Blues mit ersten Cup-Finale-Sieg zum Ausgleich

Die Boston Bruins haben Spiel 2 im Stanley-Cup-Finale in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im TD Garden mit 2:3 n.V. gegen die St. Louis Blues verloren. Die Gäste aus Gateway City steigerten sich von Minute zu Minute, glänzten mit einer taktisch ausgereiften Vorstellung und sicherten sich den 1:1-Serienausglich in der Overtime.

Bostons Trainer Bruce Cassidy vertraute auf dieselbe Aufstellung wie in Spiel 1. Im Tor stand Tuukka Rask (34 Saves, 91,9 Prozent Fangquote).
St. Louis' Coach Craig Berube brachte Robby Fabbri für Robert Thomas. Starting-Goalie war Jordan Binnington (21 Saves, 91,3 Prozent Fangquote).
1. Drittel: Vier Tore! Bruins besser - Blues brutal effektiv
Sobald der Puck aufs Eis fiel, nahmen sich beide Seiten gegenseitig ins Visier und lechzten nach jedem möglichen Check. Entsprechend physisch war der Start in diese Partie - spielerisch sollte dagegen zunächst nur wenig gelingen. Die Bruins bemühten sich um einen möglichst sauberen Spielaufbau, liefen sich aber meist schon an der gegnerischen blauen Linie fest. Die Blues erschwerten den Zone-Entry durch geschlossenes Backchecking und gaben vorne schnörkellos die Scheibe tief.
Als Boston erstmals die Powerplay-Formation aufs Eis schicken durfte, sollte es direkt klingeln: Jake DeBrusk spielte Charlie Coyle im Slot frei, Letzterer verwandelte den ersten Bruins-Torschuss in diesem Spiel zum 1:0 (5.).

STL@BOS, Sp2: Coyle trifft als Erstes im Powerplay

Der Treffer wirkte als Brustlöser für Boston, das nun sicherer kombinierte und St. Louis mit seinem Tempo zusetzte. Aus dem Nichts aber kamen die Blues zum Ausgleich: Robert Bortuzzo zog vom rechten Flügel aus spitzem Winkel ab und sah, dass der Puck den Weg an Rask vorbei ins Tor fand (10.). Davon unbeeindruckt gaben die Bruins nur 40 Sekunden später die postwendende Antwort: Sean Kuraly servierte die Scheibe mit der Rückhand vors Tor, wo Joakim Nordstrom ebenfalls mit der Rückhand Binnington tunnelte - 2:1 (11.).
Die Hausherren zogen nun ihr Puckbesitz-Hockey auf und schienen ihre Gegner damit regelrecht zu überfordern. Allerdings sollte sich die Geschichte wiederholen, denn die Gäste aus Gateway City kamen erneut urplötzlich zum Ausgleich: Jaden Schwartz brach alleine durch und scheiterte an Rask. Vladimir Tarasenko aber staubte auf 2:2 ab (15.). Er baute seine Punkteserie damit auf acht Spiele aus.
2. Drittel: Viele Checks - St. Louis steigert sich
Boston startete ohne Verteidiger Matt Grzelcyk in den zweiten Durchgang, er hatte sich kurz vor der Pause nach einem Bandencheck von Oskar Sundqvist verletzt (18.) und kehrte nicht wieder zurück. Bei St. Louis musste kurz nach Wiederbeginn auch Tarasenko zur Behandlung in die Kabine, der Russe aber meldete sich zur Drittelmitte zurück. Derweil schienen auf dem Eis vor allem die Bruins ein wenig aus dem Tritt gekommen zu sein und gaben ihren ersten Torschuss im zweiten Abschnitt erst nach 6:45 Minuten ab.

STL@BOS, Sp2: Tarasenko nutzt eigenen Nachschuss

Das zweite Drittel ging klar an die Blues (14:4 Schüsse), die auch die Check-Zahlen weiter nach oben schraubten (33:19 Hits). Allerdings ging es mit demselben Spielstand auf der Anzeigetafel in die Pause.
3. Drittel: Taktischer Leckerbissen
Im dritten Drittel war Geduld gefragt. Boston schickte sich an, das Spiel zu machen, doch St. Louis' Defensivkonzept ging voll auf. Die Blues ließen sämtliche Angriffswellen der Bruins bereits in der neutralen Zone auf ein Riff auflaufen und zwangen sie immer wieder an die Bande, wo sie ihre körperlichen Vorteile besser ausspielen konnten. Zudem wurde der gegnerische Aufbau mit Forechecking und gut gestaffelt im 1-2-2 empfindlich gestört. Boston wurde so stetig zu Fehlern gezwungen und stumpfte offensiv nachhaltig ab. Die Begegnung vor allem taktisch geprägt.
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Ein leichtes Übergewicht erarbeitete sich St. Louis, das der ersten Führung an diesem Abend ganz nah kam: Ein Schuss von Carl Gunnarsson klatschte an die Latte (59.). Alarmstufe Rot dann auch auf der anderen Seite, als Binnington in höchster Not gegen David Pastrnak rettete (60.). Es ging in die Overtime.
4. Verlängerung: Gunnarsson belohnt die Blues
Die Blues starteten dominant in die Verlängerung und setzten sich dank ihres zermürbenden Forecheckings über lange Drangphasen im Offensivdrittel fest. Zum goldenen Schuss holte schließlich Verteidiger Gunnarsson aus, dessen wuchtiger Blueliner zum 3:2-Endstand einschlug.
"Es war ein großer Moment für ihn und ich habe mich riesig für ihn gefreut", sagte Sundqvist. "Er ist ein unglaublicher Verteidiger. Mit und ohne den Puck ein kompletter und cleverer Spieler", stimmte auch Verteidiger Colton Parayko ein Lobeslied an. "Ein toller Schuss", befand auch Berube. "Er hat ein Wahnsinnsspiel gemacht."
"Sie hart gekämpft", musste Bostons Stürmer Brad Marchand zugestehen. "Sie haben viele Zweikämpfe in unserer Zone gewonnen, viele Puckverluste verursacht und daraus Offensive kreiert." Das sah auch Rask so: "Das war heute nicht unser bestes Spiel. Sie waren defintiv die bessere Mannschaft."
Die Serie wechselt nun nach St. Louis. Nach zwei spielfreien Tagen ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag (2 Uhr MESZ, live bei nhl.tv, DAZN, Sport1+, Teleclub Sport) Puck-Drop für Spiel 3 im Enterprise Center.
"Es ist das erste Stanley-Cup-Final-Spiel in St. Louis seit 49 Jahren, es wird laut werden mit jeder Menge Energie in dieser Arena. Wir müssen uns davon ernähren, es zu unserem Vorteil nutzen und versuchen, sie verstummen zu lassen. Das ist unser Job", forderte Bruins-Stürmer David Backes. "Jetzt ist es eine Best-of-Five-Serie und sie haben den Heimvorteil. Wir müssen für Spiel 3 Lösungen finden und zu unserem Spiel zurückkehren. Wir sind jetzt an der Reihe."

STL@BOS, Sp2: Gunnarsson gewinnt es für Blues in OT