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Nach zehn Monaten ohne NHL-Eishockey brennen die San Jose Sharks auf den Saisonbeginn. "Es war definitiv eine harte Zeit mit viel Ungewissheit", sagt der Schweizer Stürmer Timo Meier. "Wir sind alle hungrig auf den Start. Insbesondere nach unserer letzten Saison ist der Hunger sogar umso größer."

Die Sharks hatten die Playoffs als schlechtestes Team der Western Conference (29-36-5) krachend verpasst und nach dem Corona-bedingten Abbruch der regulären Saison seit März 2020 kein NHL-Spiel mehr absolviert.
"Überragende Verfassung": Harte Arbeit in der Heimat
"Es war ein außergewöhnlicher Sommer, ich habe Zeit mit der Familie verbracht, was schön war", berichtet Meier über den langen Aufenthalt in seiner Schweizer Heimat. "Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen und die Zeit genutzt, an meiner Physis zu arbeiten. Ich habe viel Zeit im Kraftraum verbracht - vielleicht sogar mehr als ich wollte."
Entsprechend fit und durchtrainiert schlug der 24-Jährige im Trainingscamp der Sharks in Arizona auf. "Er kam in überragender Verfassung hier an", staunte sein Trainer Bob Boughner. "Er ist einer der Jungs, der über den Sommer hart trainiert hat. Er macht einen selbstbewussten Eindruck auf dem Eis."

Meier toppt zum dritten Mal die Marke von 20 Toren

Meier soll in eine Führungsrolle schlüpfen
Auch bei Meiers Persönlichkeit hat Boughner einen Reifeprozess beobachtet: "Ich nehme ihn lautstärker wahr. Er redet viel auf dem Eis und sucht den Kontakt zu jedem. Er wächst in eine Führungsrolle hinein", ist der Coach überzeugt.
Nach dem Abgang von Ex-Kapitän Joe Pavelski (jetzt Dallas Stars) im Sommer 2019 verabschiedete sich ein Jahr später mit Joe Thornton (jetzt Toronto Maple Leafs) der nächste Routinier. Entsprechend groß ist in San Jose der Bedarf an Führungsspielern. Boughner sieht Meier dafür als ernsthaften Anwärter: "Timo ist an einem Punkt in seiner Karriere, an dem er mit dem Druck umgehen kann. Er weiß, dass er in der Kabine den Mund aufmachen muss, wenn es etwas zu sagen gibt. Ich zähle auf ihn, dass er eine Führungsrolle übernehmen wird."
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Meier soll einen Teil von Thorntons Verantwortung tragen. "Das ist Teil des Spiels", sagt der in Herisau geboren Linksschütze, "Es muss mehrere Anführer in der Kabine geben, die ihren Teil zum Erfolg beitragen. Ich freue mich auf diese Chance."
Der Kontakt zu Thornton ist trotz des Wechsels nicht abgerissen. Weil "Jumbo Joe" auf Leihbasis beim HC Davos in der Schweiz spielte, gab es Gelegenheiten, sich mit ihm zu treffen. "Ich habe ihn zweimal getroffen und wir haben geredet", berichtet Meier. "Er hat mich erst zu Hause besucht und ich bin dann zu seinem ersten Liga-Spiel gefahren. Es war schön, ihn in der Schweiz zu sehen. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit ihm bei den Sharks verbringen durfte. Wir werden ihn mit Sicherheit vermissen, er war lange ein wichtiger Teil unserer Organisation. Er war jemand, der die jungen Spieler mitgenommen und gelehrt hat. Gleichzeitig ist es nun die Chance für jüngere Spieler, mehr Verantwortung in allen Situationen zu übernehmen."

SJS@CHI: Meier schießt nach Bully hoch ein

San Jose hofft auf besseren Saisonstart
Das gilt auch für Spieler wie Kevin Labanc. Zusammen mit ihm und Kapitän Logan Couture könnte Meier in einer Reihe spielen. "Wir wollen direkt vom Start weg bereit sein. Letztes Jahr hatten wir einen schwachen Saisonstart, was sich in unserem Kopf festgesetzt und die ganze Saison geschmerzt hat, weil wir uns davon nicht erholen konnten", so Meier.
Die Sharks waren mit vier Niederlagen gestartet und verloren elf der ersten 15 Spiele (4-10-1). "Vor allem in einer kurzen Saison musst du direkt eine hohe Schlagzahl gehen", mahnt der Angreifer. "Wir dürfen uns keine Eingewöhnungszeit gönnen."
San Jose wird mit einem langen 15-Spiele-Roadtrip mit Doppelspieltagen bei den Arizona Coyotes, St. Louis Blues, Minnesota Wild und Colorado Avalanche in die Saison starten. "Schon früh so lange mit den Jungs auf einem Roadtrip zu sein, wird uns als Team zusammenschweißen", glaubt Meier. "Wir wollen ihn erfolgreich abschließen, um Selbstvertrauen für die restliche Saison zu tanken."
Trainer Boughner ist nach dem Fehlstart im Vorjahr gewarnt und hofft, dass die Sharks diesmal besser aus den Startblöcken kommt. "Jeder muss da sein, wenn der Puck aufs Eis fällt. Wir wissen, dass die ersten Wochen schwer werden. In den ersten 15 Partien wollen wir zu unserem Spiel finden und die Grundlage für einen Playoff-Platz schaffen. Wir wollen nicht wieder hinterherlaufen. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit den Top-Teams mithalten können."

PIT@SJS: Meier erhöht die Führung

Neue Hockey-DNA bei den Sharks
Davon ist auch Meier überzeugt: "Wir haben ein gutes Team mit einigen jungen Spielern, das um den Stanley Cup mitspielen kann. Jetzt müssen wir viel Arbeit für dieses Ziel investieren."
Und im Vergleich zum Vorjahr an einigen Stellschrauben drehen: So war San Jose zuletzt anfällig in der Defensive (3,21 Gegentore/Spiel, 27. Platz) und darüber hinaus zu harmlos in der Offensive (2,57 Tore/Spiel, 27.) und im Powerplay (17,5 Prozent, 23.).
Entsprechend will Boughner in seiner ersten Saison als Sharks-Cheftrainer eine neue Hockey-DNA implementieren: "Wir waren zu statisch, müssen besser aufbauen, schneller werden, mehr Geschwindigkeit beim Eintritt in die gegnerische Zone generieren, Pucks zum Tor bringen und sofort hinterhergehen. Wir wollen mehr Puckbesitz haben und angreifen."

FLA@SJS: Meier trifft mit Rückhand im kurzen Eck

Bei der Defensivarbeit nimmt Meier sich und seine Stürmerkollegen in die Pflicht: "Wir müssen als eine Fünf-Mann-Einheit auftreten. Die Stürmer müssen mehr nach hinten arbeiten und den Verteidigern helfen. Wir müssen vorne mehr Druck im Forechecking ausüben. Es beginnt in der Offensivzone: Dort müssen wir besser mit dem Puck umgehen, kreativ bleiben und clevere Entscheidungen treffen."
Stabilisiert sich auch das Goalie-Tandem um Martin Jones und Neuzugang Devan Dubnyk, zählen die Nord-Kalifornier in der Honda West Division ohne Zweifel zu den heißen Kandidaten für die Stanley Cup Playoffs. Meier jedenfalls steckt sich und seiner Mannschaft hohe Ziele: "Es ist eine wichtige Saison. Jeder möchte beweisen, dass wir wesentlich mehr können als das, was wir letztes Jahr gezeigt haben. Wir wollen es in die Playoffs schaffen und um den Stanley Cup spielen."