Sie könnten die Nächsten für die HHOF sein
von Bernd RoeschJa, es ist etwas Außergewöhnliches, es ist die Hockey Hall of Fame, eine Art Pilgerstätte für jeden Fan der schnellsten Mannschaftssportart. Es ist der Louvre für die Eishockeybegeisterten dieser Welt. Es ist eine Kultstätte durch deren Hallen sich Jung und Alt andächtig und ehrfurchtsvoll bewegen: Exponate betrachtend, die das Herz eines jeden Liebhabers dieses Sports manchmal höher schlagen und kurz darauf fast stillstehen lassen.
Am vergangenen Montag wurden in die Ruhmeshalle des Eishockeysports drei weitere Persönlichkeiten mit aufgenommen. Das 18-köpfige Aufnahmekomitee saß zusammen und entschied sich Eric Lindros, Sergei Makarov und Rogatien Vachon diese Ehre zukommen zu lassen.

Seit 1945 kam 271 Spielern, 235 Kanadiern, 15 US-Amerikanern und 19 Europäern, diese Anerkennung zuteil. Ein deutscher Eishockeyspieler ist unter den Geehrten noch nicht zu finden, auch keiner aus Österreich und der Schweiz. Es werden wohl noch einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte ins Land ziehen, bis es einmal soweit sein könnte. Selbstverständlich gab und gibt es auch Spieler aus diesen drei Nationen, die in der NHL überzeugen konnten und von Saison zu Saison hervorragende Leistungen vollbrachten.
Die Aufnahmekriterien zu erfüllen gelingt aber nur den Besten. 15 der 18 Kommiteemitglieder müssen dem aus ihren Reihen kommenden Aufnahmevorschlag zustimmen. Der Athlet sollte während seiner aktiven Zeit sowohl persönliche Auszeichnungen erhalten und möglichst auch auf internationalem Eis Erfolge gefeiert haben. Eine gewonnene Medaille bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen ist ebenso der Aufnahme dienlich, wie ein Stanley Cup Gewinn.
Pro Jahr werden maximal vier Spieler geehrt. Dabei ist auffällig, dass der Anteil der Europäer kontinuierlich zunimmt. In den vergangenen drei Jahren seit 2014 stammten von den elf aufgenommenen Spielern fünf vom alten Kontinent (Dominik Hasek, Peter Forsberg, Sergei Fedorov, Nicklas Lidstrom und Makarov).
Und wer könnte als Nächster dran sein?
Werfen wir einen Blick auf drei Skandinavier, denen ein Platz unter den Besten der Besten gebührt und denen in den kommenden Jahren auch einer zuteil kommen wird.
Daniel Alfredsson, Stürmer, Schweden
1994, als er beim Draft in der sechsten Runde an insgesamt 133.(!) Stelle gezogen wurde, begann für den damals schon 21-jährigen Daniel Alfredsson das Abenteuer NHL bei den 1992 neugegründeten Senators. Von der Spielzeit 1995/96 an sollte der schwedische Flügelstürmer über ein jahrzentlang das Aushängeschild der Franchise aus der kanadischen Hauptstadt sein.

Bereits in seiner dritten Saison wurde er zum Assistenzkapitän der Senators und zwei Jahre danach zum Teamkapitän ernannt. Dieses Amt hatte er 14 Jahre inne, ehe er vor seiner letzten NHL-Spielzeit 2013/14 zu den Detroit Red Wings wechselte. Alfredsson konnte während seiner 19-jährigen NHL-Karriere, in der er es in 1246 Spielen auf 1157 Scorerpunkte (444 Tore, 713 Assists) brachte, zahlreiche persönliche Erfolge feiern und wurde zum Rekordhalter der Senators in Spielen, Punkten, Toren und Assists.
Er wurde 1996 mit der Calder Trophy als bester Rookie, 2012 mit der King Clancy Memorial Trophy und 2013 mit dem Mark Messier Leadership Award ausgezeichnet. Sechsmal wurde Alfredsson für ein NHL All-Star Game nominiert (1996, 1997, 1998, 2004, 2008, 2012). Sein größter internationaler Triumph war der Gewinn der Goldmedaille mit Team Schweden bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin. 2014 durfte er sich ein weiteres Mal über eine olympische Medaille freuen - diesmal war es Silber.
Bei IIHF-Weltmeisterschaften gewann er mit dem schwedischen Nationalteam je zweimal Silber (1995, 2004) und Bronze (1999, 2001).
Saku Koivu, Stürmer, Finnland
Bereits als 18-Jähriger lenkte der finnische Ausnahmespieler das Augenmerk der NHL-Funktionäre auf sich.
Beim Draft 1993 wurde er in der ersten Runde von den Montreal Canadiens gezogen. In den letzten zwei Jahrzehnten war es angesichts der hohen Ansprüche in Montreal nicht besonders leicht sich als Spieler bei dem frankokanadischen Traditionsteam einen festen Platz zu ergattern, sich einen solchen Stellenwert zu erspielen, dass von einem Trade abgesehen wurden - Koivu sollte es gelingen. 1999/00, in seiner fünften NHL-Saison wurde er zum Kapitän der Canadiens ernannt und hatte dieses Amt bis zu seinem Wechsel zu den Anaheim Ducks zur Spielzeit 2009/10 inne.

Koivu hat 792 Partien für die Frankokanadier bestritten und dabei 191 Tore und 450 Assists erzielt.
In seiner 19-jährigen NHL-Karriere kam Koivu als typischer 2-Wege Spieler und Spielmacher auf 832 Scorerpunkte (255T, 577A) in 1124 Spielen. Koivu wurde zweimal für ein NHL All-Star Game 1998 und 2003(verletzungsbedingte Absage) nominiert. 2002 durfte er die Bill Masterton Trophy und 2007 die King Clancy Memorial Trophy in Empfang nehmen.
Bei IIHF-Eishockeyweltmeisterschaften gewann er mit den Suomi einmal Gold (1995), zweimal Silber (1994, 1999) und einmal Bronze (2008).
Bei Olympischen Winterspielen durfte sich Koivu über einmal Silber (2006) und dreimal Bronze (1994, 1998, 2010) freuen.
Teemu Selanne, Stürmer, Finnland
Zum Ende ihrer aktiven Laufbahn waren Koivu und Teemu Selanne Teamkameraden bei den Ducks.
Begonnen hatte die von Selanne bei den Winnipeg Jets, die ihn 1988 in der ersten Runde an zehnter Stelle gezogen hatten.

Vier Jahre danach gab er sein NHL-Debüt bei der kanadischen Franchise und wurde zu einem der besten Torschützen in der Geschichte der NHL. In seiner Rookie-Saison 1992/93 brachte er es auf 76 Tore und 56 Vorlagen in 84 Partien. Bis zu seinem Karriereende im Jahre 2014 gelangen 'The Finnish Flash' in 1451 Partien für die Jets (1992-96), San Jose Sharks (2001-03), Colorado Avalanche (2003/04) und Ducks (1996-2001, 2005-14) insgesamt 684 Treffer und 773 Assists.
Sein wohl größter Triumph war 2007 der Gewinn des Stanley Cup mit Anaheim. Auch in der finnischen Nationalmannschaft feierte er, häufig als Teamkollege von Koivu, zahlreiche Erfolge.
Ihm wurde bei Weltmeisterschaften, einmal Silber (1999) und einmal Bronze (2008) umgehängt und die gleichen Edelmetalle gab es für ihn bei Olympischen Winterspielen (Silber: 2006, Bronze: 1998, 2010, 2014).
Solche Bilanzen, wie jene der drei erwähnten Kandidaten, kann vorerst kein Deutscher, Österreicher oder Schweizer vorweisen, doch die Aussichten eines Deutschen stehen gar nicht so schlecht, dass in der Zukunft auch sein Name in der Hockey Hall of Fame Erwähnung finden wird.
Neben der Liste der Spieler gibt es nämlich auch noch die Liste der Funktionäre und Schiedsrichter.
Reindl wäre dann nach Ex-DEB Präsident Günther Sabetzki der zweite Deutsche in den heiligen Hallen des Eishockeysports.