Predators gewinnen Zermürbungskampf
von Shawn RoarkeNASHVILLE -- Manche Spieler der Nashville Predators waren zu erschöpft, um von der Bank aufzuspringen, als Mike Fisher das entscheidende 4-3 gegen die San Jose Sharks erzielt hatte. Kein Wunder: Der Treffer fiel in der dritten Verlängerung dieses denkwürdigen Matches in der Bridgestone Arena. Damit glichen die Predators die Playoff-Serie gegen die San Jose Sharks in der zweiten Runde der Western Conference zum 2-2 aus.
Als das rote Licht aufleuchtete und Fisher seine Arme triumphierend hochreckte, bildete sich schließlich doch noch eine ansehnliche Spielertraube auf dem Eis, um dem Torschützen zu gratulieren. Auch wenn bei den meisten Spielern nur noch der Geist willig, die Beine dagegen schwach waren. Center Ryan Johansen und Linksaußen Filip Forsberg taumelten geradezu über die Eisfläche nach 111:12 Minuten Hockey. Mit Mühe und Not erreichten sie das Knäuel um Fisher. Im Mittelkreis hatte sich derweil eine zweite, kleinere Gruppe um Goalie Pekka Rinne geschart und bejubelte den Sieg.
Niedergeschlagen bahnten sich die Spieler der Sharks ihren Weg durch die feiernden Kontrahenten. Schlussmann Martin Jones konnte gerade noch dem Backup-Goalie der Predators, Carter Hutton, ausweichen, als der sich ausgelassen zur Party auf dem Eis nach dem längsten Match in der Geschichte seines Klubs hinzugesellte.

"Es ist in erster Linie pure Erleichterung. Wenn man so erschöpft ist wie wir jetzt, nimmt man alles irgendwie nur noch verschwommen war", sagte Fisher, nachdem sich der erste Trubel gelegt hatte. Fisher hatte einen Abpraller nach einem Schuss von Matthias Ekholm elegant aufgenommen, den Puck auf rechts gelegt und an Jones vorbei ins Netz geschoben. Mit seinem zweiten Treffer im Match beendete er ein Spektakel, das den Geist der Stanley Cup Playoffs perfekt widerspiegelte.
Am Ende war das Spiel von Donnerstagnacht bis Freitagmorgen ein Test der Willensstärke beider Mannschaften. Die Spieler kämpfen um jeden Millimeter, bis zum letzten Blutstropfen. Zu den besonders strapazierten Akteuren zählte Predators-Verteidiger Roman Josi. Er stand 49:42 Minuten auf dem Eis, sein Partner Shea Weber nur 35 Sekunden weniger. Verteidiger Brent Burns, zweifacher Torschütze der Sharks, kam auf eine Gesamtspielzeit von 47:35 Minuten bei insgesamt 54 Wechseln. 20mal schoss er aufs Tor und blockte sieben Schüsse ab.
Rinne gelang eine wundervolle Parade nach der anderen. Am Ende wies die Statistik 44 Saves für ihn aus. Rinne hielt die Predators in den ersten beiden Verlängerungen, in denen seine Mannschaftskameraden versuchten, neue Energie gegen die erkennbar frischeren Sharks zu tanken, am Leben. "Er zeigte sich von seiner besten Seite heute Nacht. Das ist alles, was man sagen muss", lobte Nashville-Coach Peter Laviolette seinen Goalie.
Für die Teams und die Fans war die Partie eine Achterbahnfahrt, die alle gleichermaßen faszinierte und sich zu einem echten Drama entwickelte. In dem behielten die Predators schließlich das bessere Ende für sich. "Wenn man auf eine solche Weise gewinnt, gibt einem das natürlich einen extra Schub. Das lässt sich nicht leugnen", sagte Ekholm.
Nichts könnte die Dramatik dieser Partie besser veranschaulichen als das nicht anerkannte Tor der Sharks nach 7:34 Minuten in der ersten Verlängerung. Kapitän Joe Pavelski fing den Puck mit dem Handschuh, legte ihn sich vor und schob ihn mit dem Stock auf dem Bauch liegend ins Netz.

Aber der Schiedsrichter winkte sofort ab und verweigerte dem vermeintlichen Siegtor der Sharks die Anerkennung. Wie aus der Videoaufzeichnung hervorging, hatte Pavelski Goalie Rinne behindert. So blieb es bei der Entscheidung: kein Tor.
Die Sharks sahen das anders und wähnten sich bereits als Sieger. Doch die Predators konnten tief durchatmen und bekamen eine neue Chance. Von diesem Moment an ging es immer noch ein ganzes Stück weiter. Erst um 1:03 Uhr lokaler Zeit, fast fünf Stunden nach dem Tor von Colin Wilson in der ersten Spielminute, war die Partie zu Ende.
Die fünfte Begegnung, meist das Schlüsselspiel in der Serie Best-of-Seven, findet am Samstag um 22:00 Uhr (Eastern Time) in San Jose statt. Daher bleibt beiden Teams nicht viel Zeit, über das nachzudenken, was am Donnerstag in Nashville passierte. "Die Serie wird bestimmt nicht einfacher, sondern nur noch schwerer", mutmaßt Pavelski. "Wir müssen uns steigern und jetzt daheim einen wichtigen Sieg einfahren."