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Rookie Tom Kühnhackl immer für ein Tor gut

von Axel Jeroma

Zugegeben: Es gibt Tore, die unter weit komplizierteren Bedingungen zustande kommen, als jenes 5-0 von Tom Kuhnhackl am Samstag beim Spiel seiner Pittsburgh Penguins bei den New York Islanders im Barclays Center. Islanders-Goalie Jean-Francois Berube lag bäuchlings – alle Viere von sich gestreckt – auf dem Eis. Seine beiden Mannschaftskameraden Josh Bailey und Thomas Hickey kugelten ähnlich hilflos vor dem Torraum herum, nachdem sie sich bei der Gefahrenabwehr mit Penguins-Stürmer Matt Cullen verkeilt hatten und gestürzt waren. Kühnhackl reagierte gedankenschnell und chippte den Puck lässig ins verwaiste Gehäuse.

Doch der symbolische Wert des Treffers wird durch die einfache Art der Vollendung keineswegs geschmälert. Der 24-jährige Deutsche setzte damit nicht nur den Schlusspunkt unter die Partie, mit der die Penguins ihre zehnte Playoff-Teilnahme in Folge klar machten, sondern stellte einmal mehr unter Beweis, dass er mittlerweile immer für ein Tor oder einen Assist gut ist. Einen Fakt, den inzwischen längst auch namhafte NHL-Sachverständige wie Kevin Weekes in ihren Kommentaren herausstellen.

Als Kühnhackl am 9. Januar in der Begegnung der Penguins bei den Montreal Canadiens in der NHL debütierte, bemerkte er sofort entscheidende Unterschiede zu dem, was er von seiner Berufsausübung in unteren Klassen gewohnt war. „Die Spielgeschwindigkeit ist viel höher. In der AHL kann man den Puck in Ruhe annehmen, schauen und abspielen. In der NHL funktioniert das nicht. Da sind die Verteidiger sofort an dir dran und attackieren dich. Da kannst du die Scheibe oft nur noch schnell weiterleiten oder einfach an der Bande entlang spielen“, erzählt der gebürtige Landshuter. Anfangs sei das alles eine totale Umstellung für ihn gewesen.

Doch Kühnhackl hat sich schnell an die harte Herzlichkeit der gegnerischen Defensivfachkräfte und das hohe Tempo gewöhnt. Fünf Wochen nach seiner Premiere trug er sich das erste Mal in die Torschützenliste ein – mit einem Shorthander zum zwischenzeitlichen 1-3- bei der 2-4-Niederlage gegen die Tampa Bay Lightning. Nach nunmehr 39 Einsätzen stehen für ihn 14 Punkte (fünf Tore, neun Vorlagen) zu Buche.

Nach einem mäßigen Saisonbeginn verzückten die Penguins in den vergangenen Wochen ihre Anhängerschaft zuhauf mit gelungenen Darbietungen. Allein seit 1. März gewann das Team um Kapitän Sidney Crosby 14 seiner insgesamt 18 Begegnungen. Dank dieser imposanten Serie sicherte sich Pittsburgh vorzeitig weitere Auftritte nach der Hauptrunde.

Die prall gefüllte Agenda in dieser Saisonphase ficht Kühnhackl nicht an. „Man kann sich so hundertprozentig auf die Spiele fokussieren. Denn viel Zeit zum Training oder zu sonstigen Aktivitäten auf dem Eis bleibt bei dem engen Zeitplan nicht mehr“, sagt der Rookie. Umso wichtiger ist die Regeneration zwischen den beruflichen Aktivitäten. Dafür setzt sich Kühnhackl gern mal aufs Rad oder genehmigt sich ein Eisbad.

Nachdem sie den Berechtigungsschein für die Playoffs um den Stanley Cup gelöst haben, verfolgen die Penguins nun ein weiteres Ziel. Sie wollen ihren zweiten Platz in der Tabelle der Metropolitan Division bis zum Ende der Hauptrunde verteidigen. Dann hätten sie in der ersten Playoff-Runde zunächst Heimrecht und könnten in der Serie Best-of-Seven vorlegen. „Es wäre auf jeden Fall ein Vorteil, daheim mit den eigenen Fans im Rücken anzufangen und nicht schon in den ersten Tagen reisen zu müssen“, so Kühnhackl.

Eine Prognose, wie weit es für ihn und die Penguins in den Ausscheidungsspielen geht, wollte er lieber nicht wagen. „Das ist schwer vorherzusagen. In den Playoffs ist alles möglich.“ Trotz aller gebotenen Zurückhaltung überwiegt bei Kühnhackl jedoch der Optimismus: „Wir haben unseren Stil gefunden und sind gut drauf.“ Trotz des Fehlens wichtiger Akteure wie etwa Evgeni Malkin. „Wenn Evgeni wieder mit dabei ist, gibt uns das noch einmal einen extra Motivationsschub“, weiß Kühnhackl um die Qualitäten des russischen Angreifers.

Wahrscheinlicher Kontrahent zum Auftakt der Playoffs sind die New York Rangers. Sollte es tatsächlich zum Duell beider Klubs kommen, wäre das eine gute Gelegenheit für die Penguins zwei alte Rechnungen zu begleichen. 2014 (2. Runde: 3-4) und 2015 (1. Runde: 1-4) zogen sie gegen die Rangers den Kürzeren.

Kühnhackl will selbstredend seinen Beitrag dazu leisten, dass die Urlaubszeit für ihn und seine Sportkameraden aus Pittsburgh frühestens in einigen Wochen anbricht. Am liebsten sogar erst irgendwann Mitte Juni. Da endet nämlich die Finalserie um den Stanley Cup.

Noch nicht gänzlich aufgegeben hat Kühnhackl seine Hoffnungen, von Coach Ralph Krueger noch für das Team Europa beim World Cup of Hockey 2016 nominiert zu werden. „Es wäre eine große Ehre für mich, die Einladung zu so einem bedeutenden Turnier zu bekommen“, betont er. Das beste Argument, um seiner Bewerbung Nachdruck zu verleihen sind natürlich Tore – egal mit welchem Schwierigkeitsgrad sie zustande kommen.

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