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Es war lange her, dass sich die New York Islanders und die Tampa Bay Lightning in einem NHL-Spiel gegenüberstanden, bevor sie sich am Sonntag in der Amalie Arena zu Spiel 1 im Stanley Cup Halbfinale begegneten. Im ersten Vergleich seit 265 Tagen war es am Ende der Underdog aus New York, der sich mit 2:1 durchsetzen konnte und in der Best-of-7-Serie mit 1:0 in Führung ging. Damit raubten die Islanders den Lightning direkt zum Auftakt ihren Heimvorteil, den sie als höhergesetztes Team in dieser Auseinandersetzung genossen.

In Spiel 2 der Serie am Dienstag (8 p.m. ET; NHL.TV, DAZN; Mi. 2 Uhr MESZ) steht das Team aus Florida schon mächtig unter Druck, will es nicht frühzeitig mit 0:2 in Rückstand geraten, bevor die Serie mit zwei Begegnungen auf Long Island fortgesetzt wird.
Fünf Faktoren, die es zu beachten gilt:
Barzal im Aufwärtstrend
Video: NYI@TBL, Sp1: Barzal bezwingt Vasilevskiy im Gegenzug
Der Angriff der Islanders ist personell vergleichsweise dünn besetzt. Umso wichtiger ist es für die Mannschaft, dass sich ihre prominentesten Stürmer in Bestform zeigen. Bei Mathew Barzal scheint dies der Fall zu sein. Zu Beginn der Stanley Cup Playoffs tat er sich noch schwer, sammelte nur drei Punkte gegen die Pittsburgh Penguins und blieb in den ersten acht Spielen torlos. Danach machte es bei ihm Klick und er erzielte in den vergangenen fünf Spielen sechs Punkte. Vier davon waren Treffer.
Auch am Sonntag in Spiel 1 lief es für Barzal gut. Er erzielte das wichtige erste Tor.
Dementsprechend gab sich der Torjäger vor Spiel 2 entsprechend selbstbewusst: "Ich denke, meine Chancen während der gesamten Saison und in den Playoffs sind immer da. Das sind die Playoffs, also muss ich in manchen Begegnungen, die wir gespielt haben, nicht das fünfte Tor machen, wenn wir 4:1 führen. Es geht in erster Linie darum, für die Jungs da zu sein, wenn sie mich brauchen, und einfach die richtigen Dinge zu tun." Ob ihm das auch am Dienstagabend gelingen wird?
Das Powerplay der Lightning kann den Unterschied ausmachen
Die Lightning zogen mit einer Effektivität von 41,7 Prozent im Powerplay in das Halbfinale ein. "Jedes Mal, wenn man gegen ein Team wie Tampa, Boston oder ein anderes mit einem tödlichen Powerplay spielt, will man nicht die ganze Nacht in der Box sitzen, denn das ist einfach nur eine Einladung zu einer Niederlage", bemerkte Barzal dazu.
New York machte zum Serienauftakt einen guten Job und spielte ein hartes Spiel, ohne dabei zu viele Strafen zu kassieren. Insgesamt waren es nur deren zwei. Eine bekamen sie in der letzten Minute des Mitteldrittels. Diese konnten sie schadlos überstehen. Ein hoher Stock von Brock Nelson sorgte 98 Sekunden vor Schluss für die nächste Überzahlgelegenheit Tampas. Brayden Point nutzte diese sofort aus und markierte den einzigen Treffer der Lightning an diesem Abend. Nach einer Ausbeute von 50 Prozent im Powerplay bei dieser Auseinandersetzung haben die Lightning nun eine gesteigerte Effektivität von 42,1 Prozent. Daher ist es fast unnötig zu betonen, dass die Islanders im zweiten Kräftemessen erneut sehr diszipliniert spielen müssen, wenn sie nicht als Verlierer vom Eis gehen möchten.
Zwei unterschiedliche Teams plötzlich auf Augenhöhe
Es war am Sonntag offensichtlich, dass die Islanders mit einem ausgeklügelten Spielplan in die Amalie Arena gekommen sind. Diesen haben sie perfekt umgesetzt und sich dadurch die Siegchance erarbeitet. Im vergangenen Jahr, als beide Mannschaften im Eastern Conference Finale aufeinandertrafen, deklassierten die Lightning ihre Gäste in Spiel 1 noch mit 8:2. Zu einer solchen Demontage kam es diesmal nicht. Die Teams agierten über weite Phasen der Begegnung auf Augenhöhe.
New York schaffte es, die Lightning weitestgehend vom eigenen Tor fernzuhalten. Torhüter Semyon Varlamov musste nur drei gefährliche Schüsse bei gleicher Personalstärke auf dem Eis abwehren. In Summe kam Varlamov auf 30 Paraden, während Vasilevskiy auf der Gegenseite 29 Schüsse abwehren konnte. Diese Zahlen verdeutlichen, dass es eine große Überlegenheit der Mannschaft von Trainer Jon Cooper nicht gab.
Wird auch das zweite Spiel eine Veranstaltung werden, bei der beide Kontrahenten eine ähnliche Anzahl an Torchancen verbuchen können? Für die Islanders wäre dies eine gute Voraussetzung, um am Ende durch einen zweiten Erfolg in der Fremde das Kommando in dieser Serie zu übernehmen.

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Bei den Lightning stellt man sich in jedem Fall auf einen weiteren engen Vergleich ein. "Wir wussten, dass es extrem hart werden würde", räumte Kapitän Steven Stamkos freimütig ein. "Wir waren schon einmal in dieser Position, also gibt es bei uns definitiv keine Panik. Aber uns ist klar, dass es eine extrem enge Serie werden wird, und darauf müssen wir uns einfach einstellen."
Torhüterduo als Lebensversicherung der Islanders
Um auch im zweiten Vergleich mit Tampa Bay eine Siegchance zu haben, dürfen die eher offensivschwachen Islanders nicht viele Tore kassieren. Am Sonntag klappte dies eindrucksvoll, wäre doch New Yorks Goalie Semyon Varlamov gegen die starke Offensive des Titelverteidigers beinahe ein Shutout gelungen. Auch so war es für ihn der vierte Erfolg in Serie.
Mit vier Siegen in Folge von Varlamov und einer vergleichbaren Serie von Torwart-Neuling Ilya Sorokin in der ersten Playoff-Runde gegen Pittsburgh sind die Islanders erst das dritte Team in der Geschichte der NHL, bei dem zwei verschiedene Torhüter im selben Playoff-Jahr eine Siegesserie von vier oder mehr Spielen hinlegten.

Vralamov

Im Umfeld der Islanders wünschen sie sich, dass Varlamov diese Serie noch ein Stück weit fortsetzen kann. Und im Notfall steht mit Sorokin jemand parat, der in dieser Postseason bereits gezeigt hat, dass auf ihn Verlass ist, wenn sein Einschreiten erforderlich wird.
Top-Akteure Tampas sind vermehrt gefordert
Auf Seiten der Islanders waren sie in Spiel 1 zufrieden damit, wie sehr es der Mannschaft gelang das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Für Tampa, das in erster Linie von seiner hochkarätig besetzten Offensive lebt, war das Spiel fast über die volle Länge hinweg frustrierend. Die Top-Formation der Lightning, bestehend aus Nikita Kucherov, Brayden Point und Ondrej Palat, hatte nur einen einzigen Torschuss bei gleicher Mannstärke zu verzeichnen.
Da Tampa Bay über sehr viele hochkarätige Offensivspieler verfügt, müssen die Islanders ihre konsequente Defensivarbeit auch in Spiel 2 fortsetzen. Das weiß auch Coach Barry Trotz: "Man muss bei ihnen immer aufmerksam und positionell stark sein. Ich fand, dass wir das in Spiel 1 ziemlich gut gemacht haben, aber sie werden in Spiel 2 mit Sicherheit auf einem ganz anderen, einem höheren Niveau agieren."