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Spieler im Fokus: Reto Berra ist in Hochform

von Stefan Herget

Die vergangenen zwei Wochen haben bei der Colorado Avalanche einiges verändert. Vieles war bereits in den Zweifel gezogen worden nach einem sehr bescheidenen Saisonstart mit nur drei Siegen aus elf Partien. Es gab Tradegerüchte um Stürmer Matt Duchene. Die landesweite Zeitung USAToday spekulierte sogar darüber, ob Trainer Patrick Roy angesichts des nicht schlecht besetzten Kaders noch der Richtige sei.

„Es war kein guter Start für uns“, sagte Torhüter Reto Berra noch am 3. November vor dem Heimspiel gegen die Calgary Flames, die am gleichen Abend mit 6-3 zum vierten Sieg bezwungen wurden. „Mit den Spielern und dem Potenzial, das wir im Kader haben, müssen wir einfach mehr erreichen. Es gilt zukünftig einfach viel härter um jeden Puck zu kämpfen.“

Der Schweizer, der eigentlich nur Backup für den Russen Semyon Varlamov ist, wurde noch deutlicher. „Diese Liga ist vom Niveau so eng, dass einfach Kleinigkeiten den Unterschied machen“, erläuterte er. „Dabei muss sich einfach jeder von uns an die eigene Nase fassen und darauf achten, dass er besser spielt, dann kannst du auch als Mannschaft wieder erfolgreicher sein.“

Dabei war Berra die große Ausnahme im Kader, denn wenn er spielen durfte, zeigte er sich von seiner guten Seite, jedoch versehen mit einem Manko. „Meine bisherigen Auftritte haben, wenn man auf die Statistik schaut, gepasst, allerdings habe ich auch zwei Niederlagen und nur einen Sieg“, sagte er zu diesem Zeitpunkt. „Es nützt halt relativ wenig, wenn man 38 Saves macht und 1-2 verliert.“

Genau wie in seiner Anspielung auf die Niederlage bei Los Angeles Kings, ging es Berra auch bei seinem nächsten Auftritt im Heimspiel gegen die New York Rangers. Wieder gut gespielt und mit 31 abgewehrten Torschüssen als zweitbester Spieler des Abends ausgezeichnet und doch 1-2 verloren.

Wohl dem wenig überzeugten Auftritt von Varlamov zuvor bei den Arizona Coyotes (2-4 Niederlage) geschuldet, setzte Roy in der nächsten Begegnung bei den Philadelphia Flyers erneut auf die Dienste von Berra und wurde belohnt. 25 Saves des Eidgenossen ebneten den Weg zu einem 4-0 Erfolg.

Roy war sichtlich zufrieden mit dem Auftritt seines Backups, ließ aber offen, wer den Vorzug in den kommenden Partien erhalten würde.

Die Auswärtsreise ging zu den Boston Bruins und den Montreal Canadiens weiter und die Erfolgsgeschichte um Berra ebenso. Begünstigt durch eine Leistenverletzung, die sich Varlamov im Training am vergangenen Mittwoch zuzog, stand der gebürtige Bülacher weiterhin in der Anfangsformation.

Der geschundenen Avalanche Seele tat es gut, dass sie sowohl gegen die Bruins mit 3-2, als auch gegen die Canadiens sogar mit 6-1 die Oberhand behielten. Gerade beim letzteren Sieg zeigte Berra besonders sein Können, denn nach einem verrückten ersten Drittel, in dem die Hausherren mit 18 zu 8 Torschüssen deutlich überlegen waren, stand es dank des 28-jährigen Torwarts 3-0 für die Gäste. Am Ende wurden es 39 Rettungstaten.

„Berra war phänomenal“, gab Roy nach dem Spiel zu Protokoll. „Er war sehr, sehr gut. Es ist lustig, wie es manchmal läuft, weil die Canadiens dominierten das erste Drittel und wir führten 3-0.“

Varlamov wurde von Colorado mittlerweile auf die Verletztenliste gesetzt, was bedeuten dürfte, dass er noch eine gewisse Zeit ausfallen wird. Sollte Berra in nächster Zeit seine gute Form konservieren können, dann wird die Entscheidung ihn wieder ins zweite Glied zu stecken, schwierig.

Seine momentanen Statistikwerte mit einer Fangquote von starken 95,3 Prozent und einem Gegentorschnitt von nur 1,50 bedeuten jeweils den Spitzenplatz aller Torhüter in der NHL.

Ein guter Torhüter wird für die Avalanche von Nöten sein, den entstandenen Rückstand zu den Plätzen der Playoff-Qualifikation wett zu machen. Sie belegen trotz der kleinen Siegesserie immer noch den letzten Platz in der Central Division mit nur 15 Punkten aus 17 Spielen. „Wir wissen, dass wir an die 100 Punkte brauchen, um in die Playoffs zu kommen“, erläuterte Berra. „Das wird schwer genug, erst recht nach einem schlechten Saisonstart. Es ist wichtig, dass wir bald die Kurve kriegen. Abschreiben würde ich uns noch nicht.“

Ein Anfang ist dank Berra gemacht.

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