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Am Donnerstag hat ein ehemaliger NHL-Spieler und -Funktionär einen neuen Job in Deutschland angetreten: Tom Rowe ist der neue Cheftrainer bei den Nürnberg Ice Tigers in der DEL. Der 65-jährige brennt vor Tatendrang.

Rowe: "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Trainer werden würde"
"Ich bin jetzt 65 Jahre alt, fühle mich aber nicht so, sondern habe noch viel Energie", sagte Rowe im Gespräch mit NHL.com/de. "Wenn ich noch mit 70 Jahren coachen und den Spielern etwas beibringen kann, dann soll es so sein. Ich bin weit weg davon, in Rente zu gehen."
Rowe hat eine lange NHL-Vergangenheit: Als Spieler wurde er im Jahr 1976 in der 3. Runde an 37. Stelle von den Washington Capitals gedraftet. Der Stürmer kam in sieben Saisons auf 357 NHL-Spiele und 185 Scorerpunkte (85 Tore, 100 Assists) für die Capitals, Hartford Whalers und Detroit Red Wings. Danach schlug der in Massachusetts geborene US-Amerikaner eine Funktionärslaufbahn ein, wurde als Staff-Mitglied Stanley Cup Sieger 2006 mit den Carolina Hurricanes und arbeite dort später auch als Co-Trainer und Scout. Nach zwei Jahren als Trainer in der KHL bei Lokomotive Jaroslavl kehrte Rowe nach Nordamerika zurück und war als General Manager, Assistenz-GM, Headcoach und Berater bei den Florida Panthers in Amt und Würden.

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"Es waren einfach Möglichkeiten, die sich ergeben haben", blickt Rowe zurück. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Trainer werden würde. Zehn Jahre später coache ich immer noch. Das ist, was ich liebe: Auf dem Eis sein, mit den Jungs arbeiten und Dinge verändern."
Ab Januar 2019 wechselte Rowe nach Österreich und trainierte bis zum Ausbruch der Coronavirus-Pandemie in Europa die Black Wings Linz. Der Kontakt in die NHL ist aber bis heute nie abgerissen: "Ich habe noch Freude da drüben, zu denen ich den Kontakt halte. Ich hätte auch einige Möglichkeiten gehabt, wieder dort zu arbeiten. Ich wollte aber unbedingt wieder coachen, also habe ich diese abgelehnt."
Kommunikativ und direkt
Stattdessen nahm Rowe das Angebot aus Nürnberg an, wo er auch seine NHL-Erfahrung einbringen kann. "Was ich in der NHL gelernt habe, ist, es einfach zu halten", führt der 65-Jährige aus. "In manchen Teams, in denen ich als Trainer gearbeitet habe, war es immer am besten, je einfacher wir es angegangen sind. Man muss es nicht kompliziert machen. Mit am wichtigsten ist auch die Beziehungen und Kommunikation zu den Spielern. Das System und die Taktik kommen erst danach: Wenn du keinen Draht zu deinen Spielern hast und nicht mit ihnen kommunizierst, dann wird das nichts. Ich hoffe, sie kommen auch zu mir, wenn etwas nicht gut läuft. Ich werde das schließlich auch tun."

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Schon bei seinem ersten Training redete Rowe viel mit seinen neuen Spielern, gab aber auch klare Anweisungen und Kommentare. "Ich bin fordernd, aber zugänglich. Die Spieler werden herausfinden, dass ich sehr direkt bin", sagt der Trainer über sich selbst. "Es wird keine mentalen Spielchen geben. Die Spieler werden wissen, wenn sie schlecht gespielt haben. Ich mache das aber unter vier Augen und hinter verschlossenen Türen, denn ich möchte niemanden vorführen."
Viele Video-Analysen
Mit den Ice Tigers übernimmt Rowe eine Mannschaft im Tabellenkeller, die zuletzt drei Spiele in Folge verloren hat. "Die Tabellensituation schreckt mich überhaupt nicht ab", sagt der neue Coach und geht die Aufgabe mit Eifer an: "Wir müssen hart arbeiten, den Fans etwas geben, worüber sie sich freuen können. Wir möchten das Stadion voll machen - und das geht nur mit Siegen. Wir müssen uns den Hintern aufarbeiten!"

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So verwunderte es nicht, dass Rowe selbst unzählige Stunden an Video-Analysen betrieb, bevor er den Job in Nürnberg annahm. "Ich habe mir viele Videos über das Team angeschaut. Als Trainer muss man das tun, sonst macht man seinen Job nicht richtig. Im letzten halben Jahr habe ich an vier, fünf Tagen in der Woche etwa fünf, sechs Stunden am Tag Videos geschaut. Einfach, um auf Stand zu bleiben und das Gefühl nicht zu verlieren. Was mir gut gefallen hat, war, wie sie gekämpft und wie sie offensiv mit dem Puck gespielt haben. Ich würde auch sagen, dass die Defensive der schwächste Teil des Teams war. Wir werden also zuerst in der Defensivzone saubermachen. Ihr werdet aber sehen, dass unsere Verteidigung die Angriffe mit unterstützt. Du brauchst einen vierten Mann im Angriff. Ich will nicht abwarten, und auch die Jungs wollen kein passives Hockey spielen. Wir möchten das Stadion voll machen. Und das geht nur mit Siegen."
Am morgigen Freitag (19.30 Uhr) spielen die Ice Tigers gegen den Tabellennachbarn Krefeld Pinguine.