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Raanta - ein Backup sorgt für Aufsehen

von Bernd Roesch

Backup-Torhüter haben normalerweise nicht sehr viele Gelegenheiten sich ins Rampenlicht zu spielen, vor allem nicht wenn der Stammtorwart Henrik Lundqvist heißt, wie bei den New York Rangers.

Doch deren junger finnischer Schlussmann packt seine Chance beim Schopfe.

Antti Raanta kam diesen Sommer beim NHL Draft am 27. Juni in einem Trade von den Chicago Blackhawks zu den Rangers, nachdem die Blueshirts Cam Talbot an die Edmonton Oilers abgegeben hatten. Bis zum Saisonbeginn 2015/16 konnte sich Raanta nicht einmal seines Jobs als erster Ersatztorwart der Rangers sicher sein. Magnus Hellberg hieß im Trainingcamp sein Herausforderer auf die Nummer 2 im Kasten. Rangers Trainer Alain Vigneault hegte jedoch schon damals keinen Zweifel, dass Raanta diesen Zweikampf für sich entscheiden wird:

"Es ist ein offener Kampf, doch es wäre schon eine große Überraschung, wenn sich Raanta nicht gegen Hellberg durchsetzen könnte."

Tatsächlich entschied sich Vigneault nach dem Trainingslager für den 26-jährigen Finnen als Nachfolger von Talbot, der vergangene Saison Lundqvist für mehrere Wochen glänzend vertreten konnte (16-4-1).

Seine erste Chance, sich im Trikot der Rangers in einer NHL-Partie auszuzeichnen, bekam Raanta am 19. Oktober gegen die San Jose Sharks, nachdem die Rangers die Woche zuvor drei Spiele in Folge verloren hatten.

Mit 4-0 Toren schickten die Rangers ihre kalifornischen Gäste nach Hause und Raanta durfte sich über einen Shutout freuen. Er ist damit erst der vierte Torwart in der langen NHL-Historie der Rangers, der bei seinem Debut seinen Kasten sauber halten konnte.

Nur Hal Winkler (1926), John Ross Roach (1928) und Marcel Paille (1957) war dieses Kunststück schon vorher gelungen.

"Ein solcher Start ist natürlich klasse. Ich weiß was mein Vorgänger [Talbot] hier geleistet hat und jeder vergleicht mich mit ihm. So ist es eben beim Eishockey, der Nachfolger soll immer besser sein als sein Vorgänger. Ich habe nur versucht gut zu sein, die Partie zu genießen und nicht viel darüber nachzudenken. Es gibt auch noch einiges an Arbeit, denn es war noch kein perfektes Spiel - aber ein schönes."

Bereits sechs Tage später durfte sich Raanta erneut auszeichnen. Diesmal gaben sich als Gegner im Madison Square Garden die Calgary Flames die Ehre. Nachdem Jiri Hudler die Gäste aus Alberta gleich mit dem ersten Torschuss 1-0 in Front gebracht hatte, war Raantas Nervenstärke gefragt.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein Torhüter ein frühes Gegentor so eiskalt wegsteckt, wie der Finne am Sonntag. Die folgenden 22 Schüsse der Flames wurden seine Beute, darunter waren im ersten Drittel zwei ganz wesentliche Paraden gegen Mikael Backlund und beim Nachschuss von Michael Frolik. Hierfür bekam Raanta auch ein Sonderlob seines Trainers:

"Ohne Zweifel waren diese beiden Rettungstaten ein Wendepunkt im Spiel. Solche Saves sind wichtig, damit die Jungs zu ihrem Rhythmus finden und das hat heute geklappt."

Am Ende gewannen die Rangers das Spiel relativ deutlich und auch in der Höhe verdient mit 4-1.

Raantas Konzept, sich über einen ersten Auftritt in einem neuen Team wenig Gedanken zu machen, ging auch schon bei seinem Nationalmannschaftsdebut auf:

Bei der IIHF Eishockeyweltmeisterschaft 2013 stand Raanta in der Partie gegen die Slowakei zum ersten Mal im Kasten der Suomi und hielt dem Angriffswirbel der Slowaken, die 36 Mal auf sein Tor schossen, ohne Gegentreffer stand.

Nach diesem Turnier unterschrieb der ungedraftete Raanta einen Einjahresvertrag bei den Blackhawks, den er im darauffolgenden Sommer um weitere zwei Jahre verlängerte. Richtig Fuß fassen konnte der talentierte Schlussmann in Chicago jedoch nicht.

Obwohl er es während der Saison 2014/15 mit einem Gegentrefferschnitt von 1,89 und einer Rettungsquote von 93,6 Prozent in 14 Partien auf hervorragende Werte gebracht hatte, entschied sich das Trainergespann der Blackhawks für Scott Darling als Backup.

Eine Maßnahme, die den New York Rangers angesichts der überzeugenden Vorstellungen ihres neuen Schlussmanns, ganz recht gekommen sein durfte.

Auch die Negativschlagzeilen, die Raanta im Sommer produzierte, als ihm vorgeworfen wurde, er habe in einem Interview für eine finnische Zeitung den Blackhawks das Aus in der ersten Playoffrunde gewünscht, konnte er aus dem Weg räumen:

"Das war ein Übersetzungsfehler. Ich hatte versucht auszudrücken, wie ich mich damals gefühlt habe, als ich die Nachricht erfuhr. Ich hätte niemals Chicago etwas Schlechtes gewünscht. Nein, ich bin nicht so ein Idiot. Ich hatte eine tolle Zeit in Chicago."

Einer tollen Zeit in der Windy City könnte nun eine noch bessere in Manhattan folgen.

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