COL 4, SEA 3

Für Philipp Grubauer war die Auswärtspartie seiner Seattle Kraken bei den Colorado Avalanche eine Reise zurück in die Vergangenheit. Am Ende unterlag der deutsche Schlussmann mit seinem Team mit 3:4, obwohl die Kraken zwischenzeitlich mit 3:1 geführt hatten. Grubauer hatte sich für sein erstes Match an alter Wirkungsstätte sicher einen Sieg erhofft.

Vor der Partie lief in der Ball Arena ein Video zu Ehren von Grubauer. Es war der Dank der Avalanche-Organisation für drei Spielzeiten, in denen der Torhüter überzeugen konnte und zu einem klaren Nummer-Eins-Goalie in der NHL reifte. Im Sommer wechselte Grubauer, als Free Agent, nach Seattle. Bei der neusten Franchise der Liga unterschrieb er einen Vertrag über sechs Jahre. Die Zeit bei den Avalanche wird er dennoch in guter Erinnerung behalten, konnte er doch konstant sein Können auch mit herausragenden Statistiken unterlegen.
Bei seiner Rückkehr schien erst alles nach dem Geschmack der Gäste zu laufen. Zwar brachte Nicolas Aube-Kubel (6.) die Avalanche in Führung, doch Marcus Johansson glich schnell aus (10.). Colorados Trainer Jared Bednar war besonders mit dem Verhalten beim Eindringen in die Angriffszone nicht zufrieden. Man habe dort nicht das gemacht, was man sich vorgenommen habe und den Puck häufig abgegeben.
Im Mittelabschnitt brachten Jared McCann (25.) und Colin Blackwell (35.) die Gäste mit zwei Toren in Front. Die Gastgeber hatten dennoch mehr von der Partie und zwangen ihren ehemaligen Schlussmann zu einigen starken Paraden. Lange konnte Grubauer den Angriffswellen seiner früheren Mitspieler standhalten, ehe erneut Aube-Kubel den verdienten Anschluss wiederherstellte (38.).
Auch in den finalen 20 Minuten der Partie drückten die Avalanche auf weitere Tore. 14-mal schossen sie auf das Gehäuse von Grubauer und drängten so auf den Ausgleich. Grubauer zeigte mehrfach seine Klasse und stoppte viele gefährliche Schüsse. "Grubauer hat einige hervorragende Paraden gezeigt", lobte Bednar. "Er hat dafür gesorgt, dass wir noch härter arbeiten mussten, um den Ausgleich zu erzielen."

SEA@COL: Grubauer stoppt Nichushkins Schuss

Beinahe zwölf Minuten konnte der deutsche Goalie die Avalanche an den Rand der Verzweiflung bringen, ehe Devon Toews den Ausgleich besorgte (52.). Nazem Kadri brachte Colorado 150 Sekunden später in Front (55.), eine Führung, die bis zum Ende der Partie bestand haben sollte.
"Ich wollte ihn passen, aber ich hatte etwas Platz, um hineinzugehen, und ich wollte einfach aggressiv bleiben und konnte die kurze Seite finden", schilderte Kadri die Situation des Siegtreffers. "Offensichtlich habe ich [zwei] Jahre mit 'Grubi' gespielt und kenne einige seiner Tendenzen, aber ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht. Er ist ein großartiger Torhüter und er hat mich vorher im Spiel ausgetrickst, also denke ich, dass ich ihm eines geschuldet habe."
Der Arbeitstag für Grubauer endete bereits etwas vor der Sirene. Er wurde zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis genommen, als die Kraken alles auf eine Karte setzten und den Ausgleich erzwingen wollten. Wirklich gefährlich wurde es für Pavel Francouz, der das Gehäuse der Avalanche hütete und 23 Schüsse abwehren konnte, jedoch nicht mehr.
"Es gibt eine Menge Positives aus diesem Spiel, auch wenn wir nicht gewonnen und keine Punkte geholt haben", betonte Grubauer. "Manchmal spielt man großartig und gewinnt dann doch nicht. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, vor allem in den ersten beiden Dritteln. Im letzten Drittel haben wir sie dann vom Haken gelassen. Sie sind zu Hause eine wirklich gute Mannschaft. Das haben sie schon oft genug getan. Ich war schon auf der anderen Seite, wo wir im dritten Drittel rauskamen und andere Teams vernichtet haben."
Grubauer zeigte bei seinen 31 parierten Schüssen mehrfach, dass er, trotz der schwächeren Statistiken, noch immer zu den besten Torhütern der Liga gehört. Die "Gruuuuuu"-Rufe in Colorado wurden mit jeder Parade des Deutschen lauter und kamen sicherlich nicht nur von den mitgereisten Fans der Kraken.
"Ich war mir nicht sicher, ob es Buh-Rufe oder 'Gruus' waren", scherzte Grubauer, der in der letzten Saison zum Kreis der Kandidaten für die Vezina Trophy gehörte. "Wenn es ein 'Gruu' war, weiß ich das definitiv zu schätzen. Die Liebe, die Wertschätzung und die Unterstützung, die ich hier erfahren habe, waren unglaublich. Denver ist immer ein besonderer Ort in meinem Herzen, vor allem auch die Fans und die Leute, die hierher kommen. Es fühlt sich wirklich unglaublich an."
Bednar hätte sich jedoch gewünscht, dass der Druck auf das Tor seines ehemaligen Schlussmanns noch größer gewesen wäre, besonders in den ersten beiden Abschnitten.
"Ich habe nach dem zweiten Drittel mit ihnen gesprochen, und ich habe bei unseren Jungs eine gewisse Frustration gespürt, besonders im zweiten Drittel", erzählte Bednar. "Man muss Seattle zugutehalten, dass sie hart gecheckt haben. Wir haben einige Dinge nicht so gemacht, wie wir es wollten, vor allem bei unserem Aufbau. Wir haben den Puck zu oft abgegeben, wir haben vor ihrer Verteidigung gespielt und wir wurden zu oft in die Enge getrieben. Im dritten Drittel haben wir ein oder zwei Stufen höher geschaltet und konnten mehr machen, als wir wollten. Wir nehmen den Sieg mit, aber es gibt sicherlich einige Dinge, die wir uns ansehen können."
Am Ende verlängerten die Avalanche ihre Serie an Heimerfolgen auf zwölf und konnten so einen Franchise-Rekord aufstellen. Die Bilanz aus den vergangenen 13 Heimpartien ist mit 11-1-1 beeindruckend. Am Dienstag (8:00 p.m. ET; NHL.tv; Mi. 2:00 Uhr MEZ). geht es dann jedoch erstmal in der Ferne weiter, wenn Colorado bei den Nashville Predators gastiert. Seattle reist weiter zu den Dallas Stars. Am Mittwoch (8:30 p.m. ET; NHL.tv; Do. 2:30 Uhr MEZ) werden Grubauer und seine Mitspieler versuchen in Dallas zu siegen.