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Stanley Cup kommt erstmals nach Deutschland

von Stefan Herget

Als ich nach Spiel 6 des Stanley Cup Finales zwischen den heimischen und unterlegenen San Jose Sharks und den Siegern Pittsburgh Penguins endlich das Eis betreten durfte, schweiften meine Blick auf der Suche nach Tom Kuhnhackl umher. Sie blieben plötzlich bei einem gut gekleideten Mann hängen, der alleine am Mittelpunkt stand und das Geschehen um ihn herum verfolgte. Er schien sich zu freuen wie ein kleiner Junge.

Natürlich wusste ich sofort, um wen es sich handelt: Philip Pritchard. Kein ehemaliger Spieler, kein Manager oder bedeutender Pressevertreter, aber trotzdem im nordamerikanischen Eishockeysport eine Bekannte. Er ist nämlich einer der Hüter des Stanley Cups, ein Cup Keeper. Seine Aufgabe ist es, die begehrte Trophäe des Eishockeysports zu begleiten, dorthin, wo immer sie gebraucht wird. Zu Promotions- oder offiziellen Terminen, wie die Verleihung oder die NHL Awardshow, aber auch zum ‚Day with the Cup’, also den Tag mit dem Cup, den jeder Spieler und Offizielle der gewinnenden Mannschaft über den Sommer verteilt erhält.

Also blieb ich bei Pritchard stehen, stellte mich vor, dass ich aus Deutschland käme und fragte ihn sofort, ob er schon jemals dort gewesen wäre. „Ja klar war ich schon in Deutschland, wirklich toll dort, aber mit dem Cup noch nicht“, antwortete er wohl wissend und bestens informiert, worauf ich gerade anspielte. Mit Kühnhackl hatte soeben nach Uwe Krupp 1996 und 2002, sowie Dennis Seidenberg 2011 zum dritten Mal ein Deutscher mit seiner Mannschaft den Stanley Cup gewonnen.

Doch während es Krupp und Seidenberg damals vorzogen ihren Tag mit dem Cup mit ihren Familien an ihren amerikanischen Wohnorten zu feiern, ist der Fall bei Kühnhackl anders gelagert. „Ich weiß gar nicht, wie das funktioniert und ob ich das darf“, sagte dieser, als ich ihn endlich im Gewühl gefunden hatte und nach meiner Gratulation direkt darauf ansprach. Als ich ihm zur Kenntnis gab, dass mir der Cup Keeper gerade erzählt hätte, er freue sich auf Deutschland, antworte Kühnhackl gewohnt lässig grinsend: „Na gut, wenn er sich darauf freut, dann freue ich mich auch darauf.“

Der Tag mit dem Cup ist wahrlich keine alte Tradition, gemessen an der Laufzeit der Trophäe, die bereits seit 1894 verliehen wird. Zwar gab es schon vorher immer wieder private Partys von gesamten Mannschaften oder einzelnen Spieler, bei denen der Stanley Cup etliche schwere Stunden durchmachen musste, doch die Tatsache, dass jeder Spieler seinen eigenen Tag bekommt und bestimmen darf wohin es geht, gibt es in der Form erst seit die New Jersey Devils 1995 gewannen.

Seitdem ging es für den Stanley Cup, neben den üblichen Zielen in Nordamerika schon rund um die Welt. So sind Skandinavien, Russland oder Tschechien in Europa regelmäßige Ziele. Selbst in der Slowakei, Ukraine und Slowenien war der silberne Pokal schon. Wenn er dann im August deutschen Boden erreichen wird, dann verschwindet ein weiterer weißer Flecken auf der Landkarte.

Mehr als 640.000 Kilometer hat der Stanley Cup alleine in den vergangenen fünf Jahren zurückgelegt. Natürlich ist es nur eine Kopie, denn das Original ist sicher im Tresorraum der Hockey Hall of Fame in Toronto verstaut. Doch die Faszination bleibt und weil Spieler wie in der Vergangenheit häufig vorgekommen ihren Gast nicht immer pfleglich behandelten, ihn zum Beispiel in den Pool warfen oder klebriges Popcorn daraus aßen, ist es von Vorteil, dass es sich um einen Nachbau handelt.

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