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Rückblick auf das NHL-Jahr 2013/14

von Bernd Roesch

Eine an Höhepunkten reiche NHL-Saison 2013/14 hat am 13. Juni 2014 mit den Los Angeles Kings als würdigen Stanley Cup Champion ihr Ende gefunden. So verlief das Jahr und das ist vor allem in Erinnerung geblieben.

Die Überraschungsteams

Auch die Spielzeit 2013/14 sorgte wieder einmal für einige Überraschungen oder hätten sie vor der Saison erwartet, dass die Columbus Blue Jackets in der neuformierten Metropolitan Division vor den Washington Capitals landen würden und sich im Gegensatz zu den Hauptstädtern mit ihrem Stürmerstar Alexander Ovechkin, der die reguläre Saison mit 51 Treffern wieder einmal als bester Torschütze der Liga abschließen konnte, für die Playoffs qualifizieren?

Noch unerwarteter war jedoch das Abschneiden der Colorado Avalanche unter ihrem neuen Headcoach Patrick Roy. Der Franchise aus der Mile High City hat Roy nachdem sie dreimal in Folge die Playoffs verpasst hatten, Kampfgeist eingehaucht und zu neuem Leben erweckt. Im Saison-Endspurt überholten sie mit ihrem engagierten Eishockey sogar noch die hochgehandelten St. Louis Blues und eroberten in der Central Division den ersten Tabellenplatz.

Lange Gesichter gab es hingegen bei den kanadischen Fans. Vor allem bei denen der Toronto Maple Leafs, die lange Zeit einen Playoffplatz inne hatten, nach der Olympiapause jedoch nur sechs von 22 Partien gewinnen konnten, und bei denen der Vancouver Canucks, über viele Jahre hinweg das kanadische Vorzeigeteam, die mit acht Punkten Rückstand auf einen Playoffrang im Westen weit abgeschlagen auf dem zwölften Platz landeten. Von den sechs Mannschaften aus dem Mutterland des Eishockeys konnten sich somit nur die Canadiens für die Playoffs qualifizieren.

Die Liganeulinge

Sie absolvierten ihre erste nahezu volle NHL-Saison und hatten keinerlei Anpassungsschwierigkeiten in der besten Eishockeyliga der Welt zurechtzukommen. Für den ersten Paukenschlag eines Rookies sorgte San Joses junger Center Tomas Hertl, der in seinen ersten sechs NHL-Partien an neun Treffern beteiligt gewesen war und der sich am 8. Oktober in der Partie gegen die Rangers mit vier Toren eindrucksvoll in die Schlagzeilen geschossen hatte. Mitte Dezember, nach 35 Partien, verletzte sich der 20-jährige Tscheche, so dass er sich mit 25 Scorerpunkten in 2013/14 zufrieden geben musste. Ob er ohne Verletzungspech Colorados jungen Überflieger Nathan MacKinnon eingeholt hätte, der mit 24 Toren und 39 Assists, die Saison als punktbester NHL-Neuling abschloss, das ist dennoch mehr als fraglich.

Gleich mehrere Rookies die für Aufsehen sorgen konnten, hatten die Tampa Bay Lightning in ihren Kader integriert. Allen voran Linksaußen Ondrej Palat, der nicht nur mit 59 Punkten als zweitbester Scorer hinter McKinnon abschloss, sondern mit +32 für einen Stürmer einen überragenden +/-Wert erreichen und sich damit noch vor seinem Sturmkollegen Tyler Johnson sowie Anaheims Verteidiger Hampus Lindholm positionieren konnte.

Die Freiluftspiele

Insgesamt sechs Open Air Partien, vier im Rahmen der Coors Light NHL Stadium Series, das jährlich am Neujahrstag stattfindende Bridgestone NHL Winter Classic sowie das Tim Hortons NHL Heritage Classic Game, hatte die NHL in ihren Spielplan vorgesehen und jedes einzelne davon hatte seinen Reiz. Sei es, weil es unter der Sonne Kaliforniens, wie jenes zwischen den Anaheim Ducks und Los Angeles Kings Games im Dodger Stadium ausgetragen wurde, wobei der Schweizer Schlussmann Jonas Hiller bei dem 3-0 Erfolg seiner Ducks sogar einen Shutout feiern konnte, oder weil das altehrwürdige Yankee Stadium eine beeindruckende Kulisse für die New York Rangers in ihren Auftritten gegen die New Jersey Devils und gegen die New York Islanders bildete. Beide Partien konnten die Rangers mit 7-3 bzw. 2-1 für sich entscheiden.

Die größte Zuschauerresonanz fand das Winter Classic Game zwischen den Toronto Maple Leafs und den Detroit Red Wings im Michigan Stadium von Ann Arbour. Annähernd 105.000 Zuschauer fanden sich im Stadion ein und sorgten nicht nur aufgrund der kalten Temperaturen für eine Gänsehautstimmung. Auch das Spiel an sich tat ihr Übriges dazu, bot Spannung bis zur Schlussminute. Nach der Verlängerung stand es noch 2-2 Unentschieden, so dass mit den Maple Leafs der Sieger erst nach Penaltyschießen ermittelt worden war.

Die Wechsel

Einen Monat vor Playoffbeginn, am 5. März 2014, endete die Wechselfrist in der NHL. Mit Hochspannung erwartet wurde, wie die Teams sich für die anstehenden Aufgaben zu verstärken gedenken.

Zu neuen Arbeitgebern aufbrechen mussten auch zwei Schweizer, ein Österreicher und ein Deutscher. Der Schweizer Verteidiger Raphael Diaz wechselte von Vancouver zu den New York Rangers und sein Landsmann Reto Berra wurde von den Flames an die Colorado Avalanche abgegeben. Noch mehr Wirbel gab es um den Transfer von Österreichs Topstürmer Thomas Vanek, den die New York Islanders nach langer Suche eines Abnehmers am Ende zu den Montreal Canadiens transferierten. Mit den Pittsburgh Penguins entschied sich ein Anwärter auf den Stanley Cup dazu sich die Dienste des deutschen Stürmers Marcel Goc zu sichern.

Den spektakulärsten Trade handelten die Tampa Bay Lightning und die New York Rangers aus. Sie tauschten ihre beiden Kapitäne Ryan Callahan und Martin St. Louis. Letztgenannter sollte sich, nachdem er in Manhattan zunächst Anpassungsschwierigkeiten gehabt hatte, noch als Glücksgriff für die Blueshirts herausstellen.

Ein feines Näschen hatte auch das Management der Kings, indem sie den slowakischen Sniper Marian Gaborik von den Blue Jackets loseisen konnten, zu einem Zeitpunkt, an dem die Kalifornier noch um ihre Playoffteilnahme bangen mussten. Gaborik schoss letztendlich die Kings nicht nur in die Playoffs sondern auch zum Cup-Gewinn.

Die Playoffs

Wie heißt es immer so schön: In den Playoffs ist alles möglich. Dieser Satz hat sich auch in diesem Jahr wieder einmal bestätigt. Wer wurde Anfang April nicht alles hochgehandelt?

Im Osten galten die Boston Bruins, neben den Pittsburgh Penguins mit ihrem Teamkapitän und NHL-Topscorer Sidney Crosby, als die ganz großen Titelaspiranten. Beide Favoriten mussten im Conference Halbfinale die Segel streichen. Die Bruins unterlagen ihrem Erzrivalen aus Montreal in sieben Spielen nachdem sie schon mit 3-2 in Front gelegen waren und die Penguins verspielten eine 3-1 Führung in der Serie gegen den späteren Stanley Cup Finalisten aus New York, der sich anschließend in dem Conference Finale zwischen zwei 'Original Six' Teams gegen die Frankokanadier in sechs Partien durchsetzen konnte.

Im Westen wurden die St. Louis Blues, vor allem nachdem sie auch noch Schlussmann Ryan Miller unter Vertrag genommen hatten, an erster Stelle genannt, wenn um die Frage ging, wer in das Stanley Cup Finale einziehen könnte. Für die Blues war jedoch bereits in der ersten Playoffrunde nach sechs Spielen der Traum vom Titel geplatzt. Chicago trat als Titelverteidiger an und auch die Ducks sowie die Sharks zählten zu den Kandidaten für das Endspiel. Für alle drei war der spätere Stanley Cup Champion, die Los Angeles Kings, die sich als Meister der Aufholjagden erwiesen, Endstation. Diese bittere Erfahrung mussten auch die New York Rangers im Stanley Cup Finale machen, wo sie in den ersten zwei Partien jeweils mit zwei Toren in Führung gegangen waren, um dann am Ende in der Verlängerung doch noch die Spiele aus der Hand zu geben.

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