James_Neal

Nachdem die Washington Capitals zum Stanley Cup Champion 2017/18 gekrönt wurden, der NHL Draft 2018 und die geschäftige Phase der Free Agency hinter uns liegen, wird NHL.com/de alle 31 Teams zu diesem Zeitpunkt der Offseason bewerten. Von den wichtigsten Ergänzungen bis hin zu den neuen Perspektivspielern und vielem mehr, werden wir den Zustand jeder Organisation analysieren.

Heute: Calgary Flames
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Hinter den Calgary Flames liegt eine enttäuschende Saison 2017/18: Die Kanadier verpassten die Playoffs um elf Punkte (37-35-10). Dabei wurden die eigenen Fans mit einer schwachen Heim-Bilanz (17-20-4) nicht gerade verwöhnt. Vor allem in der Offensive drückte der Schuh: Calgary stellte mit 216 Toren den fünfschlechtesten Angriff der Liga (2,63 Treffer/Spiel) und mit 16,0 Prozent Erfolgsquote auch das drittschlechteste Powerplay. Im Sturm fehlte es an Secondary Scoring, nur vier Spieler erzielten mehr als 20 Tore, nur zehn Akteure trafen zweistellig.
Klar, dass Calgary in der Offseason vor allem die Offensive stärken wollte. Auf dem Wunschzettel stand ein treffsicherer Rechtsaußen ganz oben, gefolgt von mehr Tiefe auf der Center-Position und eine größere Anzahl an Rechtsschützen. Diese To-do-Liste arbeiteten die Flames konsequent ab, erfüllten sich mit Free-Agent-Signings und Trades sämtliche Wünsche und gehen mit jeder Menge Optimismus in die neue Spielzeit.
Calgarys Königstransfer war James Neal, der als vertragsloser Spieler bei den Flames anheuerte. Der 30-Jährige unterschrieb für fünf Saisons mit einem Jahressalär von 5,75 Millionen US-Dollar. Mit einem Gesamtvolumen von 28,75 Millionen US-Dollar ist dies der drittteuerste Vertrag, der seit dem 1. Juli 2018 auf dem Free-Agent-Markt ausgehandelt wurde. Nur John Tavares (Toronto Maple Leafs, 77 Mio., sieben Jahre) und James van Riemsdyk (Philadelphia Flyers, 35 Mio., fünf Jahre) erhielten höher dotierte Kontrakte.

Dass die Flames den Geldbeutel derart weit öffneten, hat einen Grund: "Er füllt eine offene Lücke", verrät Calgarys General Manager Brad Treliving. über den rechten Flügelstürmer "Er ist ein großer Spieler, der im Powerplay spielen kann und auch im Fünf-gegen-Fünf trifft." Sozusagen der absolute Wunschspieler für die Kanadier. "Wir wollten unseren rechten Flügel verstärken und das ist uns mit der Verpflichtung von James Neal gelungen", bestätigt Assistenz-GM Craig Conroy. "Er ist ein großer Spieler, der hart spielt und da ist, wenn man ihn braucht." Und auch ein Angreifer, der weiß, wo das Tor steht. In der abgelaufenen Saison machte er in 71 Spielen für die Vegas Golden Knights 25 Tore. "Er hat einen schnellen Abzug und schießt sehr präzise. Das ist eine gefährliche Mischung", ist Flames-Kapitän Mike Giordano von seinem neuen Mitspieler begeistert.
In Calgary trifft Neal mit Goalie Mike Smith auf einen guten Freund, mit dem er schon viele Golf-Urlaube verbracht hat. An der neuen Wirkungsstätte sollte der Rechtsschütze also schnell Anschluss finden. Für den Neuzugang ist eine Top-6-Rolle vorgesehen - entweder an der Seite des Traumduos Johnny Gaudreau und Sean Monahan oder neben Mikael Backlund und Matthew Tkachuk. Neal, der zweimal in Folge im Stanley-Cup-Finale stand (erst mit den Nashville Predators, dann mit Vegas), hat viel vor: "Ich will den Stanley Cup gewinnen! In den letzten beiden Jahren bin ich ziemlich nahe rangekommen. Aber vielleicht sind alle guten Dinge drei."
Neben Neal sicherte sich Calgary auch noch fünf weitere Free Agents. Buddy Robinson (26, zuvor: Winnipeg Jets, zwei Jahre, 700.000 US-Dollar/Jahr, schießt rechts), ist dabei der einzige Flügelstürmer, ansonsten holten die Flames nur Center: Derek Ryan (31, Carolina Hurricanes, drei Jahre, 3,125 Mio., rechts), Austin Czarnik (25, Boston Bruins, zwei Jahre, 1,25 Mio., rechts), Alan Quine (25, New York Islanders, ein Jahr, 700.000, links) und Tyler Graovac (25, Washington Capitals, ein Jahr, 650.000, links). "Mit den Spielern, die wir in den letzten Tagen und Wochen dazubekommen haben, sind wir eine Mannschaft mit viel Tiefe geworden", ist Giordano überzeugt.
Zudem fädelte Treliving einen Trade mit den Carolina Hurricanes ein: Mit Stürmer Micheal Ferland und Verteidiger Dougie Hamilton wechselten zwei verdiente Spieler zu den Canes. Im Gegenzug wechselten Elias Lindholm und Noah Hanifin nach Calgary. Der 23-jährige Lindholm ist Mittelstürmer und kommt mit der Empfehlung von 188 Scorerpunkten (64 Tore, 124 Assists) aus 374 NHL-Spielen. Ob der Rechtsschütze als Center agieren wird, ist noch offen, denkbar wäre auch eine Top-6-Rolle auf dem rechten Flügel. Der 21-jährige Hanifin gilt als großes Verteidiger-Talent und stellte in der abgelaufenen Saison mit zehn Toren und 32 Scorerpunkten in 79 Partien eine neue persönliche Karriere-Bestmarke auf.

Dass ausgerechnet mit den Hurricanes ein Transfer über die Bühne ging, ist kein Zufall: Das neu akquirierte Duo spielte schon unter Bill Peters in Carolina. Eben dieser Peters ist seit dem 23. April der neue Chefcoach bei den Flames. "Bill ist ein intelligenter und großartiger Trainer", schwärmt Hanifin. "Wir hatten während unserer Zeit in Carolina eine gute Beziehung. Das wird mir den Eingewöhnung erleichtern", so Hanifin.
Auch wenn Calgary im NHL Draft 2018 keinen Erstrunden-Pick hatte, verfügen die Flames dennoch über einen großen Talentpool. Darunter auch Spencer Foo, der in der abgelaufenen Saison bereits eine Kostprobe seines Könnens (vier Spiele, zwei Tore) gab. Neu in der Organisation ist auch ein Deutscher: Yasin Ehliz unterschrieb für ein Jahr bei den Flames, befindet sich aktuell im Development-Camp und möchte sich dort für einen NHL-Platz empfehlen.
Alles in allem ist nach den zahlreichen Aktivitäten in der Offseason die Vorfreude auf die neue Spielzeit in Calgary groß. "Tre (GM Brad Treliving, d. Red.) hat viele Qualitätsspieler verpflichtet, die unser Team vertiefen. Er hat definitiv seinen Job gemacht - jetzt liegt es an uns Spielern, unseren zu erledigen", sagt Giordano. "Wir sollten eine Mannschaft sein, die kämpft und gewinnt. Vor jeder Saison herrscht Optimismus, aber nach den Aktivitäten in diesem Jahr haben wir vielleicht sogar noch ein bisschen mehr davon."