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Philipp Grubauer kann es kaum erwarten bis es endlich losgeht. Am Sonntag um 6:30 p.m. ET (Mo. 0:30 Uhr MESZ; NHL.tv) ist es soweit. Seine Colorado Avalanche steigt mit dem ersten Gruppenspiel gegen die St. Louis Blues in die Stanley Cup Qualifikation 2020 in Edmonton ein. Qualifiziert für die Stanley Cup Playoffs 2020 sind die Avalanche aufgrund der zweitbesten Punktequote aus der am 12. März unter- und schließlich abgebrochenen regulären Saison in der Western Conference hinter den Blues. Es geht jedoch in den drei Gruppenspielen unter den vier besten Teams des Westens (außerdem Vegas Golden Knights und Dallas Stars) um die beste Ausgangsposition für die Playoffs, die trotz neutralem Spielort zum Beispiel in der Frage des letzten Wechsels wichtig werden könnte.

Ein bedeutendes Thema für Grubauer ist die Tatsache, dass sich Colorados Trainer Jared Bednar im Vorfeld nicht festgelegt hat, wer in den Playoffs im Tor stehen wird: Grubauer oder Pavel Francouz, der den Deutschen während dessen Verletzungspause seit dem 15. Februar blendend vertreten und die Avalanche trotz allgemeiner Verletztenmisere zu wichtigen Siegen geführt hatte. Im einzigen Vorbereitungsspiel gegen die Minnesota Wild am Mittwoch (3:2) durfte Grubauer beginnen (18 Saves, 90 % Fangquote) und Francouz die zweiten 30 Minuten bestreiten (14, 100 %).
"Das erste Spiel war ein bisschen zum Reinkommen", sagte Grubauer in einer Pressekonferenz am Freitag. "Am Sonntag geht der Spaß los und da wird es ernst. Und egal, wen der Trainer am Ende aufstellt, mich oder Frankie, wir beide versuchen alles zu geben."
Von einem Duell mit Francouz, wie es viele Medien bereits hochstilisieren, will Grubauer indes nichts wissen und betont aufgrund seiner Erfahrung aus dem Jahr 2018, als er mit den Washington Capitals den Stanley Cup holte, dass beide Torhüter auf einer Linie sein müssen, sich keine Auseinandersetzung leisten können und an einem Strang ziehen müssen.

Grubauers Top-Saves in dieser Saison

"Es ist kein Konkurrenzkampf, in dem wir uns gegenseitig Fehler wünschen, sondern wir beide verstehen, dass Erfolg nur möglich ist, wenn wir zusammenarbeiten", betonte Grubauer. "Das habe ich bereits in Washington erlebt, dass es nur so geht. Wir haben eine gute Beziehung und unterstützen uns gegenseitig täglich auf dem Eis und auch während des Spiels in den Timeouts. Wir freuen uns beide, dass es bald wieder losgeht."
Grubauer wird am Sonntag gegen St. Louis zumindest von Beginn an wieder auf dem Eis stehen. Das bestätigte er in dem heutigen Gespräch. Ob er allerdings nach der Hälfte erneut seinen Platz räumen muss oder durchspielen darf, das wusste er noch nicht.
Gegen den Titelverteidiger und das punktbeste Team des Westens wird es sicher keine leichte Aufgabe, das Tor sauber zu halten. Doch was die Avalanche erreichen wollen, ist eindeutig. Es geht nicht nur darum, sich für die Playoffs einzuspielen, sondern außerdem den Fakt zu nutzen, dass weniger Druck und mehr Zeit zum Trainieren existiert als für die 16 Mannschaften, die sich erst in einer Best-of-5-Serie qualifizieren müssen.
"Unser Ziel vor dem Beginn der Saison war, möglichst Heimrecht zu erhalten", verdeutlichte Grubauer. "Wir haben jetzt die Möglichkeit das in drei Spielen zu schaffen. Klar kämpfen wir jetzt noch nicht um das Weiterkommen und haben daher noch etwas mehr Zeit und mehr Trainingseinheiten uns einzuspielen. Trotzdem nehmen wir das am Sonntag sehr ernst und müssen gleich Gas geben, denn es wird kaum möglich sein, erst danach den Schalter umzulegen. Jeder muss bereit sein. Damit haben wir gegen Minnesota schon begonnen und wollen das am Sonntag und in den weiteren Spielen fortsetzen."

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Grubauer gab auch noch einen kurzen Einblick in seinen Tagesablauf in der Blase, also dem von der Außenwelt weitgehend abgesperrten Bereich der Spieler um die Hotels und die Rogers Arena.
"Die Hotelzimmer sind schön und es lässt sich gut dort Zeit verbringen", erzählte der Rosenheimer. "Man kann aber auch rausgehen und es gibt ein paar Anlaufstationen, wie Food Trucks oder wo man einen Kaffee trinken kann. Wir haben meistens in der Mitte vom Tag Training, so dass aber davor und danach wegen Vor- und Nachbereitung nicht so viel Zeit bleibt."
Trotzdem könnte die Dauer in der Quarantäne bis zum Ende der Reise, mit dem ersehnten Gewinn des Stanley Cups Ende September bzw. Anfang Oktober, sehr lang werden. Doch was nimmt man nicht alles auf sich, um die begehrte Trophäe des Eishockeys zu gewinnen? Selbst ein Platz auf der Reservebank wäre dann verkraftbar, sowohl für Grubauer, dessen Namen auf dem Pokal bereits einmal eingraviert ist, als auch für Francouz, der auf seinen ersten Triumph hofft.