Die Calgary Flames haben am Samstag einen ganz wichtigen Sieg im Playoff-Rennen gelandet: In der Rogers Arena feierten die Gäste aus Alberta einen 6:2-Erfolg gegen die Vancouver Canucks und beendeten so ihren Negativlauf. Den Deckel machte dabei Tobias Rieder mit einem Empty-Net-Goal drauf. Eine Szene zum Luftanhalten - auch für den deutschen Stürmer.

PK-Spezialist Rieder gelingt Saisontreffer Nummer 3
13 Spiele lang war Rieder nicht auf dem Scoreboard aufgetaucht, zwischenzeitlich sogar kurz aus der Aufstellung rotiert. Am Samstag aber machte der Landshuter wieder mit einem Tor auf sich aufmerksam. Dabei hätte es der 27-Jährige aber kaum spannender machen können.
131 Sekunden vor Schluss kam Rieder plötzlich mit dem Rücken zum leeren Gehäuse stehend an die Scheibe und lenkte diese mit einem Rückhandschuss an den Innenpfosten. "Ich habe bloß gewusst, dass das Tor hinter mir steht und habe mir gedacht: Das ist eine einfache Kiste", lachte Rieder hinterher. Der Puck aber fand zunächst nicht den Weg ins Tor, sondern blieb knapp vor der Linie liegen. "Die Szene hat gefühlt ewig gedauert. Ich habe mich umgedreht und mir gedacht: Oh, das wird knapp. Aber zum Glück ist der Puck dann vom Pfosten wieder in meine Richtung gesprungen und ich habe ihn nur noch reinschießen müssen. Ja mei, da habe ich nochmal Glück gehabt, aber Tor ist Tor."

CGY@VAN: Monahan mit einem herrlichen Treffer

Für Rieder war es der dritte Treffer in der laufenden Saison. Doch der Landshuter wusste nicht nur aufgrund des Tores zum 6:2-Endstand zu gefallen: Im Penalty Killing wurde er immer wieder aufs Eis geschickt und stellte zusammen mit seinen Kollegen alle drei Powerplays der Canucks kalt. Rieder zählt zu den vier am häufigsten in Unterzahl eingesetzten Stürmern der Flames und zahlt das Vertrauen mit harter und zuverlässiger Arbeit zurück. Längst genießt er den Ruf des PK-Experten. "Ich weiß auch nicht. Schon als ich klein war habe ich immer im Penalty Killing gespielt. Es ist auch irgendwie der Ehrgeiz: Du bist ein Mann weniger auf dem Eis und versuchst, dein Bestes zu geben", erklärt Rieder.
Wenig Eiszeit, aber viel Mentalität
Ansonsten bekommt der Linksschütze nur wenig Einsatzzeit. Als rechter Flügelstürmer in der vierten Reihe neben Center Mark Jankowsi und Linksaußen Sam Bennett erhält Rieder meist nur vereinzelte und kurze Wechsel, die sich meist auf etwa zehn Minuten Eiszeit pro Spiel summieren. "Als Spieler kann man nur rausgehen und sein Bestes versuchen. Das ist alles, was in meiner Macht steht", meint Rieder und gibt zu: "Natürlich ist es frustrierend, wenn man denkt, dass man ein gutes Spiel abliefert. Wenn dann auch noch Powerplay und Vier-gegen-Vier-Situationen sind, dann kommt man auch ganz schnell raus aus dem Spiel und die Füße werden kalt. Man muss sich mental irgendwie fit halten, dass man auch wenn man mal zehn Minuten draußen sitzt, beim nächsten Wechsel wieder gut ist."
Genau das gelang Rieder in Vancouver. Gerade im Schlussdrittel kam er kaum zum Zug. Als Sean Monahan kurz vor Schluss zum 5:2 traf (57.) schickte Calgarys Interimstrainer Geoff Ward dann auch wieder vermehrt die vierte Linie raus. Rieder nutzte die Gelegenheit postwendend zu einem Tor und darf nun auf mehr Einsatzzeit hoffen.
Prickelnder Start - Pfiffe für Lucic
Gleich der Start bei den Canucks hatte es in sich. Nach 34 Sekunden gab es schon ein Tor (Tanner Pearson) und eine handfeste Meinungsverschiedenheit (Matthew Tkachuk gegen J.T. Miller). "Gegen alle kanadischen Mannschaften ist es ein Derby. Auch in der Tabelle ist alles sehr ein beieinander, da kann es schon passieren, dass es ein bisschen heißer zugeht", sagt Rieder. "In unseren letzten Spielen passiert immer viel in den ersten Minuten. Es ist natürlich schwierig, auswärts 0:1 hinten zu liegen, aber ich glaube, wir haben gut geantwortet und ein super Spiel abgeliefert."

MilanLucic

Zumal mit dem amtierenden Norris-Trophy-Gewinner (bester Verteidiger der Saison 2018/19) Mark Giordano der Kapitän fehlte (Unterkörperverletzung). "Er ist unser Leader, unser härtester Arbeiter, unser bester Verteidiger", betont Rieder. "Er ist schon eine Wand in allen Situationen. Jetzt müssen halt andere Spieler es zusammen wettmachen."
Vorne gelang das neben Rieder noch Derek Ryan (5.), Tkachuk (13.), Dillon Dube (23.) und Milan Lucic (47., im Powerplay). Letzterer wurde vom lauten Publikum konsequent ausgepfiffen. "Ich glaube, es gibt mehrere Stadien, in denen er ausgepfiffen wird", grinste Rieder. "Er ist so ein Spieler, gegen den man nicht spielen will, aber man liebt es, wenn er in deiner Mannschaft spielt. So sehen es die Fans wahrscheinlich auch."
"Ein wichtiger Sieg" im Playoff-Rennen
Für die Flames war es der erste Sieg nach drei Heimniederlagen in Folge mit 3:14 Toren. "Das tut auf jeden Fall gut. Wir wussten, dass wir jetzt nicht nochmal verlieren dürfen, sonst würde der Abstand nach vorne zu groß werden. Deswegen war es heute ein wichtiger Sieg", so Rieder.
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Calgary (28-22-6, 62 Punkte) belegt aktuell Rang vier in der engen Pacific Division. Auf Spitzenreiter Vancouver sind es nur drei Punkte Rückstand, doch beträgt der Vorsprung auf einen Nicht-Playoff-Platz nur einen einzigen Zähler. "Wenn man drei Tage nicht auf die Tabelle schaut, kann man Erster oder aus den Playoffs draußen sein. Alle liegen nahe beieinander. Deswegen zählt jeder Punkt", weiß Rieder, der mit den Flames nun in drei weiteren Auswärtsspielen gegen die San Jose Sharks, Los Angeles Kings und Anaheim Ducks gefordert ist.
"Die nächsten drei Spiele sind alle gegen Gegner aus unserer Division. Hoffentlich können wir noch drei Siege einfahren. Es tut gut, den Roadtrip mit einem Sieg zu starten. Wenn wir so auftreten wie heute, dann haben wir gegen jeden eine Chance. Wenn wir schnell und hart spielen, sind wir richtig gut, dann kommen unsere Fähigkeiten auch am besten raus und dann sind wir nur schwer zu schlagen."