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In jeder neuen NHL-Saison gibt es Teams mit einem unerwartet guten Saisonstart. Manche von diesen sind nur kurzzeitig erfolgreich, andere spielen aber auch dauerhaft oben mit im weiteren Saisonverlauf.
Nach zehn Spielen stehen die Edmonton Oilers aktuell bei 7-2-1, einer Erfolgsquote von 75% aller möglichen Punkte, der ligaweit zweitbeste Wert, direkt hinter den Montreal Canadiens (9-0-1, 95%), welche am Mittwoch mit 3:0 gegen die Vancouver Canucks siegten.

Nachdem die Oilers nun jedoch ihre letzten beiden Spieler verloren, da fragt man sich in welche der beiden Kategorien sie am Ende wohl gehören werden.
Es gibt viele Gründe beim Blick auf den Start der Oilers skeptisch zu sein bzw. zu bleiben. Bereits im Jahr 2010-11 starteten die Oilers 8-2-2 bis zum 3. November, einer 75%-Quote. Am Ende war es mit 24-38-8 der schlechteste Ertrag der gesamten Liga.
Fraglos haben sich die Oilers zuletzt verbessert. Die Frage jedoch ist um wieviel sie sich gesteigert haben. Stürmer Connor McDavid und Verteidiger Oscar Klefbom sind zurück im Kader, nachdem sie zuletzt 37 bzw. 52 Spiele im saisonverlauf versäumt hatten. Zusätzlich haben die Neuverpflichtungen Adam Larsson und Kris Russel die Defensive verstärkt. Milan Lucic wurde als Ersatz für Tylor Hall auf der linken Seite geholt, Rookie-Stürmer Jesse Puljujarvi debütierte, junge Talente entwickeln sich weiter.
Aber der Fortschritt reicht nicht um auf Anhieb von ganz hinten nach ganz vorne zu stürmen in der Pacific Division.
Statistisch kann man die Sache unterschiedlich betrachten und auswerten, doch egal wie man es auch betrachtet, es ist nicht wirklich im Sinne der Oilers, was dabei heraus zu interpretieren ist.
Der erste Weg ist eine Betrachtung der Siegquote. Es ist ein großer Unterschied zwischen Teams die ihre Spiele häufig nur knapp und mit viel Glück gewinnen und denen die es klar und deutlich tun. Die Einen bleiben stark und erfolgreich, die Anderen fallen auf lange Sicht doch wieder zurück.
Nachdem Edmonton seine ersten vier Spiele mit einem Tor (ohne die "Empty Net"-Treffer) gewonnen hatte, verlor man die nächsten zwei Spiele.
Acht der ersten 10 Saisonspiele fanden zudem gegen Gegner statt, welche sich im Vorjahr nicht für die Playoffs qualifizieren konnten. Beginnend am Donnerstag gegen die New York Rangers folgen nun 10 Spiele in Folge gegen Teams denen dieses Kunststück gelang. Sieben davon finden zudem auswärts statt.

Mit einer Erfolgsquote von 7-1-0 in den ersten acht Spielen hatten die Gegner mit 361 Torschussversuchen deutlich mehr Abschlüsse vorzuweisen als die Oilers, die es auf 323 brachten. Das ist nur Rang 26 in der Liga.
136 Bullys von Edmonton fanden in der Defensivzone des Teams statt, nur 108 in der Angriffszone. Ebenfalls nur Rang 26 in der Liga.
Dies deutet darauf hin, dass die Oilers nicht die Spielkontrolle innehatten, selbst wenn sie die Spiele am Ende gewannen.
Der Erfolgsweg des Teams war also eine bessere Trefferquote. Doch auch diese Tendenz war zuletzt rückläufig.
Über die ersten acht Spiele machten die Oilers aus ihren 229 Schüssen 29 Tore. 12,7% aller Versuche landeten tatsächlich im Netz des Gegners. Rang zwei in der NHL. In den letzten beiden Spielen jedoch lag dieser Wert dann nur noch bei 2 von 83, was 2,4% entsprach. Der Saisonschnitt sank damit auf aktuell 9,9%.
Die Gegner der Oilers machten aus 260 Versuchen 17 Treffer in den ersten acht Ligaspielen seit Saisonstart. 6,5%. In den letzten beiden Spielen brachten es die Ottawa Senators und die Toronto Maple Leafs auf fünf Treffer bei 53 Schüssen (9,4%). Insgesamt sind das nun 7% in den ersten 10 Spielen.
Der Wert der Oilers lag demnach in den ersten acht Spielen um 6,2% über dem der Gegner, danach betrug der Unterschied nur noch 2,9%.
Kurzfristig sind solche Unterschiede keine Seltenheit. Doch auf Sicht gleicht sich das im Regelfall immer aus. Im Vorjahr lag der Unterschied am Saisonende nach 82 Spielen bei keiner Mannschaft über 2 Prozent.

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Wenn man all dies zusammensetzt, dann gab es für den guten Start der Oilers unterschiedliche Gründe, darunter ein günstiger Spielplan, gute Schüsse, tolle Torhüterleistungen und psychologische Faktoren, welche man nicht in Zahlen ausdrücken kann. Jedoch halten all diese Gründe im Regelfall eben nicht auf Dauer an.
Betrachtet man die Preseason des Teams, die geringe Scheibenkontrolle und den geringen Spielanteil in der Offensivzone zusammen, dann deutet vieles darauf hin, dass der gute Start schon bald der Geschichte angehören könnte.
Selbst wenn das am Ende tastsächlich so kommen sollte, könnte dieser bemerkenswerte Saisonstart am Ende doch einen entscheidenden Unterschied im kommenden April im Rennen um die Wildcard-Plätze der Western Conference ausmachen, die Oilers vielleicht dann ihre 10-jährige Zwangs-Pause in den Playoffs, die längste ihrer Geschichte, endlich beenden.