Schweiz und Schweden im Finale
von Bernd RoeschDie Finalisten für das Endspiel am Sonntagabend bei der IIHF-Weltmeisterschaft stehen fest. In der Globe Arena von Stockholm werden die Schweden und, ja sie lesen richtig, die Schweizer Nationalmannschaft aufeinandertreffen.
Beim ersten Halbfinale zwischen den beiden WM-Gastgebern Schweden und Finnland setzten sich die Tre Kronor mit einem 3-0 Erfolg im nicht ausverkauften Globen der schwedischen Hauptstadt durch. Die Hausherren konnten damit Revanche nehmen für das Viertelfinalaus im Vorjahr und für die Endspielniederlage gegen die Suomi bei der WM 2011 in Bratislava.
In einer insgesamt sehr ausgeglichenen Partie sollte letztendlich das bessere Überzahlspiel den Ausschlag zugunsten der Schweden geben. Das Team von Par Marts nutzte zur Mitte des Eröffnungsdrittels gleich sein zweites Powerplay durch Dallas Linksaußen Loui Eriksson zur 1-0 Führung. Die Vorarbeit hierzu lieferten die beiden Canucks Daniel und Henrik Sedin. Zum Ende des Spielabschnitts bekamen die Suomi etwas mehr Spielanteile. Für die Schweden wurde es brenzlig als sie sich kurz hintereinander zwei Strafen einfingen, doch ihre Kontrahenten gingen zu leichtfertig mit den sich ihnen bietenden Überzahlchancen um. Vor allem von dem bisherigen Topscorer des Turniers im Team der Finnen, Petri Kontiola, war wenig zu sehen. Das sollte sich im Mittelabschnitt ändern. Gleich zweimal hintereinander fand sich Kontiola auf der Strafbank wieder und erwies seinem Team damit einen Bärendienst. Analog dem Ereignis im ersten Drittel bedankte sich Eriksson mit einem Powerplaytreffer zum 2-0 und, wie sollte es auch anders sein, die schwedischen Zwillingsbrüder aus Vancouver leisteten dazu erneut die Vorarbeit.
Mit dem für die Gastgeber einigermaßen beruhigenden Vorsprung verabschiedeten sich die Mannschaften in die Drittelpause. Die Finnen kamen zwar engagiert aus der Kabine und agierten nun auch disziplinierter als in den Spielabschnitten zuvor, doch die Schweden standen in der Defensive sehr kompakt und ließen nichts mehr anbrennen. Den Schlusspunkt setzte und für die Entscheidung sorgte Henrik Sedin mit seinem Treffer 23 Sekunden vor Spielende als der finnische Schlussmann Anttii Raanta seinen Kasten bereits für einen weiteren Feldspieler verlassen hatte. Schwedens Torsteher Jhonas Enroth verdiente sich mit 30 Rettungstaten seinen zweiten Shutout bei der Weltmeisterschaft.
Der Gegner der Schweden wurde am Abend zwischen dem Team USA und der Sensationsmannschaft des Turniers, der Schweizer Nationalmannschaft, ebenfalls im Globen von Stockholm ermittelt. Nach 60 spannenden Minuten, die Schlusssirene war gerade ertönt, lagen sich die Mannen im roten Trikot mit dem weißen Kreuz auf der Brust jubelnd in den Armen. Die Sensation war perfekt! Sie besiegten die US-Amerikaner mit 3-0 Toren. Ungeschlagen zieht damit das Team der kleinen Alpenrepublik in das WM-Finale ein und hat zum ersten Mal seit 1953, damals gewannen sie Bronze, eine WM-Medaille sicher.
Von der ersten Spielminute an war den Eidgenossen der Siegeswille anzumerken. Sie waren das engagierte, das aggressivere Team. Stark im Zweikampf und bei ihren Angriffen pfeilschnell und torgefährlich. Nach einem torlosen ersten Spielabschnitt, in dem sich die Amerikaner bei ihrem jungen Schlussmann John Gibson bedanken konnten, dass sie nicht schon frühzeitig in Rückstand gerieten, war es nach einer halben Stunde Islander Nino Niederreiter, der den Außenseiter auf die Siegerstraße schoss. Wer nun dachte, dass die US-Jungs einen Gang höher schalten würden, immerhin hatten sie im Viertelfinale der Sbornaja eine historische Niederlage zugefügt, der sah sich getäuscht. Sie wirkten eher geschockt und das sollte sich auch über den gesamten Spielverlauf hindurch nicht mehr ändern. Die Defensive der Schweizer Nati verteidigte geschickt, suchte an der Bande den Körperkontakt und ließ kaum Torchancen zu. Sollte wirklich einmal ein Schuss den Weg auf ihr Tor finden dann war ihr Schlussmann Martin Gerber zur Stelle. Auch im Schlussabschnitt tauchten die hervorragend von Sean Simpson und seinem Trainergespann eingestellten Schweizer immer wieder gefährlich vor Gibson auf. Für die Vorentscheidung konnte schließlich Julian Walker knapp zehn Minuten vor Spielende sorgen. Simon Moser schickte ihn mit einem präzissen Pass auf die Reise und der 24-jährige Stürmer der Tigers Langnau bedankte sich mit dem Treffer zur 2-0 Führung. US-Coach Joe Sacco versuchte noch einmal alles und nahm bereits 140 Sekunden vor Spielende seinen Goalie aus dem Kasten. Das Happy End in Form des 'Empty Netters' von Reto Suri zum 3-0 Endstand blieb aber den Eidgenossen vorbehalten.
Sollten die Schweizer Nati auch gegen die Tre Kronor eine solche Vorstellung wie heute Abend abliefern, dann ist auch das Unmögliche möglich und auch die Statistik spricht für die Eidgenossen. Seit 1986 hat kein Ausrichter einer Eishockeyweltmeisterschaft auch Gold gewonnen.