Seabrook Tarasenko

Es ist alles angerichtet für einen weiteren Saisonhöhepunkt: Beim NHL Winter Classic 2017 treffen am Montag die St. Louis Blues und die Chicago Blackhawks aufeinander. Schauplatz des Outdoor-Matches ist das 45.000 Zuschauer fassende Busch Stadium, in dem normalerweise die Baseballer der St. Louis Cardinals ihre Heimspiele austragen. Die Blues betreten damit nicht nur rein ortsmäßig Neuland. Zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte und als 23. Team der NHL insgesamt bestreiten sie ein Hauptrunden-Spiel unter freiem Himmel. Entsprechend groß ist die Vorfreude bei den Fans und der Mannschaft. Die Blues bekamen den Zuschlag, weil sie 2017 ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum feiern.

"Es wird ein emotionales Spiel. Wir werden alles geben, um die zwei Punkte zu holen", sagte Blues-Coach Ken Hitchcock zu NHL.com. Die bisherigen Duelle gegen Chicago gehörten nach seinen Worten zu den besten Spielen der Blues in dieser Saison. "Ich erwarte, dass es diesmal genauso wird", betonte er. Vom kommenden Gegner aus Chicago spricht Hitchcock mit Hochachtung. Die Blackhawks verfügten über eine Menge erfahrener Leute in ihren Reihen, was gerade in einem solchen Spiel von Vorteil sei. Dennoch ist ihm vor dem Aufeinandertreffen nicht bange. "Die Jungs wissen, dass diese Partie etwas ganz Besonderes in ihrer Karriere ist. Einige bekommen vielleicht nie wieder die Chance, bei einem derartigen Event dabei zu sein. Von daher werden alle ihr Bestes", so der Coach weiter.
Die letzte Begegnung vor dem NHL Winter Classic 2017 ging für die Blues gehörig daneben. Gegen die Nashville Predators setzte es am Freitagabend eine vor allem in der Höhe schmerzliche 0:4-Heimniederlage. "Es gibt noch viel zu tun", lautete Hitchcocks Fazit im Anschluss. "Wir werden die Spannung bis Montag hochhalten, aber auch nicht allzu viel an der üblichen Routine vor einem Match ändern", fügte er hinzu.
Die Hoffnungen der Blues ruhen zum einen auf der alten Theater-Regel, wonach auf eine verpatzte Generalprobe meist eine gelungene Premiere folgt, und zum anderen auf eine wiedererstarkte Abteilung Attacke. Die fand zwar gegen die Predators kein Erfolgsrezept, arbeitete aber im Verlauf der Spielzeit ordentlich und traf bislang 104mal ins Schwarze. Top-Scorer ist Vladimir Tarasenko mit 39 Punkten (16 Toren, 23 Vorlagen). Damit lag er in der NHL-Scorer-Wertung vor dem Silvester-Spieltag auf Rang vier - drei Zähler hinter Spitzenreiter Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins und einen vor dem punktbesten Blackhawks-Angreifer, Artemi Panarin.
Der Russe Panarin machte in dieser Woche mit seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bei den Blackhawks Schlagzeilen. Wie die Verantwortlichen der Franchise mitteilten, einigten sich beide Seiten darauf, den Kontrakt bis zum Ende der Spielzeit 2018-19 auszudehnen. Eine absolut stimmige Entscheidung, wenn man Panarins Leistungsnachweise heranzieht. In der vergangenen Spielzeit holte er sich die Calder Memorial Trophy für den besten Rookie. Er lag 2015-16 in der Rookie-Statistik bei den Punkten (77), Assists (47), Toren (30) und den spielentscheidenden Treffern (7) vorne. In der laufenden Spielzeit sorgt er erneut für Furore in der Liga und Kopfzerbrechen bei den Kontrahenten. Die Blues wissen daher, dass sie am Montag ein besonderes Augenmerk auf den 25-jährigen Außenstürmer legen müssen.

Die Blackhawks bekamen vor dem NHL Winter Classic 2017 ebenfalls einen Dämpfer verpasst. Sie zogen bei den Carolina Hurricanes mit 2:3 den Kürzeren. Zudem fiel ihre Bilanz bei Outdoor-Spielen zuletzt nicht gerade überzeugend aus, wie Kapitän Jonathan Toews gegenüber NHL.com einräumte. Im Rahmen der NHL Stadium Series 2016 setzte es eine herbe 1:6-Niederlage gegen die Minnesota Wild. Dennoch freut sich Toews auf die bevorstehende Aufgabe. "Ein Outdoor-Spiel ist schon ein tolles Ereignis mit einer einzigartigen Atmosphäre. Für manch einen unserer Jungs wird das eine neue Erfahrung werden, die man auf jeden Fall genießen sollte", sagte der Center.
Nach den Worten des Mannschaftsführers setzen die Blackhawks alles daran, den Negativtrend der vergangenen Spiele zu stoppen. Vier seiner fünf Begegnungen seit 20. Dezember verlor das Team. "Es geht am Montag um wichtige Punkte in der Division. Wir wollen gegen St. Louis unbedingt eine neue Siegesserie starten", betonte Toews.
Der Kapitän wies zugleich auf eine Unwägbarkeit hin, die ein Match im Freien zwangsläufig mit sich bringt. "Das Wetter beeinflusst das Spielgeschehen enorm. Manchmal sind die Bedingungen nahezu perfekt, manchmal regnet es. Aber das ist ja Reiz dieser Spiele. Wir werden in jedem Fall das Beste daraus machen, egal wie die Lage am Montag ist", so Toews.
Die aktuellen Vorhersagen verheißen nichts Gutes. In St. Louis ist es für die Jahreszeit ungewöhnlich warm. Für den Monatsbeginn sagen die Meteorologen Regen voraus. Möglicherweise droht eine Verschiebung der Partie am Montag von ein Uhr nachmittags (Eastern Time) auf einen späteren Zeitpunkt - im schlimmsten Fall auf Dienstagabend. Darüber würden sich zumindest die Hoteliers und Restaurantbetreiber freuen. Doch auch ohne zusätzliche Übernachtungen oder Bewirtungen spült das NHL Winter Classic 2017 viel Geld in die Kassen der Wirtschaft. Rund 18,5 Millionen US-Dollar werden laut einer Berechnung der St. Louis Regional Chamber im Großraum der Stadt durch dieses Mega-Ereignis umgesetzt.