Karlsson

Es war letztendlich eine durchaus vermeidbare 2:3-Niederlage für die Vegas Golden Knights gegen die Washington Capitals in Spiel 2 des diesjährigen Stanley Cup Finales in der heimischen T-Mobile Arena.

Erwartungsgemäß ging es im Vergleich zum ziemlich wilden und ungewöhnlich unkontrollierten 10-Tore-Spiel vom Montag (6:4 für Vegas) am Mittwoch im zweiten Kräftemessen beider Franchises deutlich kontrollierter und defensiv orientierter zu, obwohl beide Mannschaften auch diesmal wieder durchaus viel investierten und den Zuschauern in aller Welt abermals ein ansehnliches Eishockey-Spektakel lieferten.
Dass die Heimmannschaft dann am Ende mit dem Serienausgleich leben musste, somit mit einem 1:1 zu Spiel 3 am Samstagabend in die US-Hauptstadt reisen muss, das lag im Rückblick eindeutig an der relativ schwachen Powerplay-Ausbeute des Western Conference Champions 2018.

Lediglich eine von fünf Überzahlsituationen konnte die Truppe von Coach Gerard Gallant in Spiel 2 der Finalserie erfolgreich zu einem eigenen Treffer verwerten. Das 2:3 durch Shea Theodore in der 18. Minute des Mitteldrittels fiel mit einem Mann mehr auf dem Eis. Doch zu mehr reichte es an diesem Abend eben für Vegas nicht. Und das, obwohl das Team im Schlussdrittel noch eine herausragende '5 gegen 3'-Chance hatte, doch diese, auch aufgrund einer herausragenden Parade von Gästetorwart Braden Holtby, ungenutzt verstreichen ließ. Zwar gingen die Gastgeber in der Endphase immer mehr Risiko, nahmen zwei Minuten vor Spielende bereits den Goalie von Eis, doch auch die hierdurch erzeugte numerische Überzahl an Stürmern blieb ohne Wirkung.
Hätten die Golden Knights aus ihren Powerplay-Situationen zuvor mehr als nur diesen einen Treffer zustande gebracht, speziell die große Möglichkeit mit zwei Mann mehr auf dem Eis ausgenutzt, oder aber eine der anderen Überzahlsituationen in der T-Mobile Arena zur Freude ihrer erneut fantastisch aufgelegten Fans mit einem Treffer gekrönt, Spiel 2 hätte wahrlich nicht mit einer Heimpleite enden müssen.
So aber waren der frühe Führungstreffer durch James Neal und der spätere Anschlusstreffer zum 2:3 durch Theodore, gepaart mit diesmal 23 Saves für Marc-Andre Fleury, auf den sich das Team einmal mehr verlassen konnte, diesmal zu wenig um die Truppe rund um den russischen Star-Stürmer Alex Ovechkin erneut in die Knie zu zwingen. Selbst wenn de Schweizer Luca Sbisa abermals einen Assist beisteuern konnte, immerhin schon seinen dritten in den letzten vier Spielen, dürfte sich die Freude bei ihm darüber aufgrund des Spielausgangs ebenfalls in recht engen Grenzen gehalten haben.
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Statt einer ursprünglich angedachten komfortablen 2:0-Serienführung für das Team aus der Spielerstadt in Nevada setzte es nämlich für die Golden Knights den bitteren Verlust des immer als durchaus bedeutend angesehenen Heimvorteils in der 'Best of 7'-Serie gegen das Team von der Ostküste.
Die unmittelbare Folge waren unzufriedene Akteure in Reihen der Gastgeber vom Mittwoch, deren grundsätzliches Selbstvertrauen jedoch durch die erste Niederlage in dieser Stanley Cup Finalserie offenkundig nicht nachhaltig erschüttert werden konnte, zumindest wenn man den Stimmen der Beteiligten unmittelbar nach Spielende Glauben schenken kann.

Coach Gallant wirkte zwar enttäuscht, lobte jedoch die Capitals für ihr Spiel. "Wir hatten unsere Möglichkeiten heute. Doch es waren am Ende nicht genug, keine Frage. Aus dem '5 gegen 3' hätten wir natürlich ein Tor machen müssen. Doch irgendwie sollte es heute nicht sein. Da kann man dem Gegner auch mal ein Kompliment aussprechen. Washington hat das gut gemacht. Doch wir müssen da an uns arbeiten. Unser Powerplay war heute nicht besonders. Aber, so ist eben Eishockey manchmal einfach."
Goalie Fleury, im bisherigen Playoff-Verlauf regelmäßig der große Sieg-Garant für Vegas, heute jedoch ebenfalls machtlos bei der Niederlage vor den eigenen Fans, zollte direkt dem Gegner Respekt. "Washington hat ein gutes Powerplay. Das ist ja gar keine Frage. Das haben wir heute wieder gesehen. Doch wir brauchen uns da keine Sorgen machen. Das wird beim nächsten Mal sicherlich wieder besser funktionieren, da bin ich mir sicher."
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Jonathan Marchessault zeigte sich vor allem aufgrund der ausgelassenen Möglichkeit enttäuscht. "Unser drittes Drittel war wieder deutlich besser. Da hatten wir dann unsere Möglichkeiten. Natürlich muss man es ausnutzen in den Playoffs, wenn das eigene Team zwei Mann mehr auf dem Eis hat. Wir haben alles versucht, doch es hat einfach nicht gereicht heute."
"Ärgerlich, dass wir diese große Möglichkeit ungenutzt gelassen haben. Doch so läuft das eben manchmal. Wir können es besser, und das werden wir auch wieder zeigen. Da bin ich mir sicher", ergänzte Erik Haula nach dem Spiel gegenüber der versammelten Schar der Medienvertreter.
Der Torschütze zum 2:3, Shea Theodore, richtete den Blick bereits in Richtung Samstagabend, wenn Spiel 3 in Washington über die Bühne gehen wird.
"Das ist zunächst einmal ziemlich hart heute. Wir haben alles versucht, doch es gibt im Eishockey eben keine Garantien. Wir müssen jetzt runterkommen und dann einen neuen Anlauf nehmen."
Ob dieser dann gelingen kann, das sehen wir hier in Mitteleuropa in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 2 Uhr MESZ.