Niederreiter

Jeden Donnerstag im Laufe der Saison 2017/18 widmet NHL.com/de einem deutschsprachigen Spieler einen speziellen Bericht. Dabei stellen wir sowohl junge Spieler, die sich einen Namen machen wollen, als auch etablierte Akteure und Teamleader ins Rampenlicht.

In dieser Ausgabe geht es um Nino Niederreiter.
Für den Schweizer Nino Niederreiter begann die neue Saison wenig verheißungsvoll. Im dritten Spiel am 12. Oktober bei den Chicago Blackhawks verletzte sich der 25-jährige Angreifer der Minnesota Wild im Zweikampf mit Center Tanner Kero. Die wenig erfreuliche Diagnose lautete: Bänderanriss im linken Sprunggelenk. Es folgte eine zweiwöchige Pause, in der er sechs Begegnungen verpasste. Inzwischen geht es ihm wieder besser. Am Dienstag feierte er im Duell mit den Winnipeg Jets sein Comeback. Bei der 1:2-Niederlage der Wild steuerte er einen Assist beim einzigen Treffer seiner Mannschaft durch Luke Kunin bei.

Ganz auskuriert ist die Blessur zwar noch nicht, dennoch signalisierte Niederreiter seinem Coach Bruce Boudreau zu Wochenbeginn, dass er sich einen Einsatz zutraut. "Mit jedem Tag auf dem Eis fühlte ich mich zuletzt besser. Von daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die Rückkehr. Im Match bleibt sowieso keine Zeit, um über die Verletzung nachzudenken. Mir ist es wichtig, raus zu gehen und dem Team zu helfen, so gut es geht", sagte er vor dem Einsatz gegen die Jets zu NHL.com.
Niederreiter hatte eigentlich gehofft, nahtlos an die erfolgreiche Spielzeit 2016/17 anknüpfen zu können. In der Hauptrunde hatte er in 82 Begegnungen 57 Scorer-Punkte (25 Tore, 32 Vorlagen) verbucht. Es war die beste Ausbeute des Flügelstürmers in sechs NHL-Jahren. Bis zuletzt schielte er auf den von Mark Streit gehaltenen Scorer-Rekord von 62 Zählern aus der Saison 2007/08. Nachdem er ihn knapp verfehlte hatte, fasste er ihn für diese Serie erneut ins Auge. Die verletzungsbedingte Absenz erschwert dieses Vorhaben allerdings. Doch Niederreiter dürfte das nicht übermäßig ärgern, zumal er zu seinem Landsmann ein besonderes Verhältnis besitzt.
Streit habe für seine Karriere eine große Bedeutung, betonte der Wild-Angreifer in der Vergangenheit immer wieder. Bei den New York Islanders sei er sein Wegbereiter in die NHL gewesen. Das Franchise aus Brooklyn hatte Niederreiter beim NHL Draft 2010 in der ersten Runde an Gesamtposition 5 ausgewählt. Damit war er vor Nico Hischier der am frühesten gezogene Schweizer aller Zeiten. Im gleichen Jahr unterzeichnete er einen dreijährigen Entry-Level-Vertrag. Streit spielte seinerzeit bei den Islanders und nahm den gebürtigen Churer unter seine Fittiche. Der zeigte sich dankbar für die Unterstützung und manchen wertvollen Ratschlag. "Es war ein Glücksfall für mich, dass Mark während meiner Zeit bei den Islanders als Kapitän amtierte", bekannte Niederreiter gegenüber Schweizer Medien.

2013 trennten sich ihre Wege. Streit wechselte zu den Philadelphia Flyers, später zu den Pittsburgh Penguins und den Montreal Canadiens. Niederreiter zog es in den State of Hockey nach Minnesota. Dennoch standen beide weiterhin in Kontakt. Vor wenigen Tagen bat der ältere Kollege den jüngeren um seine Einschätzung bei einer wichtigen Angelegenheit. Streit dachte nach seinem Aus bei den Canadiens kurz darüber nach, als Spieler in die National League der Schweiz zurückzukehren. Nachdem ihm Niederreiter davon abgeraten hatte, beendete der 39-jährige Routinier seine aktive Laufbahn.
Bei den Anhängern der Wild genießt der Churer viel Sympathie. Die Trikots mit seinem Namen verkaufen sich im Fan-Shop des Xcel Energy Centers besonders gut. Und in einem Restaurant in St. Paul steht eine Sushi-Rolle auf der Speisekarte, die nach ihm benannt ist. Laut Niederreiter besteht sie aus Gurke, Lachs und scharfer Mayonnaise.
Im Sommer verlängerte der Klub aus Minnesota mit seinem Angreifer bis 2022. Der Fünfjahresvertrag hat einen Wert von 26,25 Millionen Dollar. Die Wild-Verantwortlichen hoffen, dass Niederreiter weiter seine Scorer-Qualitäten aufblitzen lässt und sich die Mannschaft mit seiner Hilfe erneut für die Playoffs qualifiziert.
In der Nacht zum Freitag schoss er sein erstes Saisontor. Es war das zwischenzeitliche 2:0 beim 6:3-Erfolg gegen die Montreal Canadiens. Insgesamt hat Niederreiter damit nach 394 Einsätzen in der Hauptrunde 178 Scorer-Punkte (86 Tore, 92 Vorlagen) auf seinem Konto.