Canucks schalten die Blues aus

Es bleibt dabei: In der modernen NHL ist die Titelverteidigung ein Unterfangen, das nur wenigen Mannschaften gegönnt ist. Seit der Jahrtausendwende haben das nur die Pittsburgh Penguins 2016 und 2017 geschafft. Auch die St. Louis Blues haben diese Aufgabe nicht gelöst. Sie unterlagen in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs 2:4 nach Siegen den jungen und spielfreudigen Vancouver Canucks.

Das Team von Coach Craig Berube war nicht in der Lage, in dieser Postseason - Platzierungsspiele und Playoffs - an die Leistungen aus der vergangenen Spielzeit anzuknüpfen. Damals hatten sich die Blues unter dem damals noch Interimstrainer Berube aus dem Tabellenkeller nach oben gekämpft und es in der K.o.-Runde allen Kritikern gezeigt. Da standen die Blues oft mit dem Rücken zur Wand, waren aber immer in der Lage, sich aus noch brenzligen Situationen zu befreien. Das gelang ihnen gegen Vancouver nicht.

Wobei sich die Blues in Spiel 6 der Serie fast schon selbst besiegten. Vor dem 0:1 von Jay Beagle trat Jacob de la Rose auf die Scheibe, fiel hin, Beagle schnappte sich den Puck und sorgte für den ersten frühen Dämpfer für den Titelverteidiger. In der Folge leisteten sich diese einige Unzulänglichkeiten, die man von der Berube-Truppe so nicht kannte.

Vor dem 0:2 hatte Vince Dunn einen Scheibenverlust in der eigenen Zone. Vancouvers Antoine Roussell ließ einfach nicht locker, zwang den Verteidiger ins Turnover und schloss den Angriff auch gleich selbst ab.

STL@VAN, Sp6: Stecher baut die Führung aus

Beim 1:5 verlor der ansonsten so zuverlässige Alex Pietrangelo den Puck in der Vorwärtsbewegung. Tyler Motte war am Ende der Nutznießer. Motte war es auch, der den Schlusspunkt unter die Partie setzte. David Perron hatte ihm die Scheibe kurz vor dem Ende, als die Blues noch mal alles versuchten und den Torwart herausgenommen hatten, direkt in den Schläger gespielt. Motte sagte artig danke.

Der Torwart bei den Blues hieß zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr Jordan Binnington. Der Kanadier, der in der vergangenen Spielzeit von Berube einfach ins kalte Wasser geworfen worden war und mit fantastischen Leistungen, speziell in den Playoffs, die gegnerischen Stürmer immer wieder zur Verzweiflung gebracht hatte, vermochte diesmal nicht, diese Magie zu verströmen. "Wir müssen besser verteidigen. Das liegt an den Jungs vor ihm", verteidigte Binnington Trainer Berube. "Es war nicht gut genug für ihn und es ist peinlich für uns."

In den Spielen 3, 4 und 5 hatte Berube noch Jake Allen den Vorzug gegeben. Sein "Bauchgefühl" habe ihn dazu gebracht, wieder auf Binnington zu setzen. Allen kam nach 28:06 Minuten dann doch zu seinem Einsatz. Da stand es allerdings schon 4:0 für Vancouver und die Blues hätten ein mittleres Eishockey-Wunder benötigt, um in der Serie zu bleiben.

Doch zu einem solchen Comeback waren die Blues einfach nicht in der Lage.
Der Titelverteidiger ist aber auch ausgeschieden, weil ihm bisweilen das Glück gefehlt hat. Exemplarisch dafür kann das erste Spiel in der Platzierungsrunde herhalten, als die Blues 0,1 Sekunden vor dem Ende das 1:2 gegen die Colorado Avalanche kassierten.

Nur kurzzeitig schienen die Blues der Saison 18/19 wieder da zu sein, als sie gegen die Canucks den 0:2-Rückstand in der Serie ausglichen. Und in Spiel 5 hätten sie einen weiteren Schritt in Richtung alte Form machen und sich in die Playoffs hineinbeißen können. Doch im Mittelabschnitt gaben sie eine 3:1-Führung aus der Hand und verloren noch 3:4. Den Blues der vergangenen Saison wäre das eher nicht passiert. Vielleicht fehlte dem Team aus dem US-Bundesstaat Missouri der letzte Biss.

Motte und Canucks bezwingen Blues in Spiel 5 mit 4:3

Das Schicksal, das der Titelverteidiger früh raus ist, haben sie nicht exklusiv. In der vergangenen Saison traf es die Washington Capitals. Diese wiederum verhinderten bei ihrem Siegeszug 2018 den Titelhattrick der Penguins, als sie diese im direkten Duell mit 4:2 ausschalteten.

Doch das wird für die Blues nur ein schwacher Trost sein. "Es hatte nicht den Anschein, als ob jeder mit vollem Einsatz gespielt hat", ging Perron hart mit dem Team ins Gericht. Und O'Reilly legte sogar noch einen drauf: "Bei den Turnovers haben wir uns bisweilen wie ein Juniorenteam angestellt. Das hat uns das Genick gebrochen."

"Ich habe keine Antwort darauf, warum die Energie nicht da war. Wenn ich eine hätte, würde ich sie ihnen sagen", meinte Berube. "Aber David Perron hat recht. Es ist nicht gut genug. Man kann in dieser Liga einfach nicht gewinnen, es sei denn jeder ist bereit, sein Bestes zu geben. Unser Team war im vergangenen Jahr erfolgreich, weil jeder an jedem Abend mit an Bord war."

Weiter an Bord auf der Fahrt in Richtung Titel sind derweil die Canucks als einziges verbliebenes kanadisches Team. Die Mannschaft von Coach Travis Green fordert im Halbfinale der Western Conference in Edmonton nun die Vegas Golden Knights. Mit dem überzeugenden Jacob Markstrom im Tor, dem famos aufspielenden Quinn Hughes in der Verteidigung sowie einem Angriff um die agilen Elias Pettersson und J.T. Miller, die beide auch noch gut im Rennen um den Titel des Topscorers in den Playoffs sind, haben die Canucks das Potenzial, auch den Favoriten aus der Wüste Nevadas vor ernste Probleme zu stellen.

St. Louis muss sich das am Fernseher anschauen. Mit der Gewissheit, dass sie es in den eigenen Händen hatten, es besser zu machen. Und sie werden auf die kommende Saison hoffen. Denn da stehen ihre Chancen wieder wesentlich besser. Schließlich sind sie dann nicht mehr Titelverteidiger.