Stamkos entschied sich für die Lightning
von Nicholas Cotsonika
Man kann sich vorstellen, wie Steven Stamkos in den Büros von Newport Sports in Missisauga, Ontario saß und die Teams sich mit Blumen und Schokolade vor ihm aufgereiht hatten.
Oder man stelle sich vor, wie er durch Nordamerika tourte und Orte wie Buffalo, Detroit und Vancouver besuchte, weil er Tampa und Toronto bereits so gut kannte.
Aber obwohl viele Teams Interesse zeigten, gab es keine große Präsentation und keine große Tour für Stamkos während der Interviewzeit, die am Samstag begann. Zumindest einige der Teams, die Interesse signalisierten, wurden von ihm nie zum persönlichen Verkaufsgespräch eingeladen.
Und am Ende, weniger als 48 Stunden bevor er einer der berühmtesten unrestricted Free Agent aller Zeiten in der NHL werden würde, entschied sich Stamkos dafür, bei den Tampa Bay Lightning zu bleiben und akzeptierte gemäß TSN-Berichten einen Achtjahresvertrag über 68 Mio Dollar.
Warum wartet man so lange und entscheidet sich dann doch dafür, den Markt nicht zu betreten, ihn nicht wenigstens abzuchecken? Warum sagt man einem Vertrag mit einem jährlichen Verdienst von 8,5 Mio Dollar zu, wenn man womöglich einen viel höher dotierten bekommen hätte?
Für Stamkos war es eine Möglichkeit, aber ebenfalls ein Dilemma.
Stamkos ist 26 und ein Spitzenscorer. Er gewann zwei Tor-Trophäen und schießt im Schnitt 0,55 Tore pro NHL-Spiel, der höchste Wert unter den aktiven Spielern hinter Washington Capitals Kapitän Alex Ovechkin.
In seinem Alter und zu einer Zeit, in der Tore in der NHL etwas Besonderes sind, verlangte er einen besonderen Preis. Doch nur widerwillig schaufeln die Teams so viel Raum von ihrem Salary-Cap für einen Spieler frei, weil Tiefe so wichtig ist.
Teams wie zum Beispiel die Lightning.
Deshalb das Dilemma.
Stamkos geht es in Tampa großartig. Er ist das Gesicht der Franchise und der Kapitän des Teams. Die Chancen zu gewinnen stehen gut, wenn man bedenkt, dass die Lightning im vergangenen Jahr in das Stanley Cup Finale einzogen und in diesem Jahr ohne ihn bis auf ein Spiel herankamen. Er verpasste die Stanley Cup Playoffs wegen eines Blutgerinnsels bis Spiel 7 des Eastern Conference Finales, das die Lightning gegen die Pittsburgh Penguins verloren.
Die Lightning konnten ihm, einen dem Tarifvertrag entsprechenden Vertrag über acht Jahre anbieten, während andere auf maximal sieben Jahre kamen.
Oh und Florida setzt keine Einkommensteuer fest.
Also warum verlängerte Stamkos seinen Vertrag bei den Lightning nicht bereits viel früher? Nun, er würde gerne Center Spielen und Coach Jon Cooper stellt ihn gerne auf die Außenbahn. Aber das große Problem war, dass die Lightning ihm nicht zahlen konnten, was er auf dem freien Markt erzielen konnte und zusätzlich eine Truppe um ihm herumaufbauen könnten, die gewinnen kann.
Die Stürmer Alex Killorn und Nikita Kucherov sind in diesem Jahr restricted Free Agents. Die Stürmer Tyler Johnson und Ondrej Palat werden voraussichtlich im nächsten Jahr ebenfalls restricted Free Agent werden. Dann könnte auch Abwehrspieler Victor Hedman unrestricted Free Agent werden.
General Manager Steve Yzerman konnte es sich nicht leisten, Stamkos zu viel zu bieten, während sich andere Teams darauf vorbereiteten, Stamkos einen der höchsten jährlichen Beträge der Liga anzubieten. Vielleicht sogar höher als die 10,5 Mio Dollar, die die Chicago Blackhawks Patrick Kane und Jonathan Toews zahlen.
Die Wahl für Stamkos Wahl war folgende: Weniger Geld und dafür größere Siegeschancen in Tampa Bay, oder mehr Geld und weniger Chancen woanders. Unter Berücksichtigung der Steuern wäre es woanders womöglich nicht mal mehr Geld -- oder zumindest nicht viel mehr -- geworden aber die Siegeschancen wären definitiv geringer gewesen.
Detroit? Die Red Wings schafften die Playoffs in 25 aufeinanderfolgenden Saisons, entwickelten Youngster wie Dylan Larkin und werden zur Spielzeit 2017-18 in eine neue Arena ziehen. Insbesondere weil sich Pavel Datsyuk dafür entschied, die NHL zu verlassen, brauchen Sie einen Nr. 1 Center. Aber drei Jahre in Folge schieden sie in der ersten Playoffrunde aus. DIe letzten beiden gegen die Lightning. Stamkos musste sich ernsthaft fragen, ob sie mit ihm erneut um den Cup spielen können.
Buffalo? Die Sabres verstärkten sich mit jungen Spielern wie Jack Eichel, dem zweiten Zug des letztjährigen Drafts. General Manager Tim Murray kündigte am Samstag an, dass die Sabres hinter dem "großen Fisch" im Free Agent Teich her sind und sie genug für Stamkos ausgeben können, weil die Spieler neben ihm weniger hoch-dotierte Verträge haben. Murray sagte ebenfalls, dass Stamkos Center spielen würde. Aber sie verpassten in fünf aufeinanderfolgenden Saisons die Playoffs. Stamkos musste sich fragen, ob die Sabres mit ihm die Playoffs schaffen würden, geschweige denn, um den Cup kämpfen können.
Toronto? Die Maple Leafs sind Stamkos Heimmannschaft. Mit Auston Matthews machten sie am Freitag beim NHL Draft den Nr. 1 Zug. Aber Coach Mike Babcock hätte Stamkos womöglich nicht als Center auf dem Zettel. Darüber hinaus verpassten sie ebenfalls in drei Jahren in Folge die Playoffs und in den letzten elf Jahren zehn mal. Stamkos musste sich über die Maple Leafs das Selbe fragen wie über die Sabres: Wann schaffen sie die Playoffs und können sie um den Cup spielen?
Vancouver? Montreal? Boston? New York, ob die Islanders oder Rangers? Keine war eine todsichere Sache. Die einzige sichere Sache war die Paradoxität der Wahl: Mehr Optionen, mehr Stress. Es ist eine nette Sache, auf Geld zu verzichten, wenn Verzicht bedeutet, auf 8,5 Mio Dollar im Jahr zu kommen, aber gleichwohl ist es ein Dilemma. Zu diesem Punkt ist es das Überraschendste, dass Stamkos niemals wirklich die andere Seite ausprobierte und sich nicht mal ansah, wie grün das Gras dort sein würde.