Die Halbzeit in der NHL-Saison 2019/20 liegt längst hinter uns, und der Kampf um die begehrten Plätze in den Stanley Cup Playoffs wird immer spannender. In dieser entscheidenden Phase trennt sich die Spreu vom Weizen, in den letzten zwei bis drei Monaten der Saison stürzen immer wieder Teams von einer guten Position ab, oder starten einen erfolgreichen Durchmarsch, der ihnen am Ende die Teilnahme sichert. Eins der Teams, die so eine Erfolgsserie andeuten, sind die Philadelphia Flyers.

Am Dienstag sicherten sie sich mit einem 3:0 bei den Detroit Red Wings den zweiten Sieg in Folge, den sechsten in acht Spielen (6-1-1) und den siebten in den vergangenen zehn Spielen (7-2-1) seit dem 8. Januar. Sie blieben zuletzt am 16. Januar ohne Punkt. Diese Leistungen brachten die Flyers mit 65 Punkten aus 53 Spielen (29-17-7) auf den ersten Wildcard-Platz der Eastern Conference.
"Ich glaube nicht, dass man solche Spiele herunterspielen darf, egal, gegen wen man spielt", erklärte Stürmer Scott Laughton nach dem Sieg gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten am Dienstag, bei dem er das 1:0 erzielt hatte. "Das Rennen ist so eng, dass man es sich nicht erlauben kann, irgendjemanden zu unterschätzen und Punkte zu verlieren. Wir wissen, dass wir auf der Zielgeraden für jedes Spiel bereit sein müssen, weil wir jeden Punkt brauchen, den wir kriegen können."

Die Flyers kämpfen in der Conference gegen fünf weitere Teams, die 63 bis 65 Punkte haben, um einen Platz in den Playoffs. In der Metropolitan Division liegen die Columbus Blue Jackets punktgleich einen Rang vor ihnen auf dem dritten Platz und selbst die Washington Capitals, die die gesamte Liga mit 75 Punkten anführen, sind nicht allzu weit entfernt.
In den vergangenen Wochen haben die Flyers offenbar ihr Erfolgsrezept gefunden, mit dem sie im Konzert der Großen mitspielen können. Seit 8. Januar verbuchten nur drei andere Teams wie die Flyers 15 Punkte. Zuvor hatten sie vier Spiele in Folge verloren.
"Als wir Ende Dezember in Kalifornien waren, sind wir in zu vielen Spielen hinterhergelaufen", analysierte Laughton weiter. "Im Moment machen wir was nötig ist und finden einen Weg, die zwei Punkte zu holen. Wir brauchen jeden Punkt, den wir kriegen können, weil in den letzten Wochen jedes Team um alles kämpfen wird."
Der Sieg gegen die Red Wings zeigte eine der größten Tugenden der Flyers in den vergangenen Wochen. Sie kassierten lediglich 16 Torschüsse, darunter waren zwar durchaus gute Chancen der Red Wings, doch im Zweifelsfall war Torwart Brian Elliott fast immer zur Stelle. Selbst als er den Puck einmal nicht sichern konnte, blieb sein Tor unberührt, da seine Mitspieler weiterkämpften und Stürmer Tyler Pitlick mit vor das eigene Tor kam und mit dem Schlittschuh rettete.
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"Der Shutout verdient eine Fußnote", äußerte sich Elliott zu der Szene. "Ich bin mir nicht mal sicher, wer den Schuss gestoppt hat. Es war ein wildes Durcheinander vor dem Tor und ich habe mich auf den Spieler konzentriert, der um mich herumfahren wollte. Das ist im Moment unsere Spielweise. Unsere Spieler machen all die kleinen Dinge richtig."
Das Spiel und besonders diese Szene zeigen die harte Abwehrarbeit der Flyers, die Früchte trägt und zum großen Teil für ihre gute Ausgangsposition verantwortlich ist. In den vergangenen zehn Spielen kommen die Flyers auf 2,3 Gegentore pro Spiel, nur drei Teams kassierten in dieser Zeit weniger Tore. Bei den kassierten Torschüssen stehen die Flyers mit 28,1 pro Spiel ebenfalls auf dem vierten Platz. Das soll Elliotts Leistung jedoch keineswegs schmälern, denn auch wenn er viel Hilfe von seinen Vorderleuten hatte, ist eine Statistik von 4-0-1, 93,5 Prozent Fangquote, 1,58 Toren pro Spiel und zwei Shutouts in fünf Spielen beeindruckend.
Hinzu kommt, dass die Flyers in der Offensive genau das machen, was ihre Defensive so stark macht. Sie kämpfen um jeden Puck, geben nicht auf und arbeiten geschlossen zusammen. Ein Musterbeispiel war das 1:0 von Laughton. Die Red Wings waren eigentlich im eigenen Drittel in Scheibenbesitz, doch Robert Hagg fuhr einen starken Check, Michael Raffl war da, um den Puck zu erobern und spielte Laughton im Slot an, der eiskalt verwertete.
Raffl sammelte damit seinen vierten Punkt (zwei Tore, zwei Assists) in seinen vergangenen zehn Spielen. Zuvor hatte der Österreicher in 32 Spielen neun Punkte erzielt (drei Tore, sechs Assists). Er ist einer von vielen Spielern, die nicht zu den Topscorern gehören, in letzter Zeit aber ihren Beitrag zur Offensive der Flyers leisten. Im erwähnten Zeitraum kam nur Sean Couturier auf wenigstens einen Punkt pro Spiel. Er lieferte ein Tor und zehn Assists. Dafür erzielte jeder Spieler, der mehr als einen Einsatz hatte, mindestens einen Punkt und die 32 Tore der Flyers kamen von 14 verschiedenen Spielern.

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Die Flyers liegen in den meisten Statistiken zwar weiterhin nur im Mittelmaß, die Heimstärke mit einer 18-4-4-Bilanz mal ausgenommen. Ihre kämpferische Spielweise führt jedoch zum Erfolg und das nicht nur gegen Teams vom Tabellenende, wie die Red Wings. Sie gewannen in den abgelaufenen Wochen gegen die Capitals, Boston Bruins, St. Louis Blues, Colorado Avalanche und Pittsburgh Penguins. Drei dieser Teams führen ihre Division an, die Penguins belegen den zweiten und die Avalanche den dritten Platz.
Die starke Phase der Flyers kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn bis zum 20. Februar stehen bei acht Partien fünf Begegnungen an, die man als Vier-Punkte-Spiele bezeichnen könnte. Sie treffen je zwei Mal auf die Columbus Blue Jackets und die Florida Panthers und einmal auf die New York Islanders. Alle drei Teams sind direkte Konkurrenten um die Wildcard, die Islanders und die Blue Jackets sogar um den dritten Platz in der Metropolitan Division.