne, also brachten sie uns kurzfristig auch zum World Trade Center, wo die Rangers nach dem Spiel eine Party für Wayne gaben. Sie haben unser gesamtes Team eingeladen. Es hat einfach sehr viel Spaß gemacht, diese Jungs in diesem Moment zu sehen und ein Teil davon zu sein.“

Gretzky hat „viel für uns als Eishockeyspieler getan“

Auch John MacLean, der bei Gretzkys letztem NHL-Punkt mit auf dem Eis war, erinnerte sich wehmütig an diesen besonderen Tag der NHL-Geschichte: „Es war unglaublich. Wayne war so nett, für jede Shift an diesem Tag einen anderen Schläger zu benutzen. Wir haben hinterher alle einen bekommen und er hat sie signiert. Der ganze Rummel darum war irre. Alles drehte sich an diesem Tag um ihn. Leider haben wir am Ende mit den Rangers nicht gewonnen. Dann wäre es ein noch schönerer Abschied gewesen. Jeder war damals ein Fan von ihm, egal ob man gegen ihn gespielt hat oder nicht. Wir haben alle verstanden, wie viel er für unser Spiel, für uns als Eishockeyspieler getan hat. Wie Wayne immer sagte: ‚Alles, was ich habe, verdanke ich dem Eishockeysport‘, und wir sitzen alle im selben Boot. Er spielte auf einem anderen Niveau als wir anderen, aber er schätzte und liebte das Spiel so sehr, was auf uns alle abfärbte.“

Charlie Huddy, der damals als Assistenztrainer bei den New Yorker arbeitete, fiel es zunächst schwer, die Erinnerungen zeitlich einzuordnen. „Wenn sie mich gefragt hätten, wie lange es wohl her ist, hätte ich niemals 25 Jahre gesagt, so viel ist sicher. Ich habe so viele Jahre mit ihm gespielt, und es bedeutete mir sehr viel, bei seinem letzten Spiel auch dabei zu sein. Ich glaube, ich habe die ganze Atmosphäre und die Freude am Spiel an diesem Tag in mich aufgesaugt.“

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„Das Ende einer großen Ära“

Kevin Lowe, der damalige Trainer der Edmonton Oilers, der zudem 661 Spiele an der Seite von Gretzky bestritt, erinnerte sich gegenüber NHL.com/de ebenfalls lebhaft an diesen Tag  und fand zugleich auch das passende Schlusswort für diese kleine Serie zu Gretzkys Ehren:

„Ich erinnere mich daran, als wäre es erst gestern gewesen, denn es war wirklich das Ende einer großen Ära für uns alle. Wenn man im Rückblick noch einmal an all diese Dinge denkt, die Wayne im Laufe seiner aktiven Karriere getan hat, einschließlich seines letzten Spiels in New York und seines Rücktritts im Jahre 1999, dann ist es fast so, als wäre das alles irgendwie geplant gewesen und nach einem festen Drehbuch abgelaufen.“

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